Drei Thesen für Hertha BSC – VfB Stuttgart

Drei Thesen für Hertha BSC – VfB Stuttgart

Das erste „Finale“ hat Hertha für sich entscheiden können. Mit dem knappen 1:0 Erfolg in Augburg verbesserte die „alte Dame“ ihre Ausgangsposition gegenüber der Konkurrenz im Abstiegskampf. Doch am Wochenende wird die Partie wohl noch entscheidender, noch wichtiger. Bevor es für die Elf von Felix Magath nach Bielefeld geht, muss sie zunächst gegen den VfB Stuttgart Zuhause bestehen. Ein „Sechs-Punkte-Spiel“, ein „Abstiegskracher“ – wie auch immer man es nennen möchte: Hertha muss es unbedingt schaffen, im Heimspiel einen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu machen.

Bevor es auf dem Platz wieder um alles geht, stellen wir nochmal 3 Thesen zum Spiel Hertha BSC – VfB Stuttgart auf.

Davie Selke steht für Hertha in der Startelf – und trifft nicht

Wenn man ehrlich ist: Herthas Sturm ist aktuell nur bedingt Bundesliga-tauglich. Herthas bester Torschütze Stevan Jovetic (6 Bundesliga-Treffer) ist mal wieder nicht fit und Ishak Belfodil wurde zuletzt aufgrund seiner fehlenden Einsatzbereitschaft vom Cheftrainer aus dem Kader geschmissen. Zwar ist der Algerier bereits zurück im Mannschaftstraining, ob er wieder in die Startelf rotiert, ist allerdings zweifelhaft.

Toller Einsatz aber zu selten erfolgreich – Davie Selke bei seinem Treffer gegen Arminia Bielefeld in der Hinrunde 2021. (Foto: Matthias Kern/Getty Images)

Deshalb wird man wohl erneut Davie Selke in der Sturmspitze sehen. Der großgewachsene Mittelstürmer hat wahrlich keine grandiose Bilanz, ist mit seinen zwei Bundesligatreffern diese Saison nicht gerade eine Tormaschine. Was ihm allerdings ganz sicher nicht fehlt, ist Einsatzbereitschaft, was er auch im Spiel gegen den FC Augsburg unter Beweis stellte. Und genau deshalb wird er wohl wieder seine Chance bekommen. Nur wahrscheinlich wieder ohne Torerfolg. Was auch nicht schlimm ist … solange bei Hertha andere treffen.

Santiago Ascacibar und Lucas Tousart– die Löwen brüllen weiter

Zwei weitere Spieler, die über Einsatzbereitschaft kommen, sind Santiago Ascacibar und Lucas Tousart. Kein Wunder also, dass sie beide aktuell unumstrittene Stammspieler sind. Bisher setzte Felix Magath jedes Spiel auf das Duo. Beide tragen auch den Spitznamen „Löwe“, zumindest nannte so Pal Dardai den französischen Mittelfeldspieler, während bei Ascacibar die argentinischen Wurzeln zu „El León“ führten.

Unter Magath immer zusammen in der Startelf – Santiago Ascacíbar und Lucas Tousart (Foto: John Macdougall/AFP via Getty Images)

Der Turban-Träger vom Augsburg-Spiel wurde zuletzt nicht nur in den Medien für sein entschlossenes Auftreten gelobt, sondern auch vom eigenen Trainerteam. Gegen den Ex-Club sollte der Argentinier besonders motiviert und voller Tatendrang sein. Die gegen Augsburg sehr stabile Zentrale mit Ascacibar und Tousart wird wohl auch am Sonntag wieder zu sehen sein. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch im so wichtigen Heimspiel ihrem Ruf als kämpferische Raubtiere gerecht werden.

Stuttgart bleibt im Jahr 2022 sieglos – zumindest Auswärts

Zum Abschluss lehnen wir uns mal weit aus dem Fenster und wagen eine optimistische These: der VfB Stuttgart wird die Auswärts-Sieglos-Serie in 2022 fortführen. Aus den letzten Spielen auf fremdem Platz konnten die Schwaben nur vier Punkte holen (4 Remis, 3 Niederlagen). In Bieleld spielten sie 1:1, in Mainz nur 0:0. In den letzten beiden Partien konnte Stuttgart keinen Treffer erzielen. Zugegeben: Herthas Bilanz sieht nicht viel besser aus. Doch die Berliner holten immerhin aus den letzten vier Spielen zwei Siege und erzielten jedes Mal mindestens einen Treffer.

Überhaupt schoss Hertha in dieser Saison bisher in jedem Heimspiel ein Tor oder mehr. So bleibt die Hoffnung, dass auch am Sonntag die Auswärtsmannschaft keine drei Punkte holt. Ganz klar: ein Sieg gegen Stuttgart wäre für Hertha fast schon der entscheidende Rettungsschlag. Doch auch ein Remis könnte immerhin dafür sorgen, dass die Blau-Weißen in der Tabelle auf dem rettenden Ufer bleibt. Bleibt also nur Punkten. Irgendwie. Und das Tor treffen. Sowieso.

Titelbild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Kaderanalyse 2020/21 – Herthas Mittelstürmer

Kaderanalyse 2020/21 – Herthas Mittelstürmer

Endlich ist die Alptraum-Saison 2020/2021 vorbei. Nach einer hochemotionalen Schlussphase gab es doch noch ein „Happy End“ für Hertha BSC. Diese verrückte Spielzeit haben wir sehr ausführlich in unserer Saisonrückblick-Podcastfolge besprochen. Doch jetzt wollen wir uns der Kaderanalyse widmen. Dabei gehen wir nicht nur auf die abgelaufene Saison ein, sondern werfen auch einen Blick nach vorne. Welche Kaderstellen müssen Bobic, Dufner, Friedrich und co. noch dringend bearbeiten? Wo hat man Bedarf, welche Spieler werden wohl den Verein verlassen?

Im sechsten und letzten Teil unserer Kaderanalyse widmen wir uns dem Mittelsturm. Wie haben sich Herthas Stürmer geschlagen und wie sieht die Lage für die neue Spielzeit aus?

Piatek und Córdoba – der unmögliche Vergleich

Foto: Matthias Koch / IMAGO

Wenn eine Mannschaft zwei so gute Stürmer wie Krzysztof Piatek und Jhon Córdoba in den eigenen Reihen hat, dann ist das grundsätzlich ein großes Glück. Auch wenn beide Spieler in ihrer Spielart und Rolle im Spielsystem völlig unterschiedlich sind, bringen sie eine große Qualität mit. Beide wurden für hohe Ablösesummen verpflichtet und mussten dementsprechend mit hohen Erwartungen in die Saison starten. Im Nachhinein muss man leider feststellen, dass die abgelaufene Spielzeit weder für den einen noch für den anderen optimal verlief.

Am Ende zählen bei Mittelstürmern die Torausbeute sowie die Anzahl der Torvorlagen: daran werden solche Spieler gemessen. Doch gerade da ist es unmöglich herauszustellen, wer von beiden Torjägern die bessere Saison spielte. Nicht nur wiesen beide jeweils sieben Tore und zwei Torvorlagen auf, sie erreichten diesen Wert auch in ähnlicher Spielzeit (Piatek 1.632 Minuten, Córdoba 1.541).

Zwar bewiesen beide ihre Stärken und ihr Torhunger, leider wurden sie immer wieder im Laufe der Saison zurückgeworfen und litten auch darunter, dass ihre Mannschaft so gut wie nie als Team funktionierte.

Jhon Córdoba – Fitness als Leistungsbarometer

Foto: Matthias Koch / IMAGO

So war es bei Jhon Córdoba die körperliche Fitness, die ihn im Laufe der Saison bremste. Erst verpasste er einen Großteil der Hinrunde aufgrund einer Bänderverletzung. Dann kehrte er erst 2021 zurück und stand in der wohl schwächsten Phase von Hertha (15. Bis 18. Spieltag) wieder in der Startelf. Ausgerechnet die ersten Spiele unter Cheftrainer Pal Dardai verpasste er erneut aufgrund eines Muskelfaserrisses.

Dass Dardai, sobald diese Verletzung auskuriert war, erneut auf den Kolumbianer setzte, kam nicht überraschend. Vom Spielertyp passte er genau zum neuen Trainerteam: „Er ist ein Krieger, tut 90 Minuten lang alles für sein Team.“, hieß es von Pal Dardai. „Vor einigen Jahren haben wir im Olympiastadion gesessen, ich habe versucht, ihn herzulocken. Aber wir hatten nicht genug Geld.“

Im Verlauf der Saison war mehrmals zu spüren, dass der 28-Jährige seiner Mannschaft bei seinen Einsätzen gut tat. Gerade seine Arbeit in der Sicherung von langen Bällen, seine körperliche Präsenz und sein Zug zum Tor waren wertvolle Elemente. Trotzdem kam er auch aufgrund seiner Ausfälle und die Schwierigkeiten seines Teams nicht wirklich dazu, einen Lauf zu starten. Am Ende verletzte er sich in der entscheidenden Phase erneut am Sprunggelenk und fiel für die letzten Saisonspiele aus.

Für die neue Spielzeit wird der Kolumbianer mit großer Sicherheit eine zentrale Rolle spielen. Ein Hauptaugenmerk wird dabei jedoch weiterhin die Fitness sein. Wenn der 28-Jährige über eine längere Zeit in Form bleibt, könnte er die Offensive von Hertha BSC auch in 2021/22 seinen Stempel aufdrücken.

Krzysztof Piatek – Hertha Edeljoker und Derbyheld

Foto: IMAGO

Etwas anders wird das Fazit bei Krzysztof Piatek ausfallen. Der Pole wurde über die gesamte Saison viel kritisiert, teilweise auch ohne sportlichen Grund. Wie beispielsweise ein Tousart wird der Ex-Mailänder stets ein seiner immens hohen Ablösesumme gemessen. Tatsächlich schien er, anders als sein Sturmpartner Córdoba, weniger gut zum Spielsystem seines Teams zu passen. Dass er dabei trotzdem immer wieder Torgefahr ausstrahlte und genauso gefährlich wurde wie der Kolumbianer wurde zu oft außer Acht gelassen.

Die hohe Ablösesumme und die hohen Erwartungen konnte der Pole bisher in der Höhe zwar nicht rechtfertigen. Doch individuelle Leistungen sind (wie wir bereits mehrmals im Verlauf unserer Kaderanalyse feststellen konnten) immer im Zusammenhang zu sehen: auch Piatek musste in einer schlecht zusammengestellten und dysfunktionalen Mannschaft agieren. Keine optimalen Zustände also, um als Torschütze und Vollstrecker zu glänzen. In einigen Partien bekam er so gut wie keine Bälle und kaum Möglichkeiten, seine Qualitäten in Szene zu setzen.

Immerhin erlebte der 25-Jährige einige Höhepunkte. Nach Sasa Kalajdzic war er in der abgelaufenen Saison der zweitbeste Joker der Bundesliga mit vier Treffern und zwei Vorlagen nach einer Einwechslung. Dazu konnte er ausgerechnet im Derby gegen Union Berlin beim 3:1 Erfolg von Hertha BSC seinen ersten Bundesliga-Doppelpack feiern.

Besonders bitter sollte es für Piatek zum Saisonende werden. Aufgrund einer Fraktur im Sprunggelenk im Spiel in Gelsenkirchen war nicht nur die Saison für ihn vorbei. Auch eine EM-Teilnahme wurde damit unmöglich. Nach dieser Verletzung ist trotz angeblichem Interesse von italienischen Vereinen wohl davon auszugehen, dass der Pole auch nächste Saison für Hertha stürmen wird. Wenn er zeitnah wieder gesund wird und voll in die Vorbereitung starten kann, hat der „Pistolero“ dann in der neuen Spielzeit genug Zeit um alle Zweifel aus dem Weg zu räumen.

Davie Selke – die unerwartete Rückkehr zu Hertha

Foto: nordphoto GmbH / gumzmedia / IMAGO

Lange hatten sich Fans von Werder Bremen darüber geärgert, wie hoch die Ablöse für Davie Selke kosten würde, sollten es die „grün-weißen“ am Ende doch schaffen, die Klasse zu halten. Zu selten konnte sich der 26-Jährige in anderthalb Saisons bei Werder Bremen als Torschütze auszeichnen. Nur drei Bundesligatore erzielte der 1,94 Meter große Stürmer in dieser Zeit.

Dass er ausgerechnet zwei dieser drei Treffer gegen Hertha erzielte, gehörte wohl auch zur traurigen Ironie dazu, die Davie Selke begleitete. Am letzten Spieltag rutschte Werder Bremen auf den vorletzten Tabellenplatz ab und Davie Selkes Rückkehr zu Hertha BSC wurde offiziell. Nun müssen die Hertha-Verantwortlichen auf die hohe Ablöse für Davie Selke verzichten. Doch seine Rückkehr bedeutet auch eine weitere Option für den Berliner Sturm in der neuen Saison.

Unter Pal Dardai konnte sich zwar Selke selten gegen seinen damaligen Konkurrenten im Sturm Vedad Ibisevic durchsetzen. Trotzdem erlebte er auch starke Phasen bei Hertha BSC, insbesondere in der Saison 2017/2018, wo er mit 14 Pflichtspieltoren und vier Vorlagen glänzte. Was also für viele eine Ironie des Schicksals zu sein scheint, könnte für den 26-Jährigen noch zur großen Chance werden.

Die Erwartungen und der Druck in Berlin werden geringer sein, als in Bremen in der vergangenen Saison. Nimmt Davie Selke die neue Situation und den Konkurrenzkampf sofort an, hat er eine gute Chance, seine Situation nochmal umzudrehen. Sein Cheftrainer bei der „alten Dame“ ist bereit ihm diese Chance zu geben: „Er ist ein feiner, fleißiger Junge. Hier hat er funktioniert. Ich würde nie sagen: Davie kann nicht helfen.”

Jessic Ngankam – Klassenerhalt-Held vor Ausleihe

Foto: Christopher Neundorf/Kirchner-Media/pool / IMAGO

Vom Sympathie-Faktor ist wohl Jessic Ngankam ganz oben auf der Liste der Hertha-Fans. Von der Jugend über die U23 dann zu den Profis, um sein erstes Profitor gegen Manuel Neuer zu erzielen. Schließlich die verrückte Schlussphase der Saison und das Spiel in Gelsenkirchen, wo Ngankam beim 2:1 zum Helden wurde und den Klassenerhalt wohl sicherte. Die Jubelbilder des 20-Jährigen werden noch lange in Erinnerung bleiben.

Doch diese Schlussphase kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Saison aus individueller Sicht für Ngankam keineswegs positiv verlief. Nur 284 gespielte Minuten bei den Profis, und das obwohl gerade in der Offensive bei Hertha BSC diese Saison phasenweise kaum etwas lief, können nicht zufriedenstellen. Besonders angesichts des Potenzials des gebürtigen Berliners ist eine solch geringe Spielzeit fast schon zu schade.

In der neuen Spielzeit wird die Konkurrenz sicher nicht kleiner geworden sein. Die bereits angesprochene Rückkehr von Selke sorgt sogar für mehr Konkurrenz in der Sturmspitze. Ähnlich denken wohl die Hertha-Verantwortlichen, die ihrem Schützling mehr Spielpraxis bieten wollen. Ngankam soll laut einigen Gerüchten für die neue Saison verliehen werden.

Was sportlich sicherlich Sinn ergeben, jedoch einen bitteren Beigeschmack hinterlassen würde. Schließlich verzichtet man ungerne auf den Spieler, der einem noch zum Saisonende so starke Glücksmomente bereiten konnte.

Daishawn Redan ohne Zukunft? Konkurrenz im Hertha-Sturm

Fraglich wird auch sein, was aus Daishawn Redan (20) wird, der in der abgelaufenen Saison nur 95 Spielminuten bei den Profis bekam. Zwar wurde er nochmal im letzten Spieltag gegen Hoffenheim eingewechselt. Auch bei ihm ist aber zu bezweifeln, dass er mehr Spielzeit in 2021/22 bekommen könnte.

Mit einem bis 2024 laufenden Vertrag ist eine erneute Leihe grundsätzlich denkbar. Ein Verkauf des jungen Niederländers wäre allerdings auch nicht überraschend. Talentierte junge Stürmer haben die „blau-weißen“ in der eigenen Jugend auch noch, Ruwen Werthmüller (20) und Marten Winkler (18). Letzterer feierte sogar einen sehr kurzen Profidebüt gegen den 1. FC Köln.

Der Mittelsturm bei Hertha BSC ist also für die neue Saison bereits jetzt sehr gut besetzt. Eine Verpflichtung auf dieser Position scheint unwahrscheinlich. Sollte es doch zu einem Abgang eines der genannten Spieler kommen, würde sich die Situation etwas ändern. Man kann jetzt schon gespannt sein, wer ab August für die „alte Dame“ die Tore schießen wird.

Titelbild: Matthias Koch/ IMAGO

Kaderanalyse 2019/20 – Herthas Sturm

Kaderanalyse 2019/20 – Herthas Sturm

Eine turbulente Spielzeit hat am 27. Juni ihr Ende gefunden. Zwar hat COVID-19 alle Bundesliga-Team gleichermaßen getroffen, vor der Pandemie hat Hertha BSC das Rennen als von Krisen gebeutelster Verein aber zweifellos gemacht. Selten ist es in der vergangenen Saison um Sportliches gegangen, doch genau diesem Thema wollen wir uns mit dieser Artikelserie widmen: In unserer Kaderanalyse wollen wir die einzelnen Positionen genauer unter die Lupe nehmen und die Frage beantworten, ob Hertha dort nach Verstärkungen für die kommende Saison suchen sollte. In diesem Teil wird die Position der Mittelstürmer näher beleuchtet.

Hertha und die Stürmer – ein schwieriges Thema. Denn gefühlt hat es nach Michael Preetz, Marcelinho und Marco Pantelic keinen Hertha-Stürmer mehr gegeben, der über Jahre hinweg, ligaweit und konstant für seine Torgefahr gefürchtet war. Durch Herthas neuen Reichtum, hoffnungsvolle Nachwuchsstürmer und die Trainerwechsel hat sich aber auch auf dieser Position in der abgelaufenen Saison viel getan. Grund genug, um den Sturm in unserer Kaderanalyse unter die Lupe zu nehmen.

Vedad Ibisevic – Ein versöhnliches Ende?

Stürmer werden bekanntlich nach Toren bewertet. Schaut man sich die Tor-Statistiken von Hertha aus der vergangenen Saison an, wird klar, dass die Effizienz der Torbeauftragten viel Luft nach oben hat. Denn unter den fünf Spielern mit den meisten Treffern ist Vedad Ibisevic der einzige „echte“ Stürmer. Der Bosnier Ibisevic hat mit zehn Saisontoren (Liga und Pokal) in der vergangenen Saison die meisten Tore erzielt, wobei sieben Tore in Ligaspielen und drei Tore in Pokalspielen erzielt wurden. Auch eine andere Statistik spricht für den 36-Jährigen: Mit durchschnittlich 136 Minuten hat Ibisevic von allen Hertha-Torschützen am wenigsten Zeit benötigt, um erneut zu treffen. Allerdings ist der „Vedator“ mit diesen Werten noch weit von der Ligaspitze entfernt: Robert Lewandowski (34 Ligatore, 72 Minuten/Tor) und Timo Werner (28 Tore / 106 Minuten/Tor) agieren in anderen Sphären.

Und dennoch hat Ibisevic für seine und Herthas Verhältnisse eine gute Saison gespielt, in der weniger die Quantität sondern mehr die Bedeutung seiner Treffer bestach. Man denke nur an das Spiel in Köln in der Hinrunde, in dem der Bosnier den „Effzeh“ nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit quasi im Alleingang mit einem Doppelpack besiegte. Nach einem missglückten Saisonstart war der Sieg gegen Köln im Herbst 2019 eines der wenigen Lebenszeichen der von Ante Covic geleiteten Hertha.

Foto: IMAGO

Schaut man auf die vergangene Saison zurück, waren es eher die Trainer als Ibisevic selbst, die dafür sorgten, dass der „Vedator“ nicht häufiger traf. Denn Covic und Klinsmann setzten beide konstant auf Selke, was sich als krasser Fehler herausstellte. Erst Bruno Labbadia, der mit dem Bosnier schon in Stuttgart erfolgreiche Zeiten erlebt hatte, erkannte die Qualitäten Ibisevics: Er kann aus dem Mittelfeld angespielt werden, die Bälle dabei „festmachen“, holt einige Freistöße in wichtigen Positionen heraus und – das zeigte das oben angesprochene Köln-Spiel par excellence – hat kluge Laufwege, die ihn immer wieder in die gefährlichen Räume bringen. Ein echter Torjäger eben.

Trotzdem soll Ibisevic in der kommenden Saison wohl nicht mehr für die Hertha auflaufen. Trotz spannender Nachwuchspieler und neu eingekaufter Stars ist dies ein riskantes Unterfangen: Ibisevic hatte zwar immer wieder auch schlechte Phasen. In seinen guten Zeiten war er aber immer wertvoll, teils spielentscheidend. Mit 56 Ligatoren für Hertha liegt er auf Platz zehn der Rekordtorschützen unseres Vereins. In allen seinen fünf Spielzeiten in blau-weiß gehörte Ibisevic mindestens zu den drei besten Torschützen der Mannschaft. Er und Salomon Kalou waren viele Jahre die Lebensversicherung der “alten Dame”. Nachdem die Leistungskurve in den jüngeren Zeit allerdings noch unten zeigte, wird die viel wichtigere Frage sein, wie das aus vielen jungen Spielern und Neueinkäufen zusammengesetzte Team den Abgang zweier „Leader“ (Ibisevic und Skjelbred) verkraften kann.

Ein offizielle Verabschiedung des “Vedators” hat es seitens des Vereins allerdings noch immer nicht gegeben. Es ist also nicht zu 100 Prozent auszuschließen, dass der 36-Jährige nicht doch noch eine weitere Saison in Berlin auf Torejagd geht. Hertha soll nach einem neuen Stürmer suchen, doch sollte dieses Unterfangen nicht glücken, weil z.B. kein geeigneter Kandidat zu finden oder nicht zu finanzieren ist, könnte es eine “Rückkehr” Ibisevic’ geben – sollte dieser keine interessantere neue Herausforderung angeboten bekommen. Falls dies jedoch das Ende gewesen sollte, kann Ibisevic als bester Hertha-Torjäger der vergangenen Saison guten Gewissens abdanken.

Davie Selke – Letzte Chance vertan

Nach der Saison 19/20 kann man nun wohl mit Sicherheit feststellen: Davie Selke wird keine Zukunft mehr bei Hertha BSC haben. Nach einer recht guten Saison 17/18 (zehn Tore in 27 Liga- und Pokalspielen) und einer schwächeren zweiten Hertha-Saison (drei Tore in 30 Spielen) folgte eine enttäuschende Hinrunde 2019, in welcher der mit vielen Hoffnungen verbundene Stürmer in 19 Spielen ein einziges Tor schoss.

Foto: IMAGO

Dabei kann sich Selke nicht darüber beschweren, dass er bei Hertha zu wenige Chancen bekommen hätte. Schon in der Saison 18/19 wurde er von Pal Dardai oft bevorzugt, zahlte das Vertrauen aber fast nie zurück. Und auch in der vergangenen Saison setzten Covic und Klinsmann klar auf Selke und degradierten den Mannschaftskapitän Vedad Ibisevic zum Bankdrücker. Klinsmann sah Selke sogar mittel- bis langfristig im Nationalkader – eine von vielen Fehleinschätzungen des ehemaligen Nationaltrainers. Dass Selke auch in der vergangenen Saison keinen Anschluss fand, lag an seinem Spielstil. Er ackert zwar auch im Mittelfeld, um sich Bälle zu erobern. Allerdings kann er im Gegensatz zu Ibisevic nur selten Bälle festmachen, auch seine Dribbling-Qualitäten lassen zu wünschen übrig. Hinzu kommen recht unkreative Laufwege, sodass er nur selten für Dynamik und Überraschungen im Spiel sorgt. Michael Preetz hatte einen ähnlichen Spielstil, der oft etwas unkonventionell bis ungeschickt wirkte. Allerdings hatte Preetz die Gabe, das Spiel besser zu lesen und in den richtigen Momenten am richtigen Fleck zu sein.

Die Zukunft des 25-Jährigen ist noch nicht final geklärt, schließlich muss Werder Bremen auch in der kommenden Saison die Klasse halten, damit die Kaufpflicht aktiviert wird – mindestens zehn Millionen würde Selke dann einbringen, womöglich sogar 15 Millionen, doch der damit verbundene Umstand, dass Bremen Europa erreicht, ist wohl illusorisch. Das ernüchternde Fazit zu Selke ist, dass der Stürmer ein nicht eingelöstes Versprechen ist. 2017 für damals viel Geld nach Berlin gekommen, sollte er die Zukunft des Berliner Mittelsturms sein, doch bis auf wenige Spiele, wie beispielsweise sein Doppelpack beim 3:2-Sieg über RB Leipzig, ist er diesen Erwartungen hinterhergehinkt. Es sollte nicht sein.

Krzysztof Piątek – Herthas neue Sturm-Hoffnung

Mit 24 Millionen Euro ist der Pole Krzysztof Piątek Herthas zweitteuerster Transfer der Vereinsgeschichte. Seine bisher größten Erfolge feierte Piątek zuvor in Italien, wo er zunächst für den CFC Genova 13 Tore in 19 Spielen machte und später in 36 Einsätzen 13 mal für den AC Mailand traf. Als Zlatan Ibrahimovic dann im Winter 19/20 nach Mailand wechselte, verlor der polnische A-Nationalspieler seinen Stammplatz und geriet zugleich ins Visier der Hertha, die nach einer sehr enttäuschenden Hinrunde eine „Tormaschine“ brauchte.

Foto: JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images

Piąteks Stil ist schnörkellos: Bekommt er einen Ball in aussichtsreicher Position, sucht er sofort den Abschluss. Kreatives Passspiel und die Einbindung in längere Ballstafetten gehören offenbar nicht zu seinen Stärken, was oftmals dazu führt, dass Piątek phasenweise „untertaucht“ und etwas wenig Anbindung ans Spiel hat. Das ist aber auch okay – schließlich benötigt Hertha nach den Abgängen von Ibisevic, Selke und Kalou schlichtweg einen Stürmer, der regelmäßig Tore schießt. Dass der Pole diese Rolle bei Hertha in der kommenden Saison einnimmt, ist nicht unwahrscheinlich. Denn in den letzten Saisonspielen zeigte Piątek eine zufriedenstellene Leistung. In seinen 16 Hertha-Spielen (Liga und Pokal) kam Piątek auf fünf Treffer und eine Vorlage.

Dennoch ist weiterhin Luft noch oben klar erkennbar. Das sieht auch Trainer Bruno Labbadia so, der zuletzt gegenüber dem Berliner Kurier sagte: “Er läuft viel und macht viel. Die Statistiken sind sehr gut. Was man sagen kann, Krzysztof arbeitet extrem viel – auch außerhalb des Platzes. Er hat Fähigkeiten, die er mehr einbringen muss. Wir müssen es schaffen, ihn in seiner Position besser einzusetzen. Und er muss auch daran arbeiten. Er muss präsenter im Strafraum werden. Er muss noch effektiver werden.”

Pascal Köpke – Abschied wahrscheinlich

Wenn man sich im Internet nach Toren von Pascal Köpke umschaut, bekommt man einige beeindruckende Szenen zu sehen. Allerdings erzielte Köpke diese Tore fast ausschließlich im Trikot der „Veilchen“ von Erzgebirge Aue. Satte 18 Scorer-Punkte in 34 Zweitliga-Spielen gingen damals in einer Saison auf sein Konto. Zur Hertha wechselte der Stürmer vor der Saison 18/19 und hat seit dem eigentlich nie eine entscheidende Rolle gespielt. In der vergangenen Saison kam Köpke auf vier Ligaspiele und einen Pokaleinsatz.

Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images

Dieses eine Pokalspiel hatte es allerdings in sich: Sehr überraschend hatte ihn Jürgen Klinsmann gegen Schalke in die Startelf befördert. Und zum ersten Mal machte Köpke im Hertha-Dress einen Unterschied: In klassischer Mittelstürmer-Manier machte er das 1:0 und legte wenig später das 2:0 vom damaligen Neuzugang Krzysztof Piątek auf. In den Klinsmann-Wochen kam Köpke zu einigen wenigen Einwechslungen. Besonders dürfte diese Zeit für ihn auch gewesen sein, weil sein Vater kurzzeitig Torwarttrainer bei Hertha war.

Unter Bruno Labbadia spielte Köpke dann erneut keine Rolle mehr. Ein Abschied ist mit Blick auf die anstehenden Kaderveränderungen wahrscheinlich. Die damalige Verpflichtung des quirligen Angreifers war eine Spekulation auf die Zukunft: Der Sprung von Aue nach Berlin war so groß, dass es nicht unwahrscheinlich gewesen ist, dass Köpke eben jenen Schritt nicht vollziehen kann. Das Experiment gilt wohl als gescheitert, 13 Einsätze und gerade einmal 264 Minuten in zwei Jahren belegen diese These.

Daishawn Redan – Der ungeschliffene Diamant?

Daishawn Redan ist ein 19 Jahre junger Mittelstürmer, der in der niederländischen Ajax-Schule groß geworden ist, vor einigen Jahren zu Chelsea wechselte und seit Anfang der vergangenen Saison bei Hertha spielt. Redan wurde teilweise als das „Wunderkind“ von Ajax und Chelsea beschrieben – die Verpflichtung durch Hertha weckte daher Hoffnungen. Auch wenn wir von Redan noch nicht viel gesehen haben – seine Statistiken klingen spannend. In der niederländischen Jugendmannschaften traf Redan zuletzt fast in jedem Spiel. In der U18 und der U19 der Londoner erzielte der Niederländer 18 Tore.

Und auch im Hertha-Dress hat Redan schon getroffen: In seinen acht Einsätzen für die U23 von Michael Hartmann kam Redan auf vier Tore. Im Profi-Team wurde er bislang nur einmal eingesetzt: Bei der 0:3 Heimniederlage gegen Wolfsburg am 2. Spieltag. In der Rückrunde wurde Redan dann an den niederländischen Erstligisten FC Groningen verliehen, wo er einige Spiele bewältigte, aber keine Tore machte – bis die Saison 19/20 wegen des Coronavirus abgebrochen wurde. Gemeinsam mit Jessic Ngankam könnte sich Redan in der kommenden Saison um die Rolle des besten Nachwuchsstürmers streiten. In jedem Fall sollte Hertha ihn nicht voreilig ziehen lassen.

Jessic Ngankam – Herthas eigenes Sturm-Juwel

Immer wieder kommen aus der Hertha-Jugend vielversprechende Talente in die Profi-Mannschaft. Dass diese Spieler aber schon mit 18 oder 19 Jahren von mehreren europäischen Spitzenclubs gejagt werden, passiert nicht sehr oft. Bei Jessic Ngankam ist das aber der Fall. Obwohl im Mai dieses Jahres von Interesse aus München und Salzburg berichtet wurde, unterschrieb das Berliner Eigengewächs seinen ersten Profivertrag bei Hertha. Belohnt wurde er von Bruno Labbadia mit mehreren Einwechslungen. Im letzten Saisonspiel gegen Mönchengladbach sammelte Ngankam sogar seinen ersten Scorer-Punkt, als er Ibisevic seinen wohl letzten Hertha-Treffer auflegte. In Hartmanns U23 zeigte Ngankam in der vergangenen Saison, was in ihm steckt: In 22 Spielen traf er elf Mal – seine Torquoten in den Jugendmannschaften Herthas sind noch beeindruckender. Schön, dass Labbadia den Nachwuchsspielern häufig Chancen gibt. Ngankam hat sie verdient – es wäre toll, wenn er sich einen Platz im Team ergattert.

Muhammed Kiprit – Geht da noch was?

Einen ähnlichen Text wie über Ngankam hätte man in den vergangenen Jahren vor Saisonbeginn jeweils auch über Muhammed Kiprit schreiben können. Der gebürtige Berliner hat in der Jugend für Hertha viele Tore geschossen, 2018 wurde er dann zum Hertha-Profi. Doch seitdem steht die Entwicklung still. In der Rückrunde 18/19 wurde Kiprit für ein paar Monate nach Innsbruck verliehen. In der vergangenen Saison lief er dann wieder 21 mal für die U23 von Hertha auf – und machte beachtliche 16 Tore bei fünf Vorlagen. Alleine diese Werte zeigen, dass Kiprit als Stürmer wertvoll sein kann. Vielleicht bekommt er bei Labbadia ja noch eine Chance – es ist allerdings nicht davon auszugehen.

Fazit

Obwohl Hertha in der vergangenen Saison mit Ibisevic und später auch Piątek zwei klassische Strafraumstürmer hatte, die für wichtige Tore sorgten, gibt es nach wie vor ein Stürmerproblem. Das zeigen mehrere Statistiken. Mit sieben Ligatreffern sind Vedad Ibisevic und Dodi Lukebakio Herthas erfolgreichste Torschützen und rangieren damit auf Platz 33 der Torjäger-Liste der Bundesliga. Dass bei Hertha die Torgefahr zumeist nicht von Stürmern sondern von offensiven Mittelfeldspielern (Lukebakio, Cunha, Kalou, etc.) ausgeht, zeigt auch ein Blick in die Scorer-Liste der Liga. Mit sieben Treffern und sechs Vorlagen ist Lukebakio auf Platz 31 bester Herthaner. Das mag sicherlich auch an den vielen Trainerwechseln der vergangenen Saison liegen: Denn unter Klinsmann und Covic hatte der einzige treffsichere Stürmer Ibisevic in der Hinrunde wenig Einsatzzeit. Wer weiß, wie viele Tore der „Vedator“ gemacht hätte, wenn er Selkes Spielzeit bekommen hätte …

Foto: IMAGO

Hoffnung machen aber die jüngsten Entwicklungen unter Bruno Labbadia, der selbst jahrelang auf Torejagd ging. Einerseits erkannte Labbadia, dass Ibisevic nach seinen Hertha-Jahren als Stürmer am besten mit dem Rest der Mannschaft verbunden ist – der Bosnier zahlte dies mit guten Leistungen und Treffern zurück. Andererseits baute Labbadia gleichzeitig Neuzugang Piątek auf – der Pole wurde von Spiel zu Spiel besser und konnte zeigen, dass er Ibisevics Platz als gefährlicher Strafraumstürmer einnehmen könnte. Hoffnung machen auch Nachwuchs-Talente wie Ngankam oder Redan, die unter Labbadia sicherlich ihre Zeit bekommen werden.

Ganz egal, wer vorne spielt – Hertha muss auch spielerische Probleme lösen. Sowohl mit Ibisevic als auch mit Selke und Piątek hat es in der vergangenen Saison zu oft so gewirkt, als habe der Sturm keinen Anschluss ans Mittelfeld gehabt. Der Abstand der Stürmer zu den kreativen Passgebern war oft zu groß, sodass nur selten spielerisch-dynamisch Gefahr entstanden ist. Wünschenswert wäre es daher, dass der Strafraumstürmer Piątek einen weiteren spielstarken Stürmer an seine Seite bekommt. Vielleicht können diese Aufgabe ja die Talente Ngankam und Redan erfüllen – vielleicht aber auch ein weiterer Neuzugang.

[Foto: IMAGO]

Herthaner im Fokus: Eintracht Frankfurt – Hertha BSC

Herthaner im Fokus: Eintracht Frankfurt – Hertha BSC

Im zweiten Spiel unter Jürgen Klinsmann ging es vor allem um eine Sache: Kampf. Die Hertha-Profis lieferten eine körperlich betonte Leistung ab und erkämpften sich einen Punkt in Frankfurt. Trotzdem war bei vielen Fans eine große Enttäuschung zu spüren. Eine 2:0 Führung aus der Hand zu geben ist schließlich nie ein gutes Gefühl. Wir haben uns die Leistung einzelner Spieler genauer angeschaut.

Marko Grujic – Entscheidender Mann

Marko Grujic hat am Freitagabend wohl sein bestes Spiel in der laufenden Saison gezeigt. Dabei gab es zahlreiche Situationen, in denen der Serbe den einen oder anderen Hertha-Fan zur Verzweiflung gebracht hat. Entscheidend war er aber allemal.

Foto: Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images

Das 1:0 bereitete der Serbe herausragend vor. Nach einer Balleroberung von Darida leitete er den Gegenangriff selbst ein, schaltete schnell nach vorne um. Im Zusammenspiel mit Marvin Plattenhardt wurde Grujic dann auf der linken Seite angespielt, leitete den Ball zwischen die Beine seines Gegenspielers in den Lauf von Dodi Lukebakio weiter, der zum 1:0 einnetzen konnte. Nicht weniger wertvoll war dann in der zweiten Halbzeit sein Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0. Nach schöner Vorlage von Dedryck Boyata stand der Serbe goldrichtig, musste nur noch aus kurzer Distanz einschieben.

Zwei brillante Szenen, die sinnbildlich für das Potenzial und für die Qualität des aus Liverpool ausgeliehenen Spielers stehen. Solche Szenen zeigte er in den vergangenen Monaten so gut wie nie, und auch gegen Frankfurt fiel er nicht nur durch diese Szenen auf. Beim von Schiedsrichter Christian Dingert zurückgenommenen 1:1 Ausgleich der Frankfurter war Marko Grujic durch einen unnötigen Ballverlust am Ursprung. Beim 2:2 Ausgleich der Heimmannschaft sah er Hinteregger zwar anlaufen, reagierte aber nicht schnell genug, sodass dieser dann zu Rode köpfen konnte.

Im Mittelfeld fiel wieder einmal auf, dass der junge Serbe oft nicht rechtzeitig schaltete, um Angriffe des Gegners zu verhindern. Oftmals lief er seinem Gegenspieler nur hinterher, ohne diesen entscheidend zu stören oder zu bedrängen. Dies zeigt sich auch daran, dass er weniger intensive Läufe (51) aufweisen konnte als Ondrej Duda, der bereits in der 49. Minute ausgewechselt wurde. Im Vergleich dazu wies Laufwunder Vladimir Darida sogar 116 intensive Läufe auf.

Der Serbe teilt sich aktuell mit Robert Andrich von Union Berlin und mit Kingsley Ehizibue aus Köln einen Titel. Sie sind die Spieler mit den meisten Fouls in der Bundesliga. Dagegen fiel Grujic besonders positiv damit auf, dass er nicht nur an beiden Toren direkt beteiligt war, sondern auch allgemein ein Aktivposten im Mittelfeld war. Ganze 11,46 Kilometer lief der Mittelfeldspieler insgesamt. Er war auch der Spieler mit den meisten Ballkontakten (57) und der Spieler mit den meisten Pässen (40, Passquote 70%) bei den Berlinern.

Ondrej Duda – Chance verpasst

Ondrej Duda stand, für viele überraschend, in der Startelf von Hertha BSC. Dabei war er im letzten Spiel gegen Borussia Dortmund nicht mal im Kader. Doch die Chance in seinem ersten Einsatz unter Neutrainer Jürgen Klinsmann guten Eindruck zu hinterlassen konnte er leider nicht nutzen. Seine unbestrittenen Qualitäten, die er vergangene Saison unter Beweis stellen konnte, brachte er nicht auf dem Platz.

Foto: Alexander Scheuber/Bongarts/Getty Images

Stattdessen zeigte er genau die Schwächen, die ihm diese Saison wohl zurecht öfter seinen Stammplatz gekostet hatten. Er brachte, wie seine Mitspieler auch, die nötige Härte und Aggressivität auf dem Platz. Dabei konnte er jedoch weder die nötige Präzision noch das nötige Timing bei den Zweikämpfen aufweisen. Dadurch gewann der Slowake so gut wie nie den Ball, beging dafür zahlreiche Fouls.

Bereits in der neunten Minute holte sich der 25-Jährige für ein Foul an Martin Hinteregger die gelbe Karte ab. In der Folge nahm er sich jedoch in Zweikämpfen keineswegs zurück und war bis zur Pause akut gelb-rot gefährdet. Als er dann direkt in der 46. Minute wieder nur knapp der gelb-roten Karte entkommen konnte, wurde er vom Berliner Cheftrainer ausgewechselt.

Damit musste Hertha früh wechseln und hatte im weiteren Verlauf des Spieles eine Wechseloption weniger. Dazu kommt, dass Duda zu oft durch Ballverluste (nur 40 % Zweikampfquote) und Ideenlosigkeit in der Offensive auffiel.  Insgesamt eine schwache Leistung des Slowaken, der in dieser Form für die noch verunsicherten „alten Dame“ keine Verstärkung darstellt.  Er muss hoffen, dass er in den nächsten Partien seine Chance nutzt. Viele schwache Einsätze wird auch Jürgen Klinsmann nicht dulden.

Davie Selke – Laufen und Arbeiten

Langsam wird diese Torflaute bei den Berliner Stoßstürmern problematisch. Selbstverständlich ist Tore schießen eine Mannschaftsleistung, sodass Stürmer nie alleinverantwortlich dafür sind, wenn sie keine Tore schießen. Doch leider hat die Konkurrenzsituation im Sturm, die wir Anfang der Saison beschrieben hatten, nicht dafür gesorgt, dass sich jetzt eine “Tormaschine” in der Startformation durchgesetzt hat.

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Im Gegenteil: Ibisevic und Selke weisen zusammen in dieser Bundesligasaison nur vier Tore auf. Keiner der beiden konnte bisher so richtig überzeugen, dabei braucht Hertha BSC vor allem in einer solchen gefährlichen Phase einen Torgaranten, der gefühlt aus einer halben Chance zwei Treffer erzielt. Diesen gibt es aktuell bei Hertha nicht, auch nicht in Person von Davie Selke

Dieser konnte auch gegen Frankfurt erneut unter Beweis stellen, dass er ein unangenehmer Gegenspieler ist, der sich körperlich komplett reinhängt und um jeden Ball kämpft. Seine Bemühungen und sein Wille sind ihm nicht abzusprechen, sodass es uns schwer fällt, ihn zu kritisieren. Unter Anderem holte er den Freistoß heraus, den Hertha zum zwischenzeitlichen 2:0 nutzen konnte. Dazu zeigte er sich unglaublich laufstark, lief 11,05 km, was für einen Stürmer ein überragend hoher Wert ist. Im Vergleich: Gegenspieler Goncalo Paciencia lief einen Kilometer weniger.

Doch seine Arbeit zahlte sich nur selten in Torgefahr aus. Bloß einen Torschuss in der 68. Minute konnte er abgeben. In sehr guter Position schoss er nach guter Flanke von Marvin Plattenhardt jedoch neben das Tor und vergab damit seine einzige gute Torgelegenheit. Leider zählen am Ende nur die Tore, und diese fallen entweder nicht, werden zurückgenommen oder fallen dann, wenn das Spiel bereits verloren ist (wie im Spiel gegen RB Leipzig).

Bereits jetzt ist in sozialen Netzwerken und Medien davon die Rede, womöglich im Winter einen Torgaranten dazu zu holen. Geld dafür wäre durch das Investment von Lars Windhorst theoretisch da. Dodi Lukebakio zeigt sich zwar Torgefährlich, zeigte sich aber vor allem als Flügelstürmer. Eine „echte“ Neun könnte im Winter kommen, wenn bis dahin weder Ibisevic noch Selke ihre „Torblockade“ lösen können. Im Fußball kann bekanntlich alles sehr schnell gehen. Deshalb bleibt die Hoffnung, dass sich die von Spielern und Trainer angesprochene „Arbeit“ auch bei Davie Selke schon bald wieder in Tore ummünzt. Gegen Borussia Dortmund war es für einen kurzen Moment so gewesen. Bereits am kommenden Wochenende gegen den SC Freiburg hat der 24-Jährige die nächste Möglichkeit.

Dedryck Boyata – Topleistung trotz Gegentreffer

Herthas Probleme mit der defensiven Stabilität sind auch unter Jürgen Klinsmann nicht einfach so über Nacht wie durch einen Zauber verschwunden. Das zeigt sich daran, dass die „blau-weißen“ in Frankfurt wieder zwei Gegentreffer kassieren mussten. Zudem ließen Sie zahlreiche Chancen zu. Beide Gegentreffer fielen nach Ecken, was kein Zufall ist. Ganze 16 Eckbälle bekamen die Hausherren am Freitagabend zugesprochen. Dabei sind Standards eine große Schwachstelle des Hauptstadt-Clubs, und das bereits seit Saisonbeginn.

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Die fehlende Stabilität ist nichts, was man an einer Person fest machen könnte. Ein Hertha-Profi stellte am Freitagabend jedenfalls keinen Unsicherheitsfaktor dar. Dedryck Boyata zeigte eine Topleistung, war zweifellos der Innenverteidiger, der die größte Stabilität ausstrahlte. Die Statistik bestätigt diesen Eindruck: 12 Bälle konnte der Belgier im Laufe des Spieles klären, dazu vier gegnerische Bälle abfangen und mehr als die Hälfte seiner Zweikämpfe gewinnen. Außerdem fiel er durch gute Balleroberungen und Tacklings auf.

Umso bitterer also für ihn, dass Hertha trotz seiner starken Leistung erneut zwei Tore kassierte. Kurz vor dem ersten Gegentreffer konnte der Innenverteidiger zunächst mit einer absoluten Traumgrätsche Goncalo Paciencia den Ball im Strafraum vom Fuß klären. In der anschließenden Ecke und der damit verbundenen Unruhe im Strafraum konnte er den Kopfball von Hinteregger aber nicht verhindern. Aufgrund eines Stellungsfehlers von Marvin Plattenhardt stand der Frankfurter auch nicht im Abseits, sodass der Anschlusstreffer der Hessen auch zählte.

Beim Versuch in der 85. Minute eine Flanke aus dem Strafraum zu schießen versprang ihm der Ball und sorgte für eine weitere Ecke für Eintracht Frankfurt. Diese führte dann zum 2:2 Ausgleich. Gerade für die Innenverteidiger ist die aktuelle Lage besonders schwierig. Trotz größtem Einsatz und Mühe fallen Gegentreffer wie am Fließband und Spielphasen, in denen die Defensive entlastet ist, gibt es nur selten.

Dedryck Boyata entwickelt sich in dieser Phase allerdings weiter zum unumstrittenen Stammspieler. Das kann der „alten Dame“ nur gut tun und Jürgen Klinsmann wird sicher seine Defensive auch um den Belgier herum aufbauen können. Es bleibt abzuwarten, wann sich Hertha-Fans endlich wieder über eine gegentorfreie Partie freuen können. Die letzte gab es Ende September beim 1. FC Köln.

Marvin Plattenhardt – Hoffnung auf mehr

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Eine weitere Überraschung in der Startelf war Marvin Plattenhardt. Im Heimspiel gegen Borussia Dortmund wurde er noch nicht eingesetzt. Sein erster Einsatz unter Jürgen Klinsmann bei Eintracht Frankfurt verlief recht gut. Besonders beim 1:0 durch Dodi Lukebakio war er besonders wertvoll und konnte durch einen schönen Pass auf Marko Grujic durch zwei Frankfurter hindurch das Tor mit vorbereiten. Auch beim 2:0 war der linke Verteidiger maßgeblich beteiligt. Sein Freistoß von der rechten Angriffsseite war der Ursprung des zweiten Berliner Treffers.

Auch seine Werte sind ordentlich: er lief mehr als 10 Kilometer, konnte zweimal in bedrohlichen Situationen klären und gewann alle seine Zweikämpfe. Außerdem kamen 79 % seiner Pässe an. Auf der Schattenseite steht die Situation beim Anschlusstreffer des Heimteams, als er bei der Ecke falsch stand. Dazu kommt, dass der 27-Jährige nur selten zu Vorstößen kam. Nur einmal konnte er auf seiner linken Seite mit viel Platz in den Strafraum flanken. Dabei konnte er aber Davie Selke sehr gut in Szene setzen und hätte durchaus seine dritte Torbeteiligung aufweisen können.

Es ist durchaus eine Leistungssteigerung bei Marvin Plattenhardt zu erkennen. Vor allem seine Beteiligung an beiden Treffern spricht dafür. Für viele ist der linke Verteidiger bereits abgeschrieben, doch sollte er an diese Leistung anknüpfen und sich Woche für Woche steigern könnte er sich zurückmelden. Es bleibt abzuwarten, ob er auch im nächsten Heimspiel gegen den SC Freiburg in der Startelf stehen darf.

Selke und Ibisevic – ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Selke und Ibisevic – ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Eine Frage bleibt noch vor dem ersten Pflichtspiel dieser Saison am Sonntag ungeklärt: wer soll bei Hertha in der Spitze stürmen? Selke und Ibisevic sind beide in der Vorbereitung fit geblieben und liefern sich bereits jetzt einen gnadenlosen Konkurrenzkampf. Es gibt im neuen System unter Neutrainer Ante Covic wohl auch nur eine Startposition als Stoßstürmer. Wer startet am Sonntag für Hertha gegen den VfB Eichstätt? Wer steht gegen den FC Bayern in der Startelf?

Luxusproblem oder „Warten auf Selke“?

Eigentlich gab es eine klare Vorstellung bei Hertha BSC, als man 2017 die Rekordsumme von geschätzten 8,5 Millionen Euro hinlegte, um sich die Dienste von Davie Selke zu sichern. Der aus Leipzig gewechselte Mittelstürmer sollte mittelfristig Nachfolger von Vedad Ibisevic in der Sturmspitze werden.

Bis zur Verpflichtung von Lukebakio Herthas Rekordtransfer – Davie Selke (Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

1,94 Meter groß, schnell, kopfballstark und vor allem eiskalt vor dem Tor: Selke war vom Profil her genau der Richtige, um in die großen Fußstapfen von Vedad Ibisevic zu treten. Doch bis heute hat sich keine endgültige Fackelübergabe ergeben, im Gegenteil. Vergangene Saison kam der Bosnier auf 1.821 Spielminuten in der Bundesliga, Selke auf 1.730. Dabei konnten beide Stürmer Scorerpunkte sammeln.

Ibisevic konnte zehn Treffer erzielen und drei Tore vorbereiten. Selke hat eine nahezu umgekehrte Statistik: er konnte nur drei Treffer erzielen, gab jedoch neun Torvorlagen ab. Beide Stürmer haben nicht die schlechteste Saison gespielt, aber eben auch keine so gute, als dass sich einer von beiden hätte klar durchsetzen können. Nicht einfach also für Trainer Covic, anhand der Statistik der letzten Saison eine Entscheidung zu treffen.

Selke mit der ersten kompletten Vorbereitung

Es lohnt sich also ein individueller Blick auf beide Spieler. Einer der Hauptgründe, warum sich Selke bisher noch nicht durchsetzen konnte, ist die Fitness. Sowohl 2017/18 als auch 2018/19 konnte er aufgrund von Verletzungen keine komplette Vorbereitung absolvieren, brauchte viel Zeit, um wieder in Form zu kommen. 2017/18 verpasste der ehemalige deutsche U-Nationalstürmer den kompletten Saisonstart, machte sein Bundesligadebüt für Hertha erst am 14.10.2019 gegen den FC Schalke 04. Damals folgten jedoch zehn Treffer in der Bundesliga und vier in der Europa League.

Im letzten Sommer erlitt Selke eine noch kompliziertere Verletzung (Pneumothorax). Er verpasste ebenfalls den Saisonauftakt, kam dann lange nicht in Schwung und wurde erst am 01.12.2019 in der Startelf eingesetzt. Sein Konkurrent Ibisevic hingegen ist durchgehend fit, war bis auf seine Sperren fast immer einsetzbar.

Diese Vorbereitung jedoch verläuft für Davie Selke bisher verletzungsfrei. Wie wichtig eine sorglose Vorbereitung sein kann, hat sich in jüngerer Vergangenheit bereits bei anderen Hertha-Spielern gezeigt. „Ich fühle mich sehr gut, fit und bereit. Immer wenn ich diesen körperlichen Stand hatte, konnte ich auf dem Platz Leistung zeigen“, sagte der 24-Jährige diese Woche im Interview.

Tore als Hauptargument

Selke und Ibisevic werden auch diese Saison eher selten zusammen stürmen (Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images)

Unter Leistung versteht Selke auch die Fähigkeit, viele Tore zu schießen. Wie bereits angesprochen, konnte er vergangene Saison viele Vorlagen geben. Aufzulegen sei jedoch nicht sein primäres Ziel. „Ich will jetzt wieder auf Tore umschalten. (…) Mein Ziel ist es, zweistellig zu treffen. Das ist mein Anspruch”, so der junge Stürmer. Auch im Konkurrenzkampf zwischen Ibisevic und Selke werden die Tore das Hauptargument sein. Das sieht auch Deutschlands Nationaltrainer Joachim Löw so. Dieser sagte diese Woche in Bezug auf Davie Selke: „Er ist ein positiver Spielertyp mit unglaublichem Engagement und Tempo. Das sind positive Ansätze, aber da muss auch noch ein Entwicklungsschub kommen. Ich würde mir wünschen, dass solch ein Spieler auch mal 12, 15 Tore in einer Saison erzielt.“

Wenn man sich die Vorbereitungsspiele diesen Sommer heranzieht, stehen beide Stürmer jeweils bei drei Treffern. Allerdings hinterließ bisher Ibisevic den besseren Eindruck. Fallrückziehertor und -Vorlage, schönes Kombinationsspiel, wie auch viel Kampf und Intensität in den Zweikämpfen – der Bosnier zeigte im Laufe der Vorbereitung, dass er trotz seines vorangeschrittenen Alters keineswegs abzuschreiben ist.

Die Bestätigung von Vedad Ibisevic als Kapitän durch Ante Covic könnte ein Hinweis darauf sein, dass dieser erneut eine zentrale Rolle spielen wird. Doch ein Kapitänsamt sichert keineswegs eine Stammplatzgarantie. Außerdem wird es auch wichtig sein, dass der temperamentvolle Angreifer seine Nerven im Griff hat. Eine erneute lange Rotsperre würde sicherlich kein gutes Argument für ihn sein.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Selke soll wieder mehr Tore als Vorlagen schießen (Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images)

Auch Selke ist bewusst, dass es nicht einfach sein wird, an dem 34-Jährigen vorbeizukommen. „Es geht neu los, das wird wieder ein gutes Duell. Aber der Konkurrenzkampf treibt uns an. Wer besser performt, wird spielen. Ich schaue in erster Linie auf das, was ich beeinflussen kann. Dazu gehören Fitness und Trainingsarbeit.

Wenn man von Fitness und guter Trainingsarbeit im Sturm von Hertha BSC spricht, muss man auch auf die restlichen Stürmer im Kader schauen. Pascal Köpke zählte bereits letzte Saison zu den Spielern, die im Training am meisten arbeiteten, jedoch aufgrund der Konkurrenzsituation keine wirkliche Rolle spielten. Auch in dieser Vorbereitung war er sicher nicht der Schlechteste, erzielte im Testspiel gegen West Ham United sogar einen Doppelpack.

Doch der von Erzgebirge Aue nach Berlin gewechselte Stürmer konnte in der letzten Spielzeit bei den Profis nur 68 Pflichtspielminuten sammeln. Auch in der neuen Saison wird es für den 23-Jährigen wohl nur wenige Einsatzchancen geben. Zuletzt sollte es Interesse von Dynamo Dresden geben, eine Leihe wäre sicher eine sinnvolle Lösung für alle Parteien. Eine weitere Saison auf der Bank oder Tribüne wäre sowohl für Hertha als auch für Köpke alles andere als optimal.

Redan und Kiprit für die Zukunft

Bisher nur Stürmer Nummer drei – Pascal Köpke (Foto: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Weitere ernsthafte Konkurrenten in der Sturmspitze gibt es wohl erst einmal nicht. Der junge Muhammed Kiprit wird im Moment in der Regionalliga eingesetzt und scheint noch weit weg von einer Stammposition in der Profi-Mannschaft zu ein. Neuzugang Daishawn Redan konnte bereits im Trainingslager positiv auf sich aufmerksam machen. Er soll sich langfristig in die erste Elf spielen, diese Saison erstmal für die U23 stürmen. Er könnte aber, ähnlich wie sein Landsmann Javairo Dilrosun vergangene Saison, bereits in der neuen Saison einige Pflichtspielminuten sammeln und mit Joker-Einsätzen bei den Profis reinschnuppern.

Rekord-Neuzugang Dodi Lukebakio kann zwar auch in der Spitze spielen, wird allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit eher auf den Außen eingesetzt werden. Dort hat Hertha am meisten Bedarf. Es wird also in der Sturmspitze ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Selke und Ibisevic. So oder so: Tore müssen her und beide Spieler haben bewiesen, dass sie wissen, wie man Tore schießt. Für Ibisevic ist es wohl die letzte Saison für den Hauptstadtverein, doch auch für Selkes Karriere ist es eine äußerst entscheidende Spielzeit. Für Herthas Zukunft wäre es von großer Bedeutung, wenn er jetzt endlich den nächsten Schritt machen würde.