Podcast #264 mit Tom Herrich & Fabian Drescher

Podcast #264 mit Tom Herrich & Fabian Drescher

Wie geht es Hertha BSC derzeit eigentlich? Und wie geht es mit der alten Dame weiter? Was sind die Aufgaben und Herausforderungen der kommenden Wochen und Monate? Und wo steht der Profifußball im Allgemeinen? Darüber haben wir mit Herthas Geschäftsführer Tom Herrich und Interimspräsident Fabian Drescher gesprochen.

In über zwei Stunden Gespräch reden wir über das große Loch, das Kay Bernsteins Tod hinterlassen hat und wie sich Herthas Geschäftsstelle seitdem ohne ihn aufstellt. Dabei rühren wir nicht in der Vergangenheit herum, sondern blicken auf Gegenwart und Zukunft. Zunächst geht es um Herrichs und Dreschers Sozialisation mit dem Fußball und die Frage, wie der (nun abgesagte) DFL-Investorendeal und die Fanproteste zu bewerten sind. Anschließend machen wir uns an die großen Hertha-Themen: Die Zukunft von Herrich und Drescher, die finanzielle Konsolidierung, der „Berliner Weg“, Investor 777, Herthas Weg der letzten eineinhalb Jahre – und vieles vieles mehr.

Wir haben sehr viel über Herrich, Drescher und das derzeitige Wesen von Hertha BSC gelernt – wir hoffen, ihr auch.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der neuen Folge! Bitte abonniert uns auf allen Kanälen und gebt überall eine Bewertung ab, wo ihr es noch nicht getan habt. Das Beste für uns ist aber immer die persönliche Weiterempfehlung. Danke!

HIER FINDEST DU ALLE WICHTIGEN HERTHA BASE LINKS:

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Gesprächsthemen powered by @masthuhn1892 0:00 Vorwort 5:20 Beginn des Interviews & Einleitung 13:28 Sozialisierung mit dem Fußball von Tom und Fabian 21:19 Toms Werdegang 25:48 Freizeitgestaltung bei Tom und Fabian 30:10 Stellenwert des Fußballs 38:00 Entwicklung des Merchandises 40:08 Statement zum DFL-Investorenprozess 50:40 Austausch mit der aktiven Fanszene & Bedeutung des Fandialogs 56:30 Typische Arbeitswoche 01:02:53 Auswirkungen des Todes von Kay Bernstein 01:12:09 Die Bedeutung des Berliner Wegs 01:18:40 Wirtschaftliche Konsolidierung 01:21:42 Verlängerung der Nordic Bond Anleihe 01:25:02 Kostenreduktionsmaßnahmen 01:29:05 Erlössteigerungspotenziale 01:33:00 Änderung der Außenwahrnehmung von Hertha BSC 01:38:00 Beziehung zu 777 01:48:38 Aufgabenschwerpunkte bis zur kommenden MV 01:53:32 Präsidiumsbesoldung und Satzungskommision 01:57:10 Frauenfußball 02:01:50 Wünsche des Präsidiums & der Geschäftsführung 02:03:50 Zukunft von Fabian Drescher 02:06:10 Ausblick

Produktion & Schnitt: Lukas Kloss

Video & Schnitt: Marco M. Lude

Grafiken: Tamina

Interview mit fans@hertha e.V. – eine Fan-Gruppe für den guten Zweck

Interview mit fans@hertha e.V. – eine Fan-Gruppe für den guten Zweck

Nachdem wir im letzten Jahr einen Artikel über die Aktion “Hertha wärmt” von den Harlekins und der Berliner Stadtmission geschrieben haben, wollten wir auch in dieser Weihnachtszeit ein soziales Projekt rund um Hertha BSC vorstellen. Dazu haben wir uns mit Sabine und Thorsten von fans@hertha e.V. zusammengesetzt und mit ihnen über ihre ehrenamtliche Arbeit gesprochen.

Hallo ihr beiden, wer seid ihr? Stellt euch doch gerne mit zwei bis drei Sätzen persönlich vor.

Sabine: Ich bin Sabine 42 Jahre alt, verheiratet, habe zwei Kinder und bin seit 30 Jahren Hertha Fan. Bei fans@hertha e.V. bin ich die 2. Vorsitzende und das Mädchen für alles. Das heißt ich kümmere mich meist um jegliche Orga für unsere Charity Aktionen.

Totti: Ich bin Thorsten, seit 32 Jahren glücklich verheiratet, habe drei Kinder (Jungs, 31, 24 und 16 Jahre alt) sowie 2 Enkelkinder, bin leitender Angestellter in einem mittelständischem Versicherungsunternehmen und seit 1971 Fan von Hertha BSC. Im Verein bin ich seit Gründung 2010 und 1.Vorsitzender. Ich kümmere mich, soweit es meine Zeit zulässt, um die Öffentlichkeitsarbeit und das Fanleben. Daneben versuche ich Sabine bei der Orga zu unterstütze.

Wer oder was ist „Fans at Hertha“ und wie seid ihr entstanden?

fans@hertha e.V. ist 2010 aus einer Xing Hertha Fan-Gruppe entstanden, die den Wunsch hatten etwas Gutes für andere und vornehmlich für Kinder zu tun. Daher werden auch sämtliche Einnahmen von uns aus den Mitgliedsbeiträgen, Spenden und ähnlichem nur für den guten Zweck einsetzt.

Was sind Projekte, die ihr so auf die Beine stellt?

Wir sind mit regelmäßigen Aktionen auf der Kinderkrebsstation im Helios Buch. Dort Basteln wird zum Beispiel Adventskränze mit den Kids oder Kochen mit ihnen. Dadurch können sie ihren schweren Alltag für ein paar Stunden vergessen. Auch in den SOS-Kinderdörfern sind wir regelmäßig aktiv. Egal ob mit Stadionbesuchen, Ausflügen ins Jump House und die Hurricane Factory oder gemeinsamen Grill- und Spieleabenden. Es hilft auch schon, wenn man einfach mal nur hilft ein paar Möbel aufzubauen oder Zimmer zu streichen. Es gibt aber noch viele andere Projekte. Meistens geht es darum, den Kindern Wünsche zu erfüllen und Möglichkeiten zu für spannende Erlebnisse zu bieten. Und natürlich verteilen wir regelmäßig Karten für Spiele unserer Hertha.

Wie viele Mitglieder habt ihr im Verein?

Wir haben etwa 100 Mitglieder, von denen circa 20 aktiv bei Aktionen helfen.

“Hertha unterstützt uns schon seit dem ersten Tag”

Unterstützt Hertha euch in irgendeiner Art und Weise, sei es mit Spenden oder persönlichem Einsatz?

Hertha unterstützt uns schon seit dem ersten Tag, Ingo Schiller ist Gründungsmitglied in unserem Verein. Jetzt kommt die meiste Unterstützung durch die CSR Abteilung von Hertha, die immer ein offenes Ohr für uns hat und uns mit Sachspenden und Kartenspenden oder Herthinho-Besuchen unterstützt.

hertha

Gibt es auch Spieler, die bei euch mitgeholfen haben?

Ja, auch einige Spieler haben uns unterstützt oder tun das immer noch regelmäßig. Zu nennen sind da zum Beispiel Fabian Lustenberger, Per Skjelbred, Pal Dardai, Zecke, Sami Allagui, Marvin Plattenhardt und Dodi Lukebakio.

Auf welchen Wegen kann man euch auch als Fan unter die Arme greifen?

Über unsere Internetadresse fans-at-hertha.de kann man Mitglied werden. Außerdem gibt es da noch viel mehr Infos zu den Projekten. Bei Interesse an Hilfe für unsere Aktionen schreibt man uns am besten eine E-Mail an info@fans-at.hertha.de und sagt uns, wobei man gerne helfen möchten. Wir antworten dort aber auch auf Fragen jeglicher Art.

Falls ihr uns mit einer Geldspende unterstützen wollt, könnt ihr das hier tun:

fans at hertha, DE35 1007 0024 0650 9665 00

Gibt es sonst noch etwas, was ihr gerne loswerden wollt?

Wir sollten alle weniger darüber reden, etwas Gutes zu tun und sondern es einfach mal machen. Jeder kann helfen, wenn er möchte. Schaut euch um, was euch am Herzen liegt und tut etwas, es muss nicht immer Geld sein, auch Unterstützung und ein offenes Ohr sind viel Wert.

Vielen Dank für das Interview und frohe Weihnachten!

Interview Andrew Ullmann (FDP) „Stufenweise Wiedereröffnung der Stadien verantwortbar“

Interview Andrew Ullmann (FDP) „Stufenweise Wiedereröffnung der Stadien verantwortbar“

Die vergangenen Monate haben uns Herthafans einiges abverlangt. Nach einer Chaos-Saison kam es zur Corona-Pause, es folgte die Wiederaufnahme des Spielbetriebs – ohne Zuschauer. Tolle Hertha-Spiele, wie den Derby-Sieg, konnten wir nur am Fernseher miterleben. Wenn Mitte September die Liga wieder startet, könnte das so weitergehen. Denn Großveranstaltungen sind bis Ende Oktober untersagt. Doch es kommt Bewegung in die Sache: Die DFL hat ein Konzept zur Wiedereröffnung der Stadien vorgelegt. Und auch in der Politik gibt es Befürworter.

Hertha BASE sprach mit dem FDP-Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann. Ullmann ist Klinikprofessor für Infektiologie und sitzt im Gesundheitsausschuss des Bundestages – er kennt sich aus mit dem Coronavirus. Im Interview erklärt er, wie aus medizinischer Sicht Fußballspiele wieder mit Fans stattfinden könnten.

Hertha BASE: Herr Ullmann, Sie wohnen in Würzburg, sind Klinikprofessor für Infektiologie und seit 2017 Bundestagsabgeordneter für die FDP. Im Bundestag kümmern Sie sich normalerweise um gesundheitspolitische Themen. Kürzlich forderten Sie in einer Pressemitteilung aber, dass Spiele im Profifußball wieder mit Zuschauern stattfinden sollen. Was hat Sie zu dieser Forderung bewegt? Der inzwischen feststehende Aufstieg der Würzburger Kickers, infektiologische Beurteilungen oder politische Strategien?

Prof. Dr. Ullmann: Ich habe mich sehr über den Aufstieg gefreut, bin auch Dauerkartenbesitzer bei den Kickers. Natürlich war ich etwas traurig, dass der Aufstieg nicht gemeinsam mit den Fans in der Stadt gefeiert werden konnte. Meine Forderung nach den Zuschauern im Stadion ist aber politischer Natur. Ich habe mich kürzlich mit einigen Fraktionskollegen unterhalten, sie fragten mich, wie ich aus medizinischer Sicht mögliche Lockerungen bei Großveranstaltungen bewerten würde.

HB: Inzwischen sind die meisten Corona-Maßnahmen ja wieder zurückgeschraubt worden. Die Einschränkungen für Großveranstaltungen gelten allerdings noch, werden in den Ländern allerdings unterschiedlich ausgelegt. Gleichzeitig breitet sich das Coronavirus in anderen Teilen der Welt teils ungebremst aus. Meinen Sie wirklich, man sollte alle Maßnahmen zurückfahren?

Prof. Dr. Ullmann: Der Lockdown hat nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen gesellschaftlichen Schaden hinterlassen. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen haben die Menschen teilweise wie in Einzelhaft gelebt – wochenlang. Es gab familiäre Stresssituationen. Da ich fest von einer zweiten Infektionswelle ausgehe, finde ich es wichtig, dass wir den Menschen jetzt in den Bereichen, die Spaß und Freude bringen, wieder Luft zum Atmen geben.

Foto: IMAGO

HB: Erwiesen ist es nicht, aber es gibt die Theorie, dass einige Europapokalspiele im Februar und März sogenannte „Superspreading Events“ gewesen sein könnten. Wie könnte Ihre Forderung nach Zuschauern im Stadion trotzdem umgesetzt werden?

Prof. Dr. Ullmann: Wir brauchen ein absolut schlüssiges Konzept, weil wir nach wie vor sehr vorsichtig sein müssen und keine Ausbruchsituationen im Sinne von Superspreader-Events verursachen dürfen. Nach den heutigen Zahlen muss es eine stufenweise Wiedereröffnung der Stadien geben. Das wäre verantwortbar. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass man zunächst 25 bis 30 Prozent der ursprünglichen Besucher zulässt. Vielleicht könnte es ein Losverfahren geben, bei dem die Zuschauer per Mail einen Platz zugewiesen bekommen. Fest steht, dass wir den Abstand im Stadion brauchen. Wenn es keinen großen Ausbruch in Deutschland gibt und die erste Stufe eine Zeit lang gut funktioniert, könnte man ja irgendwann auf 50 Prozent der Zuschauer erhöhen. Im Fanblock, also auf den Stehplätzen wird es sicherlich schwierig sein, den Abstand einzuhalten. Aber auch hier könnten provisorische Absperrungsbänder eingezogen werden.

HB: Im Stadion lässt sich der Abstand vielleicht noch irgendwie realisieren. Aber die wirklich engen und „gefährlichen“ Kontakte gibt es doch vor und nach dem Spiel in der U-Bahn, am Bierstand oder in der Schlange vor dem Stadion. Ist der Blick ins Stadion daher nicht etwas zu kurz gedacht?

Prof. Dr. Ullmann: Natürlich muss es nicht nur im Stadion ein gutes Hygienekonzept geben. Deswegen plädiere ich auch dafür, dass zur Umsetzung der neuen Normalität in Stadien Round Tables in allen betroffenen Landkreisen gebildet werden. Da müssen die Vereine, die Gesundheitsämter aber auch der ÖPNV mit am Tisch sitzen und das Konzept ganzheitlich durchdenken.

Foto: IMAGO

HB: Inzwischen sind ja auch die Grundzüge eines Hygienekonzeptes für Bundesligastadien mit Zuschauern der DFL bekannt. Sie sind aber eher dafür, dass die Hygienemaßnahmen vor Ort, also am Spielort geplant werden?

Prof. Dr. Ullmann: Es kann und sollte schon ein zentrales Hygienekonzept geben, das aber regional angepasst werden sollte. Je nach Infektionsgeschehen und den örtlichen Gegebenheiten sind in manchen Stadien vielleicht strengere Maßnahmen nötig als in anderen. In Berlin sollte sich beispielsweise unbedingt U- und S-Bahn an dem Konzept beteiligen. In kleineren Städten gibt es keine U-Bahn, dafür stehen die Menschen vor dem Stadion enger zusammen und sollten hier mehr getrennt werden.

HB: Die Maskenpflicht steht ja zurzeit in der Diskussion. Fußballspiele finden im Freien statt, würden Sie bei einer möglichen Öffnung der Stadien trotzdem für eine Maskenpflicht beim Fußball plädieren?

Prof. Dr. Ullmann: Nein, ich denke, dass das nicht möglich sein wird. Allerdings möchte ich festhalten, dass ich für eine Beibehaltung der Maskenpflicht im Einzelhandel und ÖPNV bin. Viel wichtiger wäre für mich ein grundsätzliches Alkoholverbot.

HB: Das müssen Sie bitte erklären.

Prof. Dr. Ullmann: Auch wenn bei SARS-CoV-2 die Infektion wohl auch über Aerosole möglich ist, geht von der Tröpfcheninfektion wohl immer noch die größte Gefahr aus. Die Abstandsregeln sind daher sehr wichtig, auch im Freien. Alkohol enthemmt und verleitet die Menschen dazu, Regeln zu vernachlässigen.

Foto: IMAGO

HB: Ein eigenes Hygienekonzept liegt ja inzwischen auch von Union Berlin vor. Der Verein will alle Fans ins Stadion lassen, allerdings nur, wenn sie einen PCR-Test vorweisen können, der jünger als 24 Stunden ist. Union will diese Tests selbst bezahlen. Was halten Sie davon?

Prof. Dr. Ullmann: Grundsätzlich finde ich es gut, dass jetzt kreative Ideen bekannt werden. Man kann sich durchaus überlegen, einem solchen Versuchsballon mal eine Chance zu geben. Aus medizinischer Sicht ist das mit den Tests aber schwierig. Es ist durchaus vorstellbar, dass Menschen mit einem zunächst negativen PCR-Test 24 Stunden später trotzdem infektiös sind. Außerdem hört sich das Ganze sehr teuer an und ich sehe die Gefahr, dass Testkapazitäten an ihre Grenzen kommen. Aber was wir jetzt brauchen sind gute Ideen, Realitätsinn und Mut. Denn es ist die falsche Annahme, dass wir bald wieder zur alten Normalität auch in Stadien zurückkehren können, es wird eine neue Normalität geben, die wir uns erst noch schaffen müssen.

HB: Können wir davon ausgehen, dass die FDP-Fraktion in diesem Bereich nach der Sommerpause tätig wird?

Prof. Dr. Ullmann: Wir arbeiten derzeit schon an einigen Vorschlägen, die sich mit dem Umgang weiterer Ausbrüche aber auch mit der Prävention beschäftigen.

Foto: Andrew Ullmann

Zur Person:
Andrew Ullmann wurde 1963 in Los Angeles geboren. Anfang der 70er-Jahre zog er mit seiner Familie dann aber nach Deutschland, machte in Nordrhein-Westfalen Abitur und studierte in Bochum Medizin. Einen Teil seiner medizinischen Ausbildung bewältigte er in New York und an der Harvard Medical School. 2008 habilitierte er an der Uni-Klinik Mainz, 2012 folgte er einem Ruf als Universitätsprofessor für Infektiologie an die Uni-Klinik Würzburg. Seit 2003 ist Ullmann FDP-Mitglied.

In den vergangenen Jahren intensivierte er seine Parteiarbeit in der FDP Bayern, seit 2013 ist er Mitglied des Landesfachausschusses für Gesundheit in Bayern und auch des Bundesfachausschusses. 2015 wurde er zum Vorsitzenden der FDP in Würzburg gewählt. 2017 folgte der Einzug in den Bundestag über die Landesliste der FDP Bayern. Ullmann ist auch Fußballfan: Er ist Dauerkarteninhaber bei den Würzburger Kickers.

Pascal Grimm zu seiner Stadion-Petition: Anstoß für konstruktivere Gespräche

Pascal Grimm zu seiner Stadion-Petition: Anstoß für konstruktivere Gespräche

Vor über einem Jahr hat Hertha BSC seine konkreten Pläne für einen Stadionneubau veröffentlich – effektiv bewegt hat sich seitdem nichts. Die Verantwortlichen und der Berliner Senat finden einfach nicht zusammen, sodass aktuell Stillstand herrscht. Das angepeilte Datum der Stadioneröffnung am 25. Juli 2025 scheint sich momentan eher als weiteres Symbol für das Berliner Fingerspitzengefühl bei Großbauprojekten einzureihen, als dass es tatsächlich realisiert werden könnte. Eine Situation, die den Verein, die Politik, aber auch das Umfeld frustriert.

So sehr, dass nun gehandelt wird – und zwar in Person von Pascal Grimm. Der Hertha-Fan hat sich die Stadion-Thematik, wie viele andere, nicht mehr tatenlos mit ansehen können und startete daher am 15. August die Petition “Schluss mit der Hinhhaltetaktik – Neues Stadion für Hertha BSC!”, in der konkrete Forderungen an den Berliner Senat stellt, sich konstruktiv mit den Plänen der “Alten Dame” auseinanderzusetzen. Wir haben mit Pascal gesprochen, um uns erklären zu lassen, was die Intention seines Eingreifens ist, welche Vorwürfe er Senat wie Hertha selbst macht und ab wann er die Petition als Erfolg ansehen würde.

Herthas Plan für den Stadionneubau auf dem Olympiagelände (Foto: Hertha BSC / AS+P)

Hallo Pascal. Bevor wir uns mit deiner Petition auseinandersetzen – stell doch bitte dich und deine Beziehung zu Hertha BSC kurz vor.

Ich bin in Minden (Nordrhein-Westfalen) geboren, also nicht gerade im klassischen Hertha-Gebiet. Mit acht Jahren bin ich nach Berlin gekommen – das war 1999, eine für Hertha sehr erfolgreiche Zeit (Teilnahme an der Champions League). Ich bin damals das erste Mal ins Stadion mitgenommen worden, meine Großeltern hatten mir ein Hertha-Trikot geschenkt und damit war es dann entschieden. Ich habe selten wirklich in Berlin gewohnt, das tue ich jetzt das erste Mal so richtig. Seitdem versuche ich, so oft wie möglich im Stadion zu sein. Zudem bin ich sehr Foren-aktiv, vor allem auf transfermarkt.de. Ich bin aber an keinen Fanclub gebunden.

In deiner Petition erklärst du, welche Grundproblematiken es mit dem Olympiastadion als Spielstätte gibt. Warum siehst du einen Auszug Herthas als unvermeidlich an?

Da gibt es zwei Arten der Begründung. Das eine, das die Fans direkter anspricht, ist die Atmosphäre im Olympiastadion. Dazu gehört Dinge wie die große Entfernung der Zuschauerränge zum Spielfeld, aber auch die Witterungsbedingungen im Winter – also all das, was das Olympiastadion zu keiner modernen Fußballarena macht. Jeder, der mal eine Auswärtsfahrt in ein anderes Bundesliga-Stadion gemacht hat, wird diesen Unterschied gemerkt haben. Auch die Ostkurve würde in einem modernen Stadion noch imposanter zur Geltung kommen, da sich die Stimmung, die sie macht, nicht in der schlechten Stadion-Akustik verlieren würde. Es wird seitens des Vereins mit “Steil, nah, laut” geworben – darauf habe ich große Lust!

Die andere Begründung ist finanzieller Natur. Man ist als Verein langfristig besser aufgestellt, wenn man ein eigenes Stadion besitzt. Wie ich in der Petition angerissen hatte, würden bei einer eigenen Arena die Mietkosten, die aktuell beim Olympiastadion zu bezahlen sind, entfallen. Natürlich hat man bei einem Stadionbau Kredite abzuzahlen usw., aber man kann auch Nebeneinkünfte generieren, wie durch das Verkaufen der Namensrechte, dem Veranstalten von Konzerten und anderen Möglichkeiten. Wenn man im modernen Fußball mithalten will, muss man da einfach mitspielen.

Du sprichst zudem die Versäumnisse der Berliner Politik im Rahmen der Verhandlungen mit Hertha an, nennst hier beispielsweise den Vorschlag von Sport- und Innensenator Andreas Geisel (SPD), Flughafen Tegel als Standort zu nehmen. Welche konkreten Vorwürfe machst du dem Senat?

Ich habe den Eindruck, dass der Berliner Senat überhaupt kein Interesse daran hat, dieses Stadionthema voranzubringen. Es ist teilweise nachvollziehbar, warum die Politik Hertha nicht aus dem Olympiastadion ziehen lassen will, gleichzeitig muss der Senat aber einsehen, dass dieses Thema für den größten Sportverein der Stadt ein sehr bedeutsames ist. Man hat das Gefühl, der Senat wolle die Stadionfrage so lange hinauszögern, bis Hertha gezwungen wäre, einen neuen Mietvertrag für das Olympiastadion zu unterzeichnen, sodass sich das Thema zunächst einmal wieder erledigt hätte. Ohne Politik-Bashing betreiben zu wollen: in dieser Thematik frustriert mich der Senat schon sehr! Ganz unabhängig von der Frage, ob Hertha in seiner Kommunikation alles richtig machen würde. Bei dem kleinsten Hindernis knickt der Senat ein und spricht davon, dass das Ganze wohl nicht mehr machbar sei. Ich vermisse daher eine konstruktive Herangehensweise, eine gemeinsame Lösung zu finden.

“Herthas Taktik war zu offensiv”

Auch die Herthaner Verantwortlichen haben sich in der Vergangenheit nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Ist auch Schuld beim Verein zu suchen? Was hätte in der Kommunikation besser laufen müssen?

Meiner Meinung nach war die Taktik Herthas ein wenig zu offensiv. Man hat den Senat bei der Veröffentlichung der Pläne ein Stück weit vor vollendete Tatsachen gestellt und behaart nun auf dieser Extremposition. Ich würde mir auch eine Lösung auf dem Olympiagelände wünschen, weil sie in meinen Augen die beste wäre. Wie Hertha nach außen kommuniziert, ist aber nicht ideal und lädt den Senat zu seiner Trotzreaktion ein. So wird der “schwarze Peter” gerne zurück zu Hertha geschoben, obwohl ich den Senat in der Pflicht sehe, da auf Hertha zuzukommen. Die Parteien haben sich nun in eine gewisse Pattsituation hineinmanövriert und ich hoffe, dass die Petition ein Anstoß sein kann, um aus dieser wieder herauszukommen

Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images

Am 16. August hatte sich Herthas Vereinspräsident Werner Gegenbauer mit einem Brief an die Mitglieder gewendet, in dem er u.a. scharfe Kritik am Berliner Senat geäußert hatte. Einmal mehr nutzte man den Weg der Öffentlichkeit, um seinen Standpunkt klarzumachen. Welche Form des Dialogs würdest du dir von beiden Parteien wünschen?

Ich finde, auch das man sich das, was Präsident Gegenbauer öffentlich an Senat gerichtet hat, sparen kann. Man muss wieder mit- und weniger übereinander reden. Es könnte natürlich sein, dass im Hintergrund viel gesprochen wird, doch der Eindruck wird nicht gerade vermittelt, wenn Herr Geisel in Medien Interviews gibt und die Hertha-Verantwortlichen auf selbigem Wege darauf antworten. Ich würde mir daher von beiden Seiten einen konstruktiveren Umgang miteinander wünschen, aber auch vom Senat die Einsicht, dass eine Lösung her muss und man nicht auf Zeit spielen sollte.

“Sollte dies im Olympiapark nicht möglich sein, dann soll endlich aktiv und mit ernsthaftem Interesse eine realistische Alternative innerhalb der Stadtgrenzen gesucht und gefunden werden”, schreibst du in deiner Petition. Warum kann Brandenburg keine Option sein?

Meine absolute Wunschlösung liegt in Berlin, ich bin aber niemand, der das dogmatisch einfordern und damit Brandenburg grundsätzlich ausschließen würde. Ich könnte es mir unter gegebenen Umständen als Notlösung vorstellen, wenngleich ich es sehr schade fände, denn allein die Wege nach Brandenburg wären sehr weit, weshalb viele Hertha-Fans über eine Stunde zum Stadion bräuchten. Brandenburg würde auch nicht in Bezug auf die Identifikation mit Hertha als Berliner Verein helfen.

Hertha hat deinen Tweet zur Petition geteilt – wie fällt die Resonanz auf deine Petition bislang aus?

Es ist eben nicht nur der Verein selbst, der ein eigenes Stadion haben will. Auch die Fans setzen sich dafür ein und sind von dem derzeitigen Status frustriert, weshalb sie nicht länger zusehen wollen. Ich hatte die Petition zunächst im Hertha-Forum von transfermarkt.de und bei immerhertha.de gepostet, zusätzlich auf Twitter geteilt. Von dort aus ging es sehr schnell los, sich zu verbreiten und auch die ersten Einladungen zu ähnlichen geplanten Fan-Initiativen kamen rein. Aktuell ist ein Drittel des Quorums erreicht, was für die erste Woche echt ordentlich ist. Auch aus dem Umland gibt es viele UnterstützerInnen, knapp 1.000 Menschen aus Brandenburg haben unterschrieben. Die Petition ist noch über zweite Monate offen, sodass ich zuversichtlich bin, dass das Quorum erreicht wird – auch wenn das nicht das primäre Ziel ist. Es geht vielmehr um das Zeichen, das die Hertha-Fans sich nun auch engagieren und nicht nur an der Seitenlinie stehen.

Die sprichst die Zielsetzung deiner Petition an. Was kann mit den Unterschriften erreicht werden und ab wann gilt die Petition für dich selbst als erfolgreich?

Es ist wie folgt: bei 11.000 UnterzeichnerInnen aus Berlin würde die Petition in das Abgeordnetenhaus eingehen, welches sich dann mit dieser befassen müsste. Wie diese Prüfung der Thematik abläuft, kann ich auch nicht sagen, der Prozess ist nicht wirklich klar. Der viel größere Effekt ist die Aufmerksamkeit, die das Thema dadurch wieder bekommt. Daher freue ich mich auch über jede/n UnterstützerInnen, der/die nicht aus Berlin kommt, aber mit der Intention übereinstimmt. Der leichte öffentliche Druck, den die Petition auf den Senat ausüben könnte, hätte wohl den größeren Effekt als der rein bürokratische Prozess.

Danke für deine Zeit und viel Erfolg für deine Petition, Pascal!

Interview mit Michael Hartmann: “Wenn Arne Maier gewollt hätte, wäre er bereits weg”

Interview mit Michael Hartmann: “Wenn Arne Maier gewollt hätte, wäre er bereits weg”

Hertha BSC trat beim Mercedes-Benz Junior Cup 2018 an und ließ den hoch gelobten “goldenen 1999er Jahrgang” ein weiteres Ausrufezeichen setzen. Unter der Führung von Kapitän und MVP Arne Maier gewann Herthas U19 das Hallenturnier in Sindelfingen mit einer beeindruckend reifen und konstanten Darbietung. Wir sprachen mit Herthas U19-Trainer Michael Hartmann über den Turniersieg, Herthas Jugendarbeit und die Entwicklung von Arne Maier.

Zunächst einmal gratulieren wir Ihnen nochmal zum Turniersieg in Sindelfingen. Hertha BSC ist ein verdienter erster Platz geworden, vor allem aufgrund der Konstanz der Mannschaft. Wir waren überrascht, dass mit Arne Maier, Julius Kade und Palko Dardai drei Spieler im Kader standen, die bereits Profi-Verträge besitzen. Welchen Stellenwert hat denn der Mercedes-Benz Junior Cup eingenommen, sodass diese Jungs mitgenommen wurden?

“Ich würde das etwas aufspliten. Grundsätzlich hat das Turnier einen großen Stellenwert, sonst hätten wir das so nicht gemacht. Im Fall von Arne Maier ist es so gewesen, dass er selbst die Entscheidung getroffen hat, mit nach Sindelfingen zu fahren. Er wollte das Turnier unbedingt spielen, ihm war es also auch wichtig. Bei Palko Dardai und Julius Kade ist etwas anders. Sie trainieren zwar mit den Profis und hatten bereits die ein oder anderen Kurzeinsätze, aber da bei den Profis aktuell alle Spieler an Bord sind, werden die beiden immer mal wieder bei uns spielen. Arne Maier hingegen hat fast alle Spiele in der letzten Phase der Hinrunde absolviert und deshalb hat man ihm diese Entscheidung freigestellt.”

Wir hatten das Gefühl, dass es ein grundsätzlich hohes Turnier-Niveau gab – Spieler sind ins Dribbling gegangen, haben sich was zugetraut. Wie haben Sie denn die Qualität aller Teams wahrgenommen? 

“Ich persönlich war das erste Mal da und habe mich deshalb mit Trainerkollegen unterhalten. Sie sagten mir, dass einige Regeländerungen im Vergleich zu den Vorjahren das Spiel schneller gemacht hätten, weshalb großes Taktieren oder Abwarten gar nicht möglich war. Alle Mannschaften haben versucht nach vorne zu spielen, dementsprechend sind auch deutlich mehr Tore als vergangenes Jahr gefallen. Ich fand das Niveau ebenfalls gut und hatte das Gefühl, dass jeder jeden schlagen konnte. Ein gutes Beispiel war Bayern München, das das Turnier fulminant begann, jedoch immer schwächer und schlagbarer wurde.”

Das Turnier in Sindelfingen ist ein U19-Wettbewerb. Diese Altersklasse ist ja recht speziell, weil es der letzte wirkliche Jahrgang vor der Profi- bzw. Männermannschaft (U23) ist. Welche Tugenden oder spielerischen Aspekte muss man den Spielern in dieser Zeit mitgeben, um sie auf das neue Niveau einstellen zu können?Jessic Ngankam (l.) und Julius Kade (r.) freuen sich über einen Treffer. (GES-Sportfoto / Mercedes-Benz)

“Im technischen Bereich wird vor allem am “ersten Kontakt” gearbeitet. Darüber hinaus auch, in welchen Momenten ein Spieler in gewisse Lücken stoßen sollte, um diesen ersten Kontakt im vollen Tempo annehmen zu können. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Prävention von Verletzungen, also wie sich die Spieler durch Beweglichkeit und Stabilisation prophylaktisch vor Ausfällen schützen können. Das sind wichtige Dinge, die man den jungen Spielern mitgibt, in der Hoffnung, dass sie das im Profi-Bereich weiter fortführen. Die Tugend, weiter selbst an sich zu arbeiten und nicht darauf zu warten, dass Trainer auf sie zukommen, muss sich in ihren Köpfen verankern.

Ich versuche zudem, den Jungs wichtige Dinge aus meinem Erfahrungsschatz als Profi mitzugeben. Was kann auf sie zukommen? Was könnte alles passieren? Damit sie nicht aus allen Wolken, versuche ich sie auf gewisse Szenarios mental vorzubereiten. Die richtig guten Jugendspieler, die letztendlich in der Profi-Mannschaft landen, spielen jede Partie im Nachwuchsbereich und kennen es daher nicht anders. Doch bei den Männern angekommen, wird der Zeitpunkt kommen, in dem sie mal nicht für den Kader berücksichtigt werden oder etwas hinten dran sind. Darauf sollten sie vorbereitet sein.”

Hertha BSC ist seit vielen Jahren, aber besonders seit dem Amtsantritt von Pal Dardai durch eine hohe Durchlässigkeit vom Jugend- in den Profi-Bereich gekennzeichnet. Spieler wie Maxi Mittelstädt, Jordan Torunarigha oder eben der oft genannte “goldende 1999er Jahrgang” haben sich in der Bundesliga-Mannschaft teilweise bereits etabliert. Zwischen Ihnen, U23-Trainer Ante Covic und Profi-Coach Pal Dardai herrscht ein reger Austausch über die Arbeit mit dem eigenen Nachwuchs. Wie würden Sie ihre Zusammenarbeit charakterisieren?

“Wir kennen uns sehr gut, haben lange zusammen für Hertha BSC gespielt. Dadurch und aufgrund der kurzen Wege unterhalten wir uns regelmäßig. Wir sehen uns nahezu täglich und haben die Möglichkeit, jederzeit miteinander zu sprechen und gewisse Dinge anzugehen. Am Anfang jeder Woche versuchen wir gemeinsam eine Tendenz für die Spiele am Wochenende zu sehen, um die Einsatzzeiten der jungen Spieler regulieren zu können. Es kann sich situativ natürlich immer mal was verändern, das wichtigste Kredo ist aber: Alle jungen Spieler sollen spielen! Es sollte eigentlich nie so sein, dass jemand am Wochenende nicht spielt. Natürlich kann es auch mal sein, dass Eigengewächse aufgrund von Personalmangel im Profi-Kader stehen, jedoch nicht zum Einsatz kommen. Das sollte jedoch nicht zur Gewohnheit werden. Gerade beim 99er Jahrgang können wir für genügend Einsatzzeiten sorgen, da wir mit der U19, U23 und dem Profi-Kader drei Mannschaften bedienen. Aufgrund dessen brauchen und haben wir drei Trainer einen sehr guten Austausch.”

Sie sind ja bereits seit 2013 Jugendtrainer bei Hertha BSC. Hat sich in der Arbeit mit dem Nachwuchs seit Pal Dardai als Profi-Trainer etwas verändert? Er fing ja selbst als U15-Coach an, trainierte damals Arne Maier und co.

“Hertha BSC war schon immer darin bestrebt, den eigenen Nachwuchs zu fördern. Es gibt nun einmal Jahrgänge, in denen es eventuell nur ein oder sogar gar kein Spieler zum Profi schafft. Beim 99er Jahrgang haben wir jedoch fünf Spieler im Profi-Training, ein ungewöhnlich hohe Anzahl. Wir sind auf einem sehr guten Weg – es ist jedoch eine Vereins- und keine Pal-Dardai-Philosophie. Er trägt diesen Weg absolut mit, weil er Herthaner ist und selbst aus dem Jugendbereich kommt. Sicherlich ist der Jugendbereich davon abhängig, inwiefern der Profi-Trainer auf ihn zurückgreift, aber Hertha BSC versucht seit jeher auf eben diese Trainer zu setzen. Mit Pal Dardai haben wir da natürlich Glück.”

Sie haben schon Arne Maier und andere Spieler aus dem 99er Jahrgang angesprochen. Um Maier im speziellen kommt man jedoch nicht herum. Er wurde Spieler des Turniers in Sindelfingen, schoss sechs Tore, bereitete viele vor und war schlichtweg der prägende Akteur auf dem Feld. Wie würden Sie seinen Weg seit seinem ersten Spiel für die Profis beschreiben? Haben Sie ihm zugetraut, sich sofort auf diesem Niveau zu akklimatisieren?GES-Sportfoto / Mercedes-Benz

“Ich habe es ihm aufgrund seiner Fähigkeiten absolut zugetraut. Er ist auf einem sehr guten Weg, auch weil er wirklich bodenständig ist und nicht droht abzuheben. Anhand seiner Entscheidung für das Jugendturnier und gegen die Testspiele mit den Profis sind diese Eigenschaften gut abzulesen. Ich hoffe, dass er gesund bleibt – das ist bei einem so jungen Spieler sehr wichtig. Er muss nach wie vor an sich arbeiten, sich stabilisieren und dann wird er seinen Weg gehen – hoffentlich bei Hertha.”

Sie sprechen es an – “Hoffentlich bei Hertha BSC”. Wir wollen die Gerüchteküche geschlossen halten und stattdessen die Frage stellen, warum er denn in Berlin bleiben sollte. Was kann ihm der Verein für einen langfristigen Verbleib bieten?

“Wenn Arne gewollt hätte, wäre er bereits im Jugendbereich zu einem größeren Verein gegangen, diese Angebote gab es. Er will einfach bei Hertha den Sprung schaffen, sein Standpunkt in dieser Sache scheint sehr fest zu sein. Wenn ich mich mit ihm unterhalte, höre ich nichts anderes heraus. Ich hoffe, dass er seinen Weg bei uns geht und ich habe das Gefühl, er will dasselbe.”

Hertha BSC ist in der Hinrunde sowohl aus der Europa League als auch aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Somit stehen weitaus weniger Partien zur Verfügung, um eine gesunde Rotation zu gewährleisten. Wie wollen Sie sicherstellen, dass die jungen Spieler trotz mangelnder Einsatzzeiten in der Bundesliga weiter gut entwickeln können?

“Wir werden an unserem Weg nichts grundsätzliches ändern. Wie ich bereits sagte, werden wir uns Anfang der Woche austauschen und die bestmögliche Entscheidung für jeden einzelnen Jungen treffen. Das Ausscheiden aus den Wettbewerben beeinflusst unsere Arbeit mit den Talenten nicht.”

Vielen Dank für das Interview!

Nikita Rukavytsya im Interview

Nikita Rukavytsya im Interview

Hey Nikita – erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst uns ein paar Fragen zu deiner Karriere und deiner Person zu beantworten.

HB: Wir haben kürzlich einen Beitrag auf unserer Seite über dich abgesetzt und haben festgestellt, dass du nach wie vor sehr bekannt und beliebt bei unseren Fans in Berlin bist. Viele unserer Fans haben sogar öffentlich den Wunsch geäußert dich wieder in unserem Team sehen zu wollen. Traurigerweise wurdest du 2012 nach Mainz transferiert – später bist du eine Liga runter zum FSV Frankfurt gewechselt, zurück nach Australien zu Western Sydney und aktuell bist du vereinslos. Wie ist deine aktuelle Situation? Wann können wir dich wieder zurück auf dem Feld sehen?

Ruka: Gleich mal voraus gesagt: Hertha ist ein fantastischer Klub! Ich liebe diesen Verein und ich liebe und schätze vor allem die Fans des Vereins. Während meiner gesamten Zeit bei der Hertha haben mir die Fans, meiner Person durchweg nur ihre Liebe zum Verein und mir selber gezeigt. Bezüglich meiner aktuellen Situation, kann ich nur sagen das die Vereinssuche in Arbeit ist und ich zuversichtlich bin schon bald einen neuen Verein gefunden zu haben.

HB: Nach 5 Jahren in Europa, 5 verschiedenen Teams, 3 verschiedene Ligen – bist du zurück „nach Hause“ gekehrt und hast in Australien bei Western Sydney unterschrieben. Welche grundlegenden Unterschiede siehst du zwischen dem Fussball in Europa, hauptsächlich der Bundesliga, und der ‘A-League’ in Australien?

Ruka: In der Tat habe ich sogar insgesamt 6 Jahre in Europa gespielt, bevor ich letzte Saison zurück in die A-League gekehrt bin. Prinzipiell kann man schon einige deutliche Unterschiede klar ausmachen. Die A-League mit einer Weltklasse Liga, wie es die Bundesliga ist, zu vergleichen fällt schon sehr schwer. In Australien ist der Fussball nur die 5. beliebteste Sportart und es hat noch immer einen sehr langen Weg zu gehen. Rugby oder Cricket sind Sportarten die in Australien weit vor dem Fussball kommen und die Menschen in meinem Land um einiges mehr begeistert. Es sind einfach einige Verbesserungen vorzunehmen in den unterschiedlichsten Bereichen des Spiels.

Beim Nationalteam ist das dann schon wieder eine andere Geschichte, die meisten Spieler spielen außerhalb von Australien und somit hauptsächlich in Europa.

HB: Wir können uns immer noch an dein Solo-Tor in Höchstgeschwindigkeit gegen Alemannia Aachen in der 2.Bundesliga erinnern. Nach diesem Tor haben wir den Satz „Who is Usain Bolt? We have Ruka!“ gepostet und haben diesen Satz am nächsten Morgen dann sogar in der Zeitung gefunden. Für uns war dieses „High-Speed Dribbling“ eines unserer Lieblingsmomente mit dir im Hertha Trikot. Welcher Moment war für dich der schönste Moment an den du dich noch am Liebsten interessierst?

Ruka: [Lachend] Ich erinnere mich an das Tor! Allerdings war für mich tatsächlich jedes Spiel und jedes Tor etwas besonderes, dadurch kann ich keinen speziellen Moment nennen. Jedes Mal, wenn ich das Trikot übergestreift habe und auf das Feld durfte war für mich einfach schon besonders. Als kleines Kind war es mein Traum Fußballprofi zu werden und auf dem höchsten Niveau meinem Hobby nachzugehen und da ich diese Erfahrung bei Hertha machen konnte ist dieser Verein einfach besonders für mich.

HB: Wenn wir gerade schon von einem Vergleich zu Usain Bolt gespochen haben – Wie lange brauchst du denn für die 100 Meter?

Ruka: Das tut mir leid, dass weis ich wirklich nicht. [Lacht]

HB: Hast du denn noch Kontakt zu aktuellen Hertha Spielern? Folgst du noch Spielen der Hertha und der Bundesliga im Allgemeinen?

Ruka: Na klar! Ich habe in Berlin Freunde für mein ganzes Leben gefunden. Meine engen Freunde sind Roman Hubnik, Levan Kobiashvilli, Rob Friend und Ben Sahar. All die Jungs spielen nicht mehr bei der Hertha, aber durch Fabian Lustenberger habe ich noch einen Freund, der mich über die Hertha und die Bundesliga auf dem Laufenden hält.

HB: Was vermisst du an Deutschland und Hertha BSC am meisten?

Ruka: Da vermisse ich am meisten die Jungs, wir hatten ein extrem homogenes und eng befreundetes Team. Aber natürlich, wie schon betont, auch die Fans und das unglaubliche Stadion.

Großen Dank für deine Worte Ruka – Wir wünschen dir alles Gute für deine Zukunft und hoffen dich Mal wieder in Berlin zu sehen. Ob im Stadion, als Gegner oder bei uns im Team. Du bist immer herzlich willkommen!