Taktiktafel: Die kleinen Baustellen bei Hertha

Taktiktafel: Die kleinen Baustellen bei Hertha

Wir wollen euch in diesem Format regelmäßig Spielsituationen von Hertha BSC, vor allem aus individual- und gruppentaktischer Sicht, detailliert vorstellen und dann anschließend gemeinsam mit euch auf unserem Discord-Server diskutieren.

In dieser Woche gibt es leider keine ausführliche Taktiktafel, da die neue Saison meines Kiezvereins begonnen hat, wo ich jeden Tag auf dem Platz stehen werde. Deshalb nur kurz zwei Anmerkungen meinerseits. Das gesamte Spiel findet ihr hervorragend analysiert bei Borussiaexplained.

Die entscheidenden, unaufmerksamen Sekunden

Hertha lässt, trotz 10:8-Überzahl in der eigenen Hälfte, Gladbach zum Spielaufbau kommen. Nur elf Sekunden nach dem Freistoß aus dem Mittelfeld (fünf Pässe zur Spielverlagerung) kann Jonas Hofmann zur Flanke kommen, die Maxi Mittelstädt unbeholfen mit der Hand abwehrt. Der entscheidende Pass (32:04) von Kouadio Koné überspielt fünf Herthaner und schon befindet sich Gladbach zwischen den Ketten, wo Hertha keinen Druck auf den Gegner ausüben konnte.

Spielaufbau, Ballbehandlung, Umschaltspiel – die Hertha-Baustellen

Wie schon in den bisherigen Spielen, zeigten unsere Spieler sogenannte „Stockfehler“ (wobei der Begriff von Fußballkommentator*innen falsch aus dem Eishockey übertragen wird, da hier ein Foul „Hoher Stock“ gemeint ist).

Uremovic baut das Spiel über Christensen auf, der siebente Pass (ein halbhoher Ball) erfolgt von Kenny ins Zentrum auf Lukébakio, dem der Ball verspringt. Wie schon im vorherigen Artikel beschrieben, ist eine unsaubere Ballbehandlung (sowohl von Kenny, als auch von Lukébakio) der Auslöser für die Balleroberung. Hinzu kommt, dass Hertha keine Überzahl in Ballnähe schaffen kann (roter Bereich). Währenddessen wird Jonas Hofmann komplett allein gelassen (weißer Kreis), dessen Angriff zur Ecke vor dem Handelfmeter führt. Nur Christensen bewahrt uns hier vor dem 2:0 für Gladbach – Torwarttrainer und Twitte-User Sascha Felter analysiert hier das Stellungsspiel.

(Titelbild: Lars Baron/Getty Images)

Herthaner im Fokus: Hertha scheitert an sich selbst

Herthaner im Fokus: Hertha scheitert an sich selbst

Zwei Handelfmeter gegen sich bekommen, einen maximal unnötigen Platzverweis kassiert und am Ende gegen einen schlagbaren Gegner mit 0:1 verloren. Nach dem 3. Spieltag der Fußball-Bundesliga sieht es für die Hertha alles andere als rosig aus. Und doch ist die Stimmung nicht so schlecht, wie es die Punkteausbeute vermuten lässt. „Heute fühl ich mich nicht unbedingt als Verlierer“, sagte beispielsweise Abwehrchef Marc Oliver Kempf nach dem Spiel im Interview bei DAZN. In Berlin scheint eine neue Erwartungshaltung eingekehrt zu sein, die aktuell definitiv hilfreich ist, denn in Aktionismus zu verfallen und radikale Konsequenzen zu fordern wäre so früh in der Saison fehl am Platz. Gegen Borussia Mönchengladbach zeigte sich das Team von Sandro Schwarz wieder gut geordnet, mit Zug zum Tor und vor allem wach. Man konnte stückweise sogar von den nächsten Fortschritten sprechen. Doch eine starke Teamleistung fiel am Ende individuellen Fehlern zum Opfer.

Eine Achse bei Hertha findet sich

Sandro Schwarz scheint eine Startelf gefunden zu haben für die Hertha. Gegen Borussia Mönchengladbach stellte er dasselbe Personal wie schon gegen Eintracht Frankfurt auf. Im Tor Oliver Christensen, die Verteidigung davor bestand aus Maximilian Mittelstädt, Marc Oliver Kempf, Filip Uremovic und Jonjoe Kenny. Im zentralen Mittelfeld agierten erneut Ivan Sunjic, Lucas Tousart, der wieder als Kapitän auflief und Suat Serdar, der sich mittlerweile als einer der stärksten Dribbler der Liga bezeichnen darf. In der Offensive vertraute Schwarz auf Chidera Ejuke auf links, Dodi Lukebakio auf rechts und Wilfried Kanga im Mittelsturm.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Eine tolle Nachricht war die Rückkehr von Marco Richter in den Kader. Nach überstandenem Hodentumor durfte er zumindest wieder auf der Bank Platz. In unserer heutigen Analyse schauen wir auf eine spannende Entwicklung in der Offensive, die Entwicklung der Führungsspieler, einen Torwart, der sich endlich auszeichnen konnte und leider auch die immer wiederkehrenden individuellen Fehler.

Dodi Lukebakio: Auf und neben dem Platz wichtiger denn je

Kaum zu glauben, aber es ist wahr. Dass Dodi Lukebakio nochmal ein wichtiger Spieler werden würde für die Hertha, hätte vor einem Jahr und schon gar nicht nach seiner durchwachsenen Leihe nach Wolfsburg niemand gedacht. Mittlerweile gibt der Belgier sogar Interviews, spricht über das Team, lobt seine Mitspieler und zeigt, wie wichtig ihm die neue Mission ist. Mit Sandro Schwarz hat er möglicherweise den richtigen Förderer gefunden, der an den entscheidenden Stellschrauben zu drehen wusste. In Mönchengladbach war Lukebakio Herthas gefährlichster Spieler in der Offensive.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Er gab vier Torschüsse ab und konnte dabei auf ein ganzes Repertoire seiner Stärken zurückgreifen und von neuen profitieren. Bereits in der 4. Minute zeigte er seine Bissigkeit, ging direkt in den Zweikampf und nutze gegen die mitlaufenden Verteidiger seine Schnelligkeit. Einzig am Abschluss haperte es in dieser Szene. In der 43. Minute konnte er – von Ivan Sunjic gut in Szene gesetzt – seine spielerische Klasse zeigen und ins Dribbling gegen die Verteidigung gehen. Doch auch hier war sein Abschluss das Manko. In der 56. Minute versuchte er es Wilfried Kanga mit ins Spiel zu nehmen, doch sein Pass auf den Sturmkollegen wurde von der Verteidigung der „Fohlen“ zur Ecke geklärt. Eine der wenigen Chancen, in der man Lukebakio eher einen Abschluss als die Ballabgabe zugestehen wollte.

Ansonsten macht der Rechtsaußen seine Sache gut. 9,36 km Laufleistung sind für den manchmal faulen Lukebakio eine gute Strecke. Vor allem weil es immer mehr Szenen zu verzeichnen gibt, in denen er mit nach hinten arbeitet. Insgesamt war er 35 Mal am Ball und konnte acht seiner zwölf Pässe bei den Mitspielern unterbringen. Seine Zweikampfstatistik fällt mit vier von elf gewonnen Situationen etwas ab. Zusätzlich konnte er drei von sechs Dribblings erfolgreich durchführen. Dodi Lukebakio wirkt aktuell wie ausgewechselt. Einziges Thema scheint aktuell die Chancenverwertung zu sein. Doch bemüht er sich weiterhin so wie zuletzt in Mönchengladbach oder gegen Eintracht Frankfurt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wirklich Zählbares bei rauskommt. Es wäre ihm und Hertha zu wünschen, dass im Laufe der Saison aufkommender Druck nicht zu Rückfällen in alte Zeiten führen würde.

Filip Uremovic und Maximilian Mittelstädt: Individuelle Blackouts schaden Hertha

Es ist schwierig zu greifen. Das Team konnte in Mönchengladbach eine gute Leistung abliefern. „Doch irgendwas ist immer“, wagt man als Herthaner fast schon zu sagen. Auch Filip Uremovic und Maximilian Mittelstädt spielten eine akzeptable Partie. Doch am Ende stehen sie als Verlierer der Partie da. Ihre individuellen Fehler machten zunichte, was das Team gemeinsam aufbaute. Doch beim Weg nach Oben heißt es natürlich auch Rückschläge zuzulassen und daraus zu lernen.

Filip Uremovic spielte bis zur 69. Minute in der Innenverteidigung neben Marc-Oliver Kempf. Und er machte seine Arbeit nicht schlecht. Er gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe (vier von fünf), war 40 Mal am Ball und damit einer der aktiveren Akteure und musste sich auch mit seiner Passstatistik nicht verstecken. 30 seiner 34 Versuche kamen bei den Mitspielern an, also 88 Prozent. Somit hatte der Kroate auch einen gewissen Anteil am Spielaufbau. Zwei lange Bälle kamen in der Offensive an, hinten hielt er mit einer Klärung und einer Aktion, in der er dem Gegner den Ball ablief, den Strafraum sauber.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Was er sich allerdings vor der Ausführung des Elfmeters von Alassane Plea dachte, bleibt sein Geheimnis. Seine unnötige Störungsaktion wurde zurecht mit gelb bestraft. Der folgende Platzverweis nach seinem Handspiel in der 69. Minute war unglücklich, aber auch folgerichtig. Uremovic leistete der Mannschaft damit einen Bärendienst. Immerhin konnte der zweite Elfmeter von Oliver Christensen vereitelt werden. Doch solche Geschichten sind nicht förderlich für das Team und gelten schnellstmöglich abgestellt. Die Konsequenz aus dem Platzverweis ist eine neue Belegung der Innenverteidiger-Position. Marc Oliver Kempf scheint sich zunächst festgespielt zu haben als Abwehrchef. Der ehemalige, Dedryck Boyata, steht bekanntlich kurz vor einem Wechsel nach Brügge. Der logische Ersatz wird also Marton Dardai sein.

Auch Maximilian Mittelstädt zeigte im Großen und Ganzen wieder eine ordentliche Partie. Er lief 10,15 km und damit eine der weiteren Strecken der Berliner. Er ging in sieben Zweikämpfe, von denen er vier gewann. Ackerte wo es möglich war, entschied drei Tacklings für sich, klärte zwei Bälle, blockte Schüsse und lief zweimal dem Gegner den Ball ab. Die Statistiken zeigen also, dass Mittelstädt eine vollkommen akzeptable Partie absolvierte. Zusätzlich kamen von 29 Versuchen 25 erfolgreiche Pässe.

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(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Doch Mittelstädt schafft es seit Jahr und Tag seine eigenen starken Leistungen selbst zu zerstören. Seine Fehleranzahl versaut dem Eigengewächs zu oft das Ansehen und dem gesamten Team die Punkteausbeute. Es ist nicht so, dass Mittelstädt keinen Einsatz zeigt, dahingehend ist er top. Doch Blackouts wie das Handspiel nach 32 Minuten – und da ist es egal, dass der Angriff auf einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters basierte – oder auch sein recht plumpes Einsteigen in der 86. Minute gegen Florian Neuhaus, bei dem er durchaus Glück hatte, dass Schiri Jöllenbeck weiterspielen lassen hat, sorgen zu oft für verzweifeltes Kopfschütteln.

Es bleibt festzuhalten, dass Filip Uremovic und Maximilian Mittelstädt dem Team viel gutes beifügen können. Doch um dauerhafte Leistungsträger zu werden, müssen dringend die individuellen Aussetzer abgestellt werden

Oliver Christensen: Die Chance sich auszuzeichnen

Gegen Hamburg in der Relegation nur sehr wenig zu tun gehabt, im Pokal und Derby sieben Gegentore kassiert und gegen Frankfurt auch keinen Ball auf das Tor bekommen – Oliver Christensen hatte noch nicht so viele Möglichkeiten sich auszuzeichnen. Insbesondere nach haltbaren Gegentoren kamen erste Diskussionen auf, in denen die Nummer-1-Qualitäten des Dänen angezweifelt wurden. Außerdem würde ihm nach der Degradierung Rune Jarsteins ein echter Herausforderer fehlen. Doch in Mönchengladbach wurde Christensen das ein oder andere Mal auf die Probe gestellt und konnte die Chance nutzen, sich ein wenig auszuzeichnen. Auch wenn bei weitem nicht alles klappte.

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(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Den persönlich goldenen Moment im Spiel hatte Christensen in der 70. Minute, als er den schwach geschossenen Elfmeter von Jonas Hofmann hielt. Doch von „schwach geschossen“ zu sprechen und damit Christensens Leistung abzuwerten, wäre ungerecht. Der Torhüter hätte genauso gut in die andere Richtung springen können. In dem Fall wäre die Qualität von Hofmanns Schuss uninteressant gewesen und man hätte lediglich von „verladen“ gesprochen. In diesem Sinne ist die Aktion Christensens gar nicht hoch genug einzuordnen. Auch beim Elfmeter von Plea in der 34. Minute war er in die richtige Ecke unterwegs. Doch der Schuss des Franzosen war zu stark. Christensen wurde im Laufe der Partie auf verschiedene weisen getestet. Bereits nach drei Minuten musste er einen Ausflug aus den Strafraum machen und per Kopf klären. Die kurz aufkommenden Sascha-Burchert-Erinnerungen konnte er nach Hofmanns Distanzschuss aber schnell zum Schweigen bringen, da er schnell genug zurück im Strafraum und zur Stelle war.

Insgesamt hatte der 23-Jährige einiges zu tun. Dreimal wurde er zu Paraden gezwungen, eine der größten Aktionen von ihm sollte ihm in der 17. Minute gelingen. Ivan Sunjics missglückter Klärungsversuch mutierte zur Torchance, der Gladbacher. Christensen reagierte hervorragend auf der Linie. Den Abpraller konnte Thuram nicht im Tor unterbringen. Er schoss den am Boden liegenden Torhüter an. Zuvor konnte Christensen von Glück sprechen, als Kempf den Versuch von Plea in der siebten Minute an den Pfosten lenkte. Christensen wäre vermutlich geschlagen gewesen. Auch wenn er sich mittlerweile mehrfach auszeichnen konnte, zeigte Christensen erhebliche Schwächen in der Strafraumbeherrschung und bei Standards. So zum Beispiel in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als er eine Freistoß-Hereingabe nicht unterbinden konnte. Es kam mehr zur Kollision mit Nico Elvedi, als dass er den Ball klären konnte.

Noch scheint nicht alles perfekt zu sein im Berliner Tor. Doch angesichts eines gehaltenen Elfmeters kann man Christensen zumindest zu einer deutlichen Leistungssteigerung gratulieren.

Lucas Tousart: Der Anführer etabliert sich

Der Franzose war bis zur 83. Minute dabei, ehe er Davie Selke Platz machte. Und der Kapitän auf Zeit ackerte wie jedes Spiel, zeigte Einsatz und Leidenschaft und wurde wieder einmal seinem Amt gerecht. Gegen Borussia Mönchengladbach lief er mit 10,49 km die längste Strecke aller Berliner. Sein Zusammenspiel mit Suat Serdar funktioniert immer besser und auch in der Zusammenarbeit mit Ivan Sunjic und Jean-Paul Boetius kann man immer mehr Fortschritte erkennen. Lucas Tousart brachte sich als Box-to-Box-Spieler sowohl defensiv als auch offensiv ein. Offensiv versuchte er sich zweimal an Abschlüssen. Sein wuchtiger Schuss aus 20 Metern in der 15. Minute verfehlte letztendlich aber sein Ziel deutlich. Insgesamt war er 35 Mal am Ball, spielte 22 Pässe von denen 17 ankamen und gewann 57 Prozent seiner Zweikämpfe. Defensiv setzte er zu drei erfolgreichen Tacklings an und eigentlich hätte sein Zweikampf in der 32. Minute auch als gewonnen in die Statistik eingehen müssen. Doch Schiri Jöllenbeck entschied zu Unrecht auf Foul. Nicht nur, dass Hertha damit eine aussichtsreiche Chance genommen wurde, der folgende Angriff der Mönchengladbacher sollte zum unglücklichen Handelfmeter führen.

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(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Auf Lucas Tousart ist aktuell in allen Belangen Verlass. Als Anführer etabliert er sich zunehmend. Er baut seine Mitspieler auf, kommuniziert mit Ihnen und vor allem dem Schiedsrichter. Dinge, die in den letzten Jahren verloren gegangen waren. In Berlin stellt sich die Frage, wann ein Kapitän eigentlich ein Kapitän ist? Nur, weil er die Binde trägt oder kann man die Funktion eines Kapitäns ohne diese durchführen? Diese Frage muss Sandro Schwarz beantworten, sobald gewisse Spieler wieder einsatzbereit sind.

Und nun? Nicht von Taktik und System abweichen – irgendwann folgen die Punkte

Im Pokal bereits ausgeschieden und nur ein Punkt aus drei Spielen. Vor der Saison war um ehrlich zu sein aber auch nicht mit mehr zu rechnen. Das Auftaktprogramm ist extrem hart. Nächste Woche kommt Borussia Dortmund nach Berlin. Im schlimmsten Fall könnten es dann auch die ersten vier Bundesligaspiele sein, die nicht gewonnen werden konnten. Aber zum aktuellen Zeitpunkt geht es darum noch nicht. Die bisherigen Gegner sind nicht die Kragenweite, der Punkt gegen Eintracht Frankfurt kann sogar als Bonus gesehen werden. Und auch wenn die Ergebnisse nicht stimmen, kann man der Mannschaft keine großen Vorwürfe machen. Die Einstellung passt, die Leistung ebenfalls. Aktuell scheitert man vor allem durch individuelle Aussetzer.

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(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Doch Sandro Schwarz Handschrift ist schon deutlich zu erkennen. Im Vergleich zur Vorsaison sind einige Schritte getan worden. Insbesondere an Spielern wie Dodi Lukebakio und Lucas Tousart ist das hervorragend zu erkennen, die unter Schwarz aufblühen. Bleibt die Mannschaft und das Trainerteam auf ihrem Kurs, werden schon bald Punkte folgen. Zusätzlich schließt bald das Transferfenster, Störfeuer, wie die um Rune Jarstein und Dedryck Boyata können gelöscht werden und das Team findet sich immer mehr. In Berlin herrscht also trotz der schwachen Punkteausbeute eine Ruhe, die es in den letzten drei Jahren so nicht gegeben hat. Sie kann nur hilfreich sein.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach: Kann Hertha eine Serie starten?

Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach: Kann Hertha eine Serie starten?

Gegen die Eintracht aus Frankfurt zeigte Hertha BSC die bisher beste Saisonleistung. Doch kann das gegen die Borussia bestätigt werden? Gladbach ist schwach in die Saison gestartet – das kann gut oder schlecht für die Berliner Mannschaft sein.

Im Vorfeld der Partie haben wir mit Gladbach-Expertin Yvonne Marjan über die neue Ausrichtung unter Trainer Adi Hütter, den Entwicklungsstand und Luca Netz gesprochen.

Ein ähnlicher Ansatz?

Hoch anlaufen, vehement pressen, Passwege zustellen und den Gegner zu langen Bällen zwingen, samt eines schnellen Umschalt- und Konterspiels: Gegen Eintracht Frankfurt besinnten sich die Berliner Mannschaft auf Tugenden, die ihr in den vergangenen Jahren gut zu Gesicht stand.

Hertha spielte zumeist dann stark, wenn sie die Gegner tief in der eigenen Hälfte pressten und bei Ballgewinn in der eigenen Spielhälfte schnell umschalteten. Nun trifft Hertha auf ein angeschlagenes Gladbach – das eben jenen Spielstil ebenfalls favorisiert.

Angeschlagenes und verändertes Gladbach

Auch Gladbach spielte in den vergangenen Jahren ein laufintensives, pressingstarkes Spiel, samt schnellen Pässen in die Spitze, bei eigenem Ballgewinn. Und das durchaus erfolgreich. Nunmehr sitzt Adi Hütter auf der Trainerbank – und so richtig scheint die Mannschaft noch nicht in Fahrt gekommen zu sein.

Die deutlichste Änderung im Gladbacher-Spiel zeigt sich in der Defensive. Spielten die Fohlen in den vergangenen Jahren zumeist in einer Viererkette, greift man nun auf drei Innenverteidiger und zwei defensiven Schienenspielern zurück. „Unser Problem war in der vergangenen Saison die Flut auf Gegentoren“, weiß Gladbach-Expertin Yvonne Marjan. Dies abzustellen, sei das erste Ziel von Hütter gewesen. So kassierten die Fohlen in acht Spielen lediglich elf Gegentreffer.

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Doch birgt das auch seine Schattenseiten. Denn gleichzeitig schossen die Fohlen nur zehn Tore. „Dadurch leidet erst einmal das Spielerische und es fehlt an Torgefahr“, stellt auch Yvonne fest. Doch steckt die Gladbacher Mannschaft voller individuell starker Spieler. So scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sie anfangen zu zünden.

So nennt Yvonne etwa Jonas Hofmann, der diese Saison bereits drei Mal einnetzte. Auch Breel Embolo und Lars Stindl sind für ihre offensiven Stärken bekannt. Doch für wichtiger erachtet Yvonne gegenwärtig den erst 20-jährigen Kouadio Krone, „der sich ganz klar zu einem Schlüsselspieler entwickelt“, wie sie sagt.

Mit dem zehnten Tabellenplatz aber werden die Gladbacher alles andere als zufrieden sein und gegen Hertha womöglich offensiver aufgestellt sein.

Zwei Spielweisen, aber drei Punkte werden nur einmal vergeben

Wie Hertha agieren wird, kann gegenwärtig nur gewürfelt werden. Viele Fans werden hoffen, dass sie an die Spielweise wie gegen Frankfurt anknüpfen wird. Doch ist Pal Dardai auch Liebhaber davon, die gegnerische Mannschaft erst ab der Mittellinie anzulaufen und viel Raum in der eigenen Hälfte zu überlassen. Um hinten dich zu stehen und mit langen Bällen nach vorne Akzente zu setzen. Entscheidend wird sein, wie Dardai aufstellen wird.

Gegen Gladbach könnte sich ein bissiges Mittelfeld als gewinnbringend erweisen. Mit laufstarken Spielern, die das Gladbacher Umschaltspiel schon im Ansatz zerstören und die keinen Zweikämpfen aus dem Weg gehen. Das Dreiermittelfeld aus Santiago Ascacibar, Vladimir Darida und Suat Serdar brachte genau diese Tugenden in Frankfurt auf den Platz und dürfte daher wohl wieder starten.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Vorstellbar ist aber auch, dass Edel-Joker Ekkelenkamp in die Startelf rückt. Auch Jovetic und Maolida sind Optionen – das System Gladbachs wäre dann gespiegelt und man würde mit einem spielstarken Mittelfeld schnell in die offensive vordringen wollen.

„Ich nehme Hertha als sehr unangenehmen Gegner war“, sagt Yvonne. So sei nie klar, was einen erwartet. Unrecht hat sie damit nicht. Dennoch ist sie optimistisch: „Sorge habe ich zwar nicht, aber eine gewisse Anspannung ist schon da. Unterschätzen wird man Hertha auf keinen Fall – darf man auch nicht“, sagt sie.

Und Luca Netz?

Im Sommer musste Hertha mit Luca Netz einen bitteren Abgang hinnehmen. Das Eigengewächs verließ Berlin für vier Millionen Euro Richtung Mönchengladbach. Das ehemalige Berliner Top-Talent scheint in Gladbach angekommen zu sein. „Er hat sich schnell in das Team integriert und hat gezeigt, dass er durchaus eine Verstärkung sein kann“, sagt Yvonne.

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Auch offensiv sehe sein Spiel gut aus. In sechs Spielen konnte er bisher eine Vorlage liefern. Doch ist Konkurrent Bensebaini inzwischen wieder im Mannschaftstraining. Ist er wieder vollends fit, glaubt Yvonne, dass Netz für ihn weichen muss. „Ich sehe seine Zeit erst in der nächsten Saison“, sagt sie.

Ihre Hoffnung für das Spiel ist, dass sich Hertha nicht hinten reinstellt. „Wenn beide Teams mit der selben Spielidee ins Duell gehen, wie am letzten Spieltag, wird es unterhaltsam“, sagt sie. Für das Spiel wünscht sie sich zwar ein 2:0 für Gladbach, „ich fürchte aber fast, dass wir das erste Unentschieden der Saison für die Hertha sehen werden: 1:1“, sagt sie. Nehmen wir.

Titelbild: Clemens Bilan – Pool/Getty Images

Herthaner im Fokus: Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach

Herthaner im Fokus: Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach

Man wird aus dieser Mannschaft einfach nicht schlau. Während im Union-Spiel die Offensive nicht existierte, leistete sich im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach einmal mehr die Defensive mehrere Patzer. Hinzu kommt, dass weiterhin die Arbeitseinstellung einiger Spieler nicht zum Ernst der Tabellenlage passt. Herthas Südamerika-Fraktion ist es zu verdanken, dass das Gladbach-Spiel trotz 75-minütiger Überzahl nicht verloren ging. Die Herthaner im Fokus.

Santiago Ascacibar – Ein neuer Faktor in Herthas Offensive

Keine Ahnung, ob es gewollt war oder nicht. Aber dass Santiago Ascacibar am Samstag im zentralen Mittelfeld vor Matteo Guendouzi spielte, hat gewirkt. Herthas Trainer Pal Dardai hatte schon vor dem Spiel gesagt, dass Ascacibar ein Spieler für Balleroberungen ist.

Und genau das tat der Argentinier auch mehrfach. Dadurch, dass diese Eroberungen nicht vor dem eigenen sondern vor dem gegnerischen Strafraum stattfanden, war Ascacibar ein neuer, unerwarteter Faktor in Herthas Offensive. Gleich in der 9. Minute holte er sich den Ball am linken Gladbacher Strafraumeck und legte Matheus Cunha so eine gute Chance vor. Durch seine vorgezogene Position kam auch Ascacibar selbst einige Male zu Abschlüssen – wie etwa in der 23. Spielminute, als er den Ball kurz nach der roten Karte gegen Gladbachs Torhüter Yann Sommer zum 1:0 ins Tor lenkte. Vor diesem Hintergrund war Dardais Entscheidung Ascacibar in der 57. Minute gegen Sami Khedira auszutauschen, zunächst nicht ganz nachvollziehbar. Dardai erklärte den Wechsel im Nachhinein damit, mehr Kopfballstärke auf dem Feld haben zu wollen.

Hertha Mönchengladbach
Foto: IMAGO

Weltmeister Khedira übernahm Guendouzis Position vor der Abwehr, während der Franzose auf „Santis“ Position vorrückte. Beide spielten nicht schlecht, erreichten aber bei Weitem nicht Ascacibars Effizienz. Ein Hinweis darauf sind die Zweikampfquoten der drei zentralen Mittelfeldspieler: Während Khedira und Guendouzi nur jeden zweiten Zweikampf für sich entschieden, war „Santi“ in knapp 70 Prozent aller Duelle der Sieger. Sollte seine Reaktion auf die Auswechslung kein Nachspiel haben, hätte er sich mit drei Schüssen, vier Tacklings und zwei abgefangenen Bällen eine weitere Startelfnominierung also durchaus verdient.

Maxi Mittelstädt – Weder nach hinten noch nach vorne gut

Leider ist es nicht das erste Mal in dieser Saison, dass Maxi Mittelstädt ein Unsicherheitsfaktor in Herthas Defensive ist. Auch am Samstag hat Herthas Eigengewächs auf seiner linken Abwehrseite zu viele Lücken offengelassen, in welche die Gladbacher immer wieder hineinstachen. Beim ersten Gegentor merkte er nicht, dass Alassane Pléa auf seiner Seite durchstartete und konnte das Tor dann nicht mehr verhindern. Auch nach vorne kamen keine Impulse von Mittelstädt, seine Auswechslung zur Halbzeit erfolgte zurecht. Marvin Plattenhardt tat sich etwas leichter und gab wenigstens ein paar Flanken in den Strafraum.

Hertha Mönchengladbach
Foto: IMAGO

Dardais Defensiv-Plan ist kein Hexenwerk, weil es in den meisten Profimannschaften heutzutage genauso gelebt wird: In Offensiv-Situationen und im Spielaufbau bildet sich eine Dreierkette, die in Defensiv-Momenten durch die beiden Außen (heute Mittelstädt und Zeefuik) zu einer Fünferkette ergänzt wird. Die Außenspieler müssen also im besten Fall für Gefahr über die Flügel sorgen, gleichzeitig aber keine Angriffe und Lücken auf ihrer Seite zulassen. Leider hat Hertha derzeit auf der linken Seite keinen Spieler, der diesen Anforderungen gerecht wird.

Dodi Lukébakio – Rückfall in alte Verhaltensmuster

Nach extrem schwachen Leistungen in der Hinrunde war Dodi Lukébakio zuletzt wieder sehr wichtig für Hertha. Seine beiden Elfmeter gegen Augsburg und Union sowie das starke Spiel gegen Leverkusen sicherten Punkte für die Blau-Weißen. Umso erstaunlicher ist es, dass der Belgier im Gladbach-Spiel wieder eine fast provokativ schlechte Leistung zeigte.

Hertha Mönchengladbach
Foto: Andreas Gora/IMAGO

Ohne großen Antrieb trabte er zumeist im Sturmzentrum herum, lief den Gegner kaum an und hatte mit 40 Prozent auch eine schlechte Zweikampfquote. Dardai zählte den Belgier mehrfach lautstark an, bemängelte insbesondere, dass Lukébakio nicht – wie vorgegeben – die linke Offensiv-Seite hielt. Nach einem schwachen Abschluss von Dodi (in aussichtsreicher Position kurz vor der Strafraumlinie) konnte man an den Gesichtern des Trainerteams schon erkennen, dass die Auswechslung Lukébakios schon in der Halbzeit kommen würde.

Und dann waren da noch…

Jhon Cordoba: Der Kolumbianer war einmal mehr ungemein wichtig für Hertha. Natürlich hat Cordoba die rote Karte von Sommer nicht durch eine Schwalbe provoziert. Aber er hat die Situation – Dardais genialen, eröffnenden Pass und den herauseilenden Sommer – eben gut erkannt und wusste: Wenn ich mir den Ball vorbeilegen kann, kann er mich eigentlich nur noch umhauen. Und beim Ausgleichstreffer ist es einfach toll zu sehen, mit welcher körperlichen Wucht der Kolumbianer im Sturmzentrum wirkt.

Hertha Mönchengladbach
Foto: IMAGO

Die Ecken: Alleine im Gladbach-Spiel hatte Hertha elf Ecken. Aus keiner einzigen dieser Eckstöße hat Hertha einen Hauch von Torgefahr entwickeln können. Noch viel schlimmer: In der gesamten laufenden Saison ist dem Team noch kein einziger Ecken-Treffer gelungen. Das ist eine erschreckende Bilanz, denn gerade in den kommenden Abstiegsspielen könnte es dazu kommen, dass man keine spielerische Lösung zum Sieg findet. Spätestens dann sollte Hertha damit anfangen die Ecken in das Offensiv-Sortiment mit aufzunehmen.

Fazit: Niederlagentschieden

Aus blau-weißer Sicht tut der Blick in die Statistiken des Gladbach-Spiels einfach nur weh. In keiner einzigen Kategorie waren die „Fohlen“ unserer Hertha überlegen. 23:7 Torschüsse, 7 Kilometer mehr Laufleistung, 86 Prozent Passquote, etc. Natürlich hätten wir wohl vor dem Spiel einen Punkt gegen Gladbacher gerne angenommen – schließlich hatte das Team von Marco Rose in den vergangenen Wochen wieder zurück in die Erfolgsspur gefunden.

Mit Blick auf die 75-minütige Überzahl und die deutliche Überlegenheit in der zweiten Hälfte wirkt das Unentschieden aber eher wie eine Niederlage. Nach wie vor fehlt es dem Team an Ausgewogenheit, Abstimmung und Erfahrung. Denn nach einer frühen roten Karte für den Gegner und der anschließenden Führung darf es schlichtweg niemals passieren, dass man innerhalb weniger Minuten den Sieg aus der Hand gibt.

[Titelbild: IMAGO]

Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach: Der Abschluss einer turbulenten Woche

Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach: Der Abschluss einer turbulenten Woche

An ereignisreichen Wochen mangelt es Hertha in den seltensten Fällen. Die zurückliegenden fünf Tage waren dann allerdings doch ein wenig zu viel des Guten. Aber eins nach dem anderen: Zunächst war da die Punkteteilung am Sonntagabend, mit der Hertha, rein nüchtern betrachtet, gegen den Tabellensiebten der Fußball-Bundesliga gut leben kann. Bekanntermaßen ist ein Punkt jedoch in der aktuellen Situation eigentlich nicht genug, zumal es sich eben nicht um irgendeinen Bundesligisten handelte, sondern den Stadtrivalen Union Berlin. Hier scheint es mittlerweile zur unschönen Tradition zu werden, dass Hertha in Duellen an der Alten Försterei, auch ohne Zuschauer, nicht ganz auf der Höhe ist, um es mal euphemistisch auszudrücken. Von der Kombinationssicherheit, die man noch in der Vorwoche gegen Leverkusen bestaunen durfte, war nicht das Geringste zu sehen, sodass das 1:1 am Ende der Alten Dame sogar noch schmeichelte.

Viel Zeit, sich über diesen uninspirierten Auftritt aufzuregen, blieb allerdings nicht, denn bereits am Montag wurde ein Interview von Herthas Torwarttrainer Zsolt Petry veröffentlicht, das in der Hanns-Braun-Straße für kollektives Kopfschütteln gesorgt haben dürfte. In diesem offenbarte der 54-jährige, neben diversen weiteren Verfehlungen, seine homophoben und migrationsfeindlichen Ansichten und ließ Hertha damit keine andere Wahl, als die Zusammenarbeit zu beenden.

Hertha ist politisch – und das ist auch gut so

Ex-Torwarttrainer Zsolt Petry mit dessen Schützling Rune Jarstein (Imago images via Getty Images, nordphoto GmbH, Engler)

So schwer Hertha es seinen Fans auch immer mal wieder macht, diese toxische Beziehung weiterhin aufrecht zu erhalten, so stolz darf man angesichts dessen, wie Carsten Schmidt, Arne Friedrich und Co. in dieser Causa agiert haben, auf den Klub sein. Nach interner Beratung und unter Einbeziehung aller beteiligten Personen – insbesondere der von Petry trainierten Torhüter – gab Hertha nur einen Tag nach Bekanntwerden von Petrys Aussagen, mit Verweis auf die Werte des Vereins, die Trennung vom Ungarn bekannt. Hertha hat damit eindrucksvoll gezeigt, dass rassistisches Gedankengut in keinster Weise zu tolerieren ist. Liest man sich die teils entlarvenden Kommentarspalten bei Facebook und Co. durch, weiß man, wie wichtig es war, dass Hertha hier ein Zeichen gesetzt und wiederholt klar gemacht hat, dass man nicht gleichzeitig Rassist und Anhänger von Hertha BSC sein kann.

Zeit für sportlich positive Schlagzeilen

Gladbachs jüngste Mini-Erfolgsserie steht auf wackeligen Beinen. (Imago images via Getty Images, Guido Kirchner)

Nachdem die Blau-Weißen in dieser Woche also vor allem neben dem Platz Haltung gezeigt haben, wird es nun Zeit, auch auf dem Rasen für gute Nachrichten zu sorgen. Denn trotz vier Zählern aus den letzten beiden Spielen ist man weiterhin mittendrin im Abstiegskampf. Mit Borussia Mönchengladbach wartet nun ein Gegner, der auf dem Papier wieder im Aufwind zu sein scheint. Nachdem infolge der Verkündung des Abgangs von Cheftrainer Marco Rose vier Ligaspiele hintereinander verloren wurden, gab es zuletzt wieder zwei Siege. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass der erste Dreier dabei gegen Schalke heraussprang, die in der diesjährigen Verfassung aus jeglicher, sportlichen Analyse herausgerechnet werden müssen. Auch der Sieg gegen Freiburg am Samstagabend war alles andere als überzeugend. So hätte Freiburg zum Pausenpfiff gut und gern mit 4:0 führen können. In der zweiten Halbzeit steigerte sich das Team von Marco Rose zwar deutlich, doch die Souveränität der Vorsaison ist Gladbach längst abhandengekommen. In den seltensten Fällen gelingt es den „Fohlen“, eine Partie über 90 Minuten zu dominieren und einen Sieg ungefährdet über die Zeit zu bringen.

Dachte man vor der Saison noch, dass mit den Zukäufen von Lazaro und Wolf, die offensiv ohnehin schon stark besetzte Mannschaft nun noch stärker werden würde, ist das Gegenteil der Fall. Sowohl Plea als auch Thuram, Gladbachs Torgaranten im Vorjahr, rennen ihrer Form aktuell weit hinterher. Hinzu kommt, dass die Defensive längst nicht mehr so stabil steht. Bereits jetzt, nach 27 absolvierten Partien, hat der VfL mit 41 Gegentreffern ein Tor mehr kassiert als in der gesamten zurückliegenden Saison. Es darf sich aus blau-weißer Sicht also durchaus etwas ausgemalt werden.

Hoffnung auf Dardai und Khedira

Auch der Blick auf die Personalsituation gibt dabei Grund für vorsichtigen Optimismus. Marton Dardai, der beim Derby wegen einer Innenbanddehnung im Knie nicht bereitstand, könnte am Samstag wieder Kandidat für die Startelf sein. Insbesondere dessen starke Spieleröffnung habe Hertha gegen Union gefehlt, wie Trainer Dardai in der Pressekonferenz vom Donnerstag hervorhob. Auch bei Sami Khedira, der gegen Union in der Schlussphase eingewechselt wurde, sollte es laut Dardai für mindestens 45 Minuten reichen. Ein großer Wehrmutstropfen ist indes die Lage rund um Kapitän Dedryck Boyata. Nachdem der Belgier nach dreimonatiger Verletzungspause eine Halbzeit für Belgien absolvierte, zog er sich vor der Partie gegen Union einen Muskelfaserriss zu. Ob es in dieser Saison noch für Einsätze reicht, darf zumindest mal mit einem Fragezeichen versehen werden. Hinzu kommt, dass auch Vladimir Darida nach seiner Rot-Sperre gegen den BVB und Tousart wegen der fünften gelben Karte nicht zur Verfügung stehen werden. Dasselbe gilt für Eduard Löwen, der noch mit muskulären Problemen zu kämpfen hat. Umso wichtiger wäre daher die Einsatzfähigkeit von Dardai und Khedira, um diese turbulente Woche mit einem Erfolgserlebnis zu beschließen.

Quelle Titelbild: Imago images, via Getty Images, Matthias Koch