VfB Stuttgart – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

VfB Stuttgart – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

Auf den Befreiungsschlag im Heimspiel gegen Schalke Ende Oktober folgten für Hertha BSC zwei bittere und denkbar knappe Niederlagen in Bremen und gegen Bayern. Im Endspurt vor der WM-Pause steht die alte Dame deshalb unter Druck, sich endlich für die gezeigten Leistungen zu belohnen. Das Gastspiel in Stuttgart steht auch wegen der Tabellensituation unter dem Motto „verlieren verboten“.

Die Ausgangssituation vor Beginn des 14. Bundesliga-Spieltags könnte für Hertha und Stuttgart kaum ähnlicher sein: Beide stehen mit bisher nur 11 Punkten da, lediglich die Tordifferenz trennt die beiden Teams auf den Tabellenplätzen 15 und 16. Mit einem Sieg könnten beide Mannschaften wieder näher ans Tabellenmittelfeld heranrücken, was dem Spiel eine besondere Bedeutung verleiht.

Die Schwaben gehen mit einer ähnlichen Form wie Hertha in dieses Spiel – drei Punkte aus den letzten drei Spielen, allerdings konnte Stuttgart die letzten drei Heimspiele gewinnen. Unter Matarazzo-Nachfolger Wimmer spielte der VfB in den beiden letzten Spielen in einer 4-4-2-Formation, ähnlich wie Hertha gegen Schalke und Bayern.

Top-Scorer im 1-gegen-1? Dodi Lukébakio gegen Borna Sosa

Auf dem (aus Hertha-Sicht) rechten Flügel wird es in Stuttgart zum Duell zwischen dem besten Torschützen der Berliner und dem besten Vorbereiter der Stuttgarter kommen – die Rede ist natürlich von Dodi Lukébakio und Borna Sosa. Über Lukébakios Qualitäten in Offensive und Defensive wurde in den vergangenen Wochen bereits viel gesagt, gegen Bayern traf er zum sechsten Mal in dieser Saison und egalisierte damit Jovetics Bestwert aus der Vorsaison. Ligaweit gelingen Lukébakio die viertmeisten Dribblings pro Spiel, er liegt nur knapp hinter dem Führenden-Trio aus Frimpong, Ejuke und Bellingham.

hertha

(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)

Am Dienstag steht ihm mit Borna Sosa aber ein Gegenspieler gegenüber, bei dem auch insbesondere seine Defensiv-Qualitäten gefragt sein werden – die er zum Beispiel mit seiner Rettungstat gegen Leipzig unter Beweis stellte. Sosa schlug in dieser Saison bereits 93 Flanken, bereitete 25 Torschüsse vor und hat ligaweit mit 0.48 den höchsten xA-Wert pro 90 Minuten. Auch ohne seinen Traumpartner Sasa Kalajdzic kommt Sosa schon auf vier Vorlagen, drei davon in den letzten vier Liga-Spielen.

Gleichzeitig ist Sosa kein ausgewiesener Defensivspezialist, was für Lukébakio Möglichkeiten eröffnen könnte, seine offensiven Qualitäten auszuspielen. Statistisch liegt der kroatische Linksverteidiger in Kopfballduellen und Interceptions in der schlechteren Hälfte der Außenverteidiger in Top-5-Ligen, bei Blocks sogar im hinteren Drittel.

Duell der Dauerbrenner: Kenny gegen Endo

Ligaweit gibt es noch sechs Feldspieler, die bisher in jeder Minute dieser Bundesliga-Saison auf dem Platz standen, einer davon ist Herthas Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny. Kenny macht bei Hertha seit Saisonbeginn Schritt für Schritt nach vorne: Gegen Bayern lieferte er gegen Sadio Mané und Kingsley Coman eine defensiv solide Leistung ab und bereitete kurz vor Spielende beinahe noch den Ausgleich vor.

Zu seiner „Unersetzbarkeit“ trägt sicherlich auch bei, dass Hertha auf der Rechtsverteidigerposition keine echte Alternative zum 25-Jährigen Engländer hat. Besonders spannend wird, ob Kenny auch in der englischen Woche die beiden noch ausstehenden Spiele gegen Stuttgart und Köln jeweils über die komplette Distanz bestreiten wird, oder ob Peter Pekarík ihn zumindest zeitweise vertreten wird.

(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Zumindest seit Michael Wimmer in Stuttgart den Cheftrainer-Posten übernommen hat, verpasste bei den Schwaben Wataru Endo keine Bundesliga-Minute. Der Japaner ist als „Gehirn“ und Kapitän für den VfB kaum entbehrlich – gegen Gladbach lief er zudem mit 11,49 Kilometern die meisten aller Stuttgarter. Auch bei ihm wird sich die Frage stellen, ob er von Wimmer im Laufe der englischen Woche eine Pause verordnet bekommt.

Duell zwischen den Pfosten: Florian Müller gegen Oliver Christensen

Mit Florian Müller und Oliver Christensen kommt es am Dienstag auch zum Duell zwischen zwei der jüngsten Bundesliga-Stammkeeper. Und auch wer bei den beiden nach Gemeinsamkeiten sucht, die über ihr Alter hinausgehen, wird schnell fündig: Sowohl Christensen als auch Müller zeichnen sich durch ein modernes, proaktives Torwartspiel aus, beiden unterliefen in dieser Saison bereits mehr oder weniger folgenschwere Fehler (Müller gegen Wolfsburg, Christensen gegen Freiburg).

Statistisch gesehen überragen die Keeper bisher allerdings keinesfalls – beim Anteil der gehaltenen Bälle bewegen sich beide im unteren Ligadrittel, ganz ähnlich sieht es beim PSxG-Wert aus.

Während Müller zumindest am ersten Spieltag gegen Leipzig dem VfB einen Punkt rettete, konnte Christensen noch keine Punkte in hitzigen Schlussphasen sichern – der junge Däne lieferte allerdings trotzdem schon viele ordentliche Partien ab und war bei den meisten späten Gegentoren schuldlos. Seine beste Saisonleistung mit großartigen Paraden und gehaltenem Elfmeter lieferte er wohl bei der Niederlage in Gladbach ab. Das Spiel gegen Stuttgart wäre ein guter Punkt, um mal wieder eine hervorragende Leistung abzuliefern und Hertha damit wichtige Punkte zu bescheren.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Denn eins ist klar: Sollte Hertha gegen Stuttgart verlieren, stünde man wieder auf einem Abstiegsplatz und würde viel Druck in das letzte Heimspiel des Jahres gegen den 1. FC Köln nehmen. Mit einem Sieg dagegen könnte man womöglich an Augsburg und Leverkusen vorbeiziehen und den Abstand auf Teams wie Köln, Wolfsburg, Mainz oder Hoffenheim auf drei bis vier Punkte verkürzen.

Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass das Auswärtsspiel in Stuttgart zu jenen gehört, die Hertha BSC gewinnen muss. Das war zuvor eigentlich nur bei den Spielen gegen Schalke und Augsburg der Fall, und auch wenn Hertha in beiden Spielen keine überragenden Leistungen darbot, ging man jeweils als Sieger vom Platz – was Hoffnung für das Spiel gegen den VfB macht.

(Titelbild: Maja Hitij/Getty Images)

Herthaner im Fokus: Kampf und Leidenschaft gegen den VfB

Herthaner im Fokus: Kampf und Leidenschaft gegen den VfB

Die Hertha hat ihren Sieg in Augsburg am Sonntagabend im Berliner Olympiastadion gegen den VfB Stuttgart nicht nur bestätigt, sondern sich in eine absolut komfortable Situation im Abstiegskampf manövriert. Gegen die Schwaben zeigten die Berliner Mal wieder sämtliche Tugenden, aus denen es in der aktuellen Situation zu schöpfen gilt. Über die komplette Spielzeit nahm die Mannschaft den Kampf um die drei Punkte mit Leidenschaft, mit Kratzen, Beißen und Disziplin an.

Bei Hertha findet sich eine Achse

Im Vergleich zur Vorwoche musste Felix Magath das Team kaum verändern. Lediglich Marco Richter, der in Augsburg seine 5. Gelbe Karte gesehen hatte und damit für das Spiel gegen die Stuttgarter gesperrt war, wurde auf der rechten Außenbahn von Vladimir Darida ersetzt. Ansonsten blieb im 4-2-3-1-System dasselbe Team wie in Augsburg auf dem Platz. Im Tor Marcel Lotka. Flankenspezialist Marvin Plattenhardt auf der Linksverteidigerposition, Dauerbrenner Peter Pekarik auf der rechten Seite, Kapitän Dedryck Boyata und Marc Oliver Kempf in der Innenverteidigung.

Davor die Doppelsechs, bestehend aus Lucas Tousart und Santiago Ascacibar. Der Form-erstarkte Kevin Prince Boateng war wieder auf der „Zehn“ zu finden und durfte im Team schalten und walten. Suat Serdar und Vladimir Darida als positionsfremde Akteure konnten trotz ihrer Tempo-Defizite auf den offensiven Außenpositionen für viel Wirbel sorgen. Im Sturm durfte wieder Davie Selke ackern.

Wir schauen heute auf einen Torhüter mit viel Zukunft, arbeitende Stürmer, welche Spieler durchgehend zwischen Genie und Wahnsinn agieren, einen sich aufopfernden Rekordtransfer, clevere Schachzüge des Trainerteams und die Stimmung in der Mannschaft und im Olympiastadion.

Marcel Lotkas Leistungen und Charakter sind ein Schlüssel zum Hertha-Klassenerhalt

Als in der 65. Minute der Stadionsprecher von Hertha BSC lautstark Lotkas Vornamen brüllte und über 50.000 Kehlen mit seinem Nachnamen antworteten, war das nicht nur ein Dank für die in diesem Moment von ihm geklärte Stuttgarter Chance. Zugegeben, der Schuss von Tiago Tomas aus 18 Metern war zwar wuchtig, aber so zentral geschossen, dass es eine Leichtigkeit für Lotka war, den Ball festzuhalten. Ähnlich wie schon zuvor in der 13. Minute gegen Endo, Chris Führich in der 38. Minute oder in der 58. gegen den Versuch Erik Thommys.

Doch der Ausruf seines Namens ist ein Dankeschön an einen Mann, der einem nahezu toten Team Leben eingehaucht hat. Der 20 Jahre alte Torhüter, der gegen den VfB seinen siebten Bundesligaeinsatz feierte und zum zweiten Mal in Folge ohne Gegentor blieb, zeigt eine Präsenz, die für einen so jungen Spieler ungewöhnlich, in der aktuellen Situation aber maßgeblich ist, um im Abstiegskampf bestehen zu können. Die Stuttgarter zwangen ihn zu fünf Paraden, zusätzlich fing er Flanken ab, darunter zwei Ecken. Von Spiel zu Spiel wird seine Strafraumbeherrschung besser. Er war 47 Mal am Ball, verteilte ihn, brachte 13 seiner 29 Pässe bei den Mitspielern unter und pushte sein Team, so gut es ging.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Sein Abgang nach Dortmund am Saisonende wird von Spiel zu Spiel bitterer. Es wäre wünschenswert, wenn man nach der Saison mit klarem Kopf die Situation neu denkt und bewertet und Optionen abwägt, die einen Verbleib in Berlin möglich machen. Er ist schließlich nicht nur ein Sprachrohr der Mannschaft und mittlerweile gerngesehener Gast an Mikrophonen nach den Spielen, sondern hat allemal Potential, zu einer Identifikationsfigur in Berlin heranzuwachsen. Seine Ausstrahlung und das Talent im Tor versprechen durchaus eine sehenswerte Zukunft.

Davie Selke und Ishak Belfodil: Die Stärken zur richtigen Zeit eingesetzt

Davie Selke und Ishak Belfodil sind zwei sehr spezielle Menschen. Der eine kauziger denn je, aber augenscheinlich mit einem feinen Charakter ausgestattet, der andere ein technisch hervorragender Fußballer, dessen Blick aber praktisch durchgehend schlimmstes befürchten lässt. Aber der Reihe nach.

Davie Selke war im Spiel gegen die Schwaben 79 Minuten dabei, ehe er sich mit Muskelbeschwerden auswechseln ließ. Seine Arbeitsmoral war wie immer tadellos. Seine Chancenverwertung ließ zunächst zu wünschen übrig. Doch die erste Torchance der Hertha, bei der Davie Selke in der 3. Spielminute direkt vor dem Tor den Ball verpasste, wurde nur wenig später egalisiert. Und das durch eine einfache Kombination, die reichte, um die Stuttgarter Verteidigung auszuhebeln. Auf der linken Seite wurde Marvin Plattenhardt in Szene gesetzt, der mit einer Effet-reichen Flanke dem perfekt im Zentrum einlaufenden Selke den Abschluss vorbereitete. Die wuchtige Direktabnahme sieben Meter vor dem Tor sorgte schon nach vier Minuten für die Führung der Berliner. Wenige Spieler genießen nach einem so langen VAR-Eingriff den Torjubel praktisch ein zweites Mal wie der Stürmer.

hertha
(Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

Im Verlauf der Partie konnte sich Selke zwar keine weiteren Chancen mehr erarbeiten, doch wie üblich büffelte er in der Offensive, beschäftigte die Verteidiger, spielte diese müde und setzte alles daran dem Team zu helfen. Er ließ sich sogar auf die Außen fallen, keiner seiner drei Flanken kam an, immerhin konnte er den Ball so aber von den Stuttgartern fernhalten. Er gewann sieben seiner 14 Zweikämpfe. Die Hälfte seiner 24 Pässe kam bei seinen Mitspielern an, was für einen Offensivspieler vollkommen okay ist.

Ishak Belfodil wurde nach 63 Minuten für Kevin Prince Boateng eingewechselt und zeigte wieder einmal seine technischen Fähigkeiten am Ball. Die Frage, wie er auf die Degradierung vor dem Augsburg-Spiel reagieren würde, beantwortete er in den letzten Minuten des Spiels hervorragend auf seine Art und Weise. Immerhin kam der Algerier in der knappen halben Stunde, die er agierte auf zwölf Ballaktionen, verteilte dabei die Bälle. Sieben seiner acht Pässe fanden den richtigen Adressaten. In der 69. Minute hätte er bereits erfolgreich sein können, doch den Flachschuss von Peter Pekarik konnte er nicht mehr entscheidend abfälschen.

hertha
(Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

In der 3. Minute der Nachspielzeit zeigte er all seine Klasse. Die Mischung aus Schuss und Pass von Maximilian Mittelstädt, der von der linken Seite aus in den Strafraum zog, fing Belfodil an der Grundlinie ab. Die Ruhe, die er gegen Hiroki Ito und Florian Müller behielt, war aller Ehren wert, von seinen technischen Fähigkeiten, die er in dieser Situation zeigte, ganz zu schweigen, ehe er eiskalt einschob. Diese Ruhe und das Selbstvertrauen Belfodils waren zumindest bei dieser Aktion irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn. Da, wo ein gewisser…

…Marc Oliver Kempf das gesamte Spiel ist.

Der Verteidiger zeigte gegen seinen Ex-Verein wieder einmal seine ihn auszeichnenden robusten und körperlichen Aktionen. Seine Grätschen und sein Körpereinsatz sind oft so nahe an einem Foul dran, dass man als Fan der Hertha zittern muss, nicht gleich einen Elfmeter gegen sich zu sehen. Oft hatte er Glück bei seinen Grätschen, wobei es auch eine Stärke ist, die er in seinem Repertoire hat.

hertha
(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Seine stärkste Aktion hatte er in der 52. Minute, als er bei Stuttgarts größter Torchance mitten im Geschehen war. Mavropanos Schuss, den der Stuttgarter Verteidiger nach einem langen Sololauf halblinks im Strafraum aus etwas spitzerem Winkel abgab, konnte Kempf mit einer risikoreichen Grätsche gegen die Latte lenken. Zugegeben: eben jene Chance hatte Kempf selbst eingeleitet. Das Zusammenspiel in der Innenverteidigung mit Dedryck Boyata scheint von Spiel zu Spiel besser zu werden. Doch ehrlicher Weise muss man sagen, dass die Stuttgarter offensiv zu wenig zu Stande brachten.

Ansonsten konnte Kempf sechs Bälle klären, gewann 86 Prozent seiner Zweikämpfe, brachte 19 seiner 30 Pässe bei den Mitspielern unter und versuchte sich immer wieder mit langen Bällen, wovon immerhin fünf von elf Versuchen ankamen. Aktuell scheint Marc Oliver Kempf sich in der Innenverteidigung festgespielt zu haben.

Das Spiegelbild der Hertha: Der beißende und kratzende Lucas Tousart

Der Rekordtransfer der Berliner tat sich in seiner Zeit bei Hertha vor allem eines: Schwer. Doch was er in den letzten Wochen abreißt, ist aller Ehren wert und es macht Spaß ihn dabei zuzusehen. Er kämpfte aufopferungsvoll um jeden Ball, war von Mittelfeld bis Eckfahne überall zu sehen. Grätschte, kämpfte, warf sich in Tacklings und blühte zu einem wahren Kampfschwein auf. 60 Ballaktionen hatte er, verteilte die Bälle so gut es ging. 24 seiner 34 Pässe kamen an, immerhin 71 Prozent.

hertha
(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

53 Prozent seiner Zweikämpfe gewann er, das mag zunächst nicht allzu stark klingen, doch in diesem Fall war es auch entscheidend, wann welche Zweikampfsiege wichtig waren. Er zog drei clevere Fouls, wurde selbst zweimal gefoult und fing bei den Stuttgarter Angriffen sieben Mal den Ball ab. Zusätzlich lief er 12,15 km und entwickelt sich nach und nach zu einem kleinen Laufwunder. In den letzten Wochen war er immer unter den Spielern, die die meisten Meter für Hertha abspulten. Einzig der ebenfalls nimmermüde Santiago Ascacibar lief mehr. Allgemein lief die Mannschaft über 120 km, was immerhin acht mehr waren, als die Spieler des VfB Stuttgarts.

Das Trainerteam: Sinnvolle Taktik, schlaue Wechsel und starkes Auftreten

Weiterhin traut sich das Trainerteam um Cheftrainer Felix Magath unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Der Mut wird belohnt. Man vertraut Kevin Prince Boateng und seinem empfindlichen Körper, Selke darf im Sturm agieren wie er will. Und auf der linken Seite bricht man die Qualitäten auf die Stärken von Marvin Plattenhardt runter. Und der Erfolg gibt ihnen Recht. Im Spiel zeigt man einfache Spielzüge und vor allem Kampf und Leidenschaft.

Einerseits ist es schade, Maximilian Mittelstädts nicht durchgehend sehen zu können oder Ishak Belfodil im Sturmzentrum länger agieren zu lassen. Aber im Abstiegskampf gilt es die einfachsten Stärken eiskalt zu nutzen. Jeder Spieler muss sich dem unterordnen. Nachdem Plattenhardt zur Pause verletzt ausgewechselt werden musste, kam Fredrik André Björkan. Auch hier setzte Magath auf den einfacher gebauten Spieler im Vergleich zu Mittelstädt, der immerhin in den Schlussminuten mit einer Vorlage glänzen konnte.

(Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

Die Wechsel nach etwa einer Stunde, als Ishak Belfodil und Maximilian Mittelstädt für Kevin-Prince Boateng und Suat Serdar ins Spiel kamen, konnten cleverer kaum durchgeführt werden. Hertha drohte das Spiel vollkommen aus der Hand zu geben, wurde von den Stuttgartern nach und nach immer weiter eingeschnürt und musste Schuss um Schuss hinnehmen. Die Wechsel zerstörten den Angriffsdrang des VfBs und ordneten das Spiel neu.

Wieder wechselten sich Mark Fotheringham und Felix Magath ab, warfen taktische Anweisungen ein, motivierten und diskutierten. Fotheringham kassierte von Schiedsrichter Felix Brych sogar die gelbe Karte. Vedad Ibisevic tat dem agilen Trainerteam keinen Abbruch. Die Außendarstellung stimmt.

Die Stimmung im Team und Stadion war großartig: Und Hoffentlich bald wieder miteinander vereint

Das Team ist auch wirklich endlich ein richtiges Team, die Stimmung scheint hervorragend zu sein, das merkt man vor, während und nach dem Spiel und insbesondere nach dem entscheidenden 2:0 durch Belfodil, als sich Feld – und Ersatzspieler zur Jubeltraube zusammenfanden. Selbst Marcel Lotka nahm den weiten Weg vom eigenen Tor auf sich. Die Spieler sind durchgehend fokussiert, jeder hat seine Rolle akzeptiert, Kevin Prince Boateng ist endlich der absolute Leitwolf. Die Bilder nach dem Spiel, wo er die Mannschaft zusammensammelte, sprechen Bände. Die Spieler sind im Abstiegskampf endlich auf ihrem Höhepunkt angelangt und schaffen es sich zu den stärksten Leistungen zu pushen.

Zusätzlich herrschte am Sonntagabend eine wahnsinnig tolle Stimmung im Olympiastadion. Über 54.000 Fans waren zugegen. Die brachiale Stimmung war eines so großen Abstiegskrachers absolut würdig. Berlin und Hertha haben mal wieder gezeigt, wie viel Potential eine starke Zusammenarbeit hat. Die Anwesenheit von Bürgermeisterin Franziska Giffey und Innensenatorin Iris Spranger hatte natürlich vor allem Symbolcharakter, zeigte aber auch dass Hertha und die Fans Themen in der Politik sind und das Stadionthema ernst genommen wird.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Der Verzicht der Mannschaft, in die Kurve zu gehen, ist verständlich. Die Bilder, die nach dem Derby entstanden waren, sind noch zu präsent. Ein Zusammenrücken in den nächsten Wochen täte dem Team im Abstiegskampf mehr als gut. Dazu müssen die Fans bedingungslos hinter der Mannschaft stehen. Gegen Arminia Bielefeld, dem nächsten Endspiel, kann Hertha BSC sich im Optimalfall aller Abstiegssorgen entledigen. Auf geht’s!

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Hertha BSC – VfB Stuttgart: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – VfB Stuttgart: Drei Schlüsselduelle

Gegen den VfB Stuttgart geht es für Hertha um die nächsten Big Points im Abstiegskampf. Um im heimischen Olympiastadion etwas Zählbares mitzunehmen, muss das Team von Felix Magath an die Leistung aus dem Augsburg-Spiel anknüpfen. Gleichwohl erwartet sie ein ganz anderes Spiel. Denn anders als die Bilanz der Stuttgarter von erst sechs Siegen und 28 Punkten vermuten lässt, ist der größte Trumpf der Schwaben, dass sie guten und gradlinigen Fußball spielen.

Insgesamt verläuft die Saison des VfB enttäuschend. Im ersten Jahr nach dem Aufstieg überzeugte die Elf von Pellegrino Matarazzo mit offensivem Fußball und hielt ungefährdet die Klasse. Im zweiten Jahr im Oberhaus, dem bekanntlich schwersten für Aufsteiger, wollte Stuttgart seinen Stil fortsetzen, doch besonders durch viele Verletzungen bekam der VfB nie die gewünschte Konstanz rein und findet sich vier Spieltage vor Saisonende auf dem Relegationsplatz wieder. Auf welche Duelle es beim Aufeinandertreffen mit der Alten Dame ankommen kann, lest ihr hier.

Stuttgarts Erfolgs-Duo: Borna Sosa und Sasa Kalajdzic

Eine der größten Waffen Stuttgarts ist das Zusammenspiel von Linksverteidiger Borna Sosa und Mittelstürmer Sasa Kalajdzic. Das ist in der Liga schon seit letzter Saison bekannt, als Sosa zehn Tore vorbereitete, am Liebsten auf Kalajdzic, der auf 16 Saisontore kam. In dieser Saison wurde der zwei Meter große Stürmer lange von einer Schulterverletzung ausgebremst, kommt bisher auf vier Tore in elf Partien. Sosa steht derweil immerhin schon wieder bei sieben Vorlagen.

hertha
(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Ein Blick auf die Zahlen des fleißigen Linksverteidigers zeigt, was ihn so gefährlich macht. 4,8 Flanken schlägt er durchschnittlich in 90 Minuten, ein Top-5%-Wert aller Außenverteidiger der Bundesliga. Dabei kommt er auf 0,2 Expected Assists. Er ist ins Offensivspiel des VfB elementar eingebunden, kommt im Durchschnitt auf 66,38 Pässe pro Spiel. 6,15 progressive Pässe spielt er und 1,89 in den Strafraum. Alles Offensivwerte, die im Liga-Vergleich für seine Position top sind. Darunter leidet sein Defensivverhalten allerdings mitunter. Nur 1,26 Tackles übt er pro Spiel aus und kommt nur auf 1,81 klärende Aktionen. Nur 1,31 Bälle fängt Sosa im Durchschnitt ab. Alles Werte, mit denen er zum unteren Drittel der Liga gehört. Ihn defensiv zu fordern, könnte für Hertha eine Chance darstellen.

Kalajdzic im Sturm derweil ist trotz seiner Größe nicht auf sein Kopfball-Spiel zu reduzieren. Auch mit dem Fuß ist er sehr gefährlich. Sein Durchschnittswert von 0,48 Expected Goals pro 90 Minuten unterstreicht seine permanente Torgefahr. Am liebsten knipst er im Strafraum, seine durchschnittliche Distanz bei Torschüssen liegt bei 11,8 Metern. Ihn zu verteidigen wird also allen voran eine Aufgabe für…

Dedryck Boyata und Marc Oliver Kempf: Endlich konstant?

Mit bereits sage und schreibe 15 verschiedenen Konstellationen in der Innenverteidigung hat es Hertha in dieser Bundesliga-Saison probiert. Doch die Zeit der andauernden Rotation scheint vorbei, denn seit Magath an der Seitenlinie steht, sind Boyata und Kempf gesetzt. Und sie scheinen sich besser zu finden, zuletzt hielten sie gegen Augsburg die Null.

Dabei scheinen sich die Innenverteidiger auf die Basics zu besinnen. Boyata etwa lieferte sechs Tacklings gegen den FCA, sein Saisondurchschnittswert liegt bei vier. Ebenfalls sechs Mal übte er Druck aus, bei einem Durchschnitt von 4,21.

(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Auch Kempf performte über seinen Durchschnittswerten, übte etwa 14 Mal Druck aus (Durchschnitt: 12,58). Gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, für den er bis zum letzten Winter spielte, dürfte Kempf besonders motiviert sein. Wichtig wird sein, dass er seine Motivation produktiv nutzt und performt wie zuletzt und nicht überdreht, wie teilweise zu Beginn seiner Zeit bei Hertha, etwa gegen Leipzig, als er mit Rot vom Platz flog.

Suat Serdar: Aufschwung durch Traumtor?

Die Saison von Suat Serdar ist insgesamt durchwachsen. Als offensiver Hoffnungsträger gestartet, ist die Bilanz von bisher erst drei Saisontoren und keiner einzigen Vorlage eher ernüchternd. Doch zuletzt zeigte der Neuzugang aus Schalke, was ihn so wertvoll machen kann. Nicht nur wegen seines Traumtors machte er bei Augsburg eine gute Partie und daran gilt es nun anzuknüpfen.

Durch die Gelbsperre Marco Richters könnte Serdar auf beiden offensiven Flügeln zur Option werden. Dass er es auf rechts spielend mit Sosa zu tun haben wird, der seine Stärken in der Offensive hat, dürfte Serdar eher in die Karten spielen, als wenn er auf links startet. Denn dann würde sein Gegenspieler Pascal Stenzel heißen.

(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Anders als sein Pendant auf links hat Stenzel seine Stärken klar in der Defensive. 2,57 Tackles leistet er im Durchschnitt, 1,85 davon erfolgreich. 2,36 Bälle fängt er pro Spiel ab und hat 1,95 klärende Aktionen. Offensiv ist er hingegen kaum aktiv, schlägt durchschnittlich nur 1,03 Flanken. Serdars Qualitäten können gegen Stuttgart ein entscheidender Faktor sein. Denkbar ist, dass er Richters Position auf rechts einnimmt, um die defensiven Schwächen Sosas auszunutzen und gleichzeitig Pekarik hinten zu unterstützen. Für den Fall wäre Mittelstädt eine Option für den linken Flügel.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Drei Thesen für Hertha BSC – VfB Stuttgart

Drei Thesen für Hertha BSC – VfB Stuttgart

Das erste „Finale“ hat Hertha für sich entscheiden können. Mit dem knappen 1:0 Erfolg in Augburg verbesserte die „alte Dame“ ihre Ausgangsposition gegenüber der Konkurrenz im Abstiegskampf. Doch am Wochenende wird die Partie wohl noch entscheidender, noch wichtiger. Bevor es für die Elf von Felix Magath nach Bielefeld geht, muss sie zunächst gegen den VfB Stuttgart Zuhause bestehen. Ein „Sechs-Punkte-Spiel“, ein „Abstiegskracher“ – wie auch immer man es nennen möchte: Hertha muss es unbedingt schaffen, im Heimspiel einen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu machen.

Bevor es auf dem Platz wieder um alles geht, stellen wir nochmal 3 Thesen zum Spiel Hertha BSC – VfB Stuttgart auf.

Davie Selke steht für Hertha in der Startelf – und trifft nicht

Wenn man ehrlich ist: Herthas Sturm ist aktuell nur bedingt Bundesliga-tauglich. Herthas bester Torschütze Stevan Jovetic (6 Bundesliga-Treffer) ist mal wieder nicht fit und Ishak Belfodil wurde zuletzt aufgrund seiner fehlenden Einsatzbereitschaft vom Cheftrainer aus dem Kader geschmissen. Zwar ist der Algerier bereits zurück im Mannschaftstraining, ob er wieder in die Startelf rotiert, ist allerdings zweifelhaft.

Toller Einsatz aber zu selten erfolgreich – Davie Selke bei seinem Treffer gegen Arminia Bielefeld in der Hinrunde 2021. (Foto: Matthias Kern/Getty Images)

Deshalb wird man wohl erneut Davie Selke in der Sturmspitze sehen. Der großgewachsene Mittelstürmer hat wahrlich keine grandiose Bilanz, ist mit seinen zwei Bundesligatreffern diese Saison nicht gerade eine Tormaschine. Was ihm allerdings ganz sicher nicht fehlt, ist Einsatzbereitschaft, was er auch im Spiel gegen den FC Augsburg unter Beweis stellte. Und genau deshalb wird er wohl wieder seine Chance bekommen. Nur wahrscheinlich wieder ohne Torerfolg. Was auch nicht schlimm ist … solange bei Hertha andere treffen.

Santiago Ascacibar und Lucas Tousart– die Löwen brüllen weiter

Zwei weitere Spieler, die über Einsatzbereitschaft kommen, sind Santiago Ascacibar und Lucas Tousart. Kein Wunder also, dass sie beide aktuell unumstrittene Stammspieler sind. Bisher setzte Felix Magath jedes Spiel auf das Duo. Beide tragen auch den Spitznamen „Löwe“, zumindest nannte so Pal Dardai den französischen Mittelfeldspieler, während bei Ascacibar die argentinischen Wurzeln zu „El León“ führten.

Unter Magath immer zusammen in der Startelf – Santiago Ascacíbar und Lucas Tousart (Foto: John Macdougall/AFP via Getty Images)

Der Turban-Träger vom Augsburg-Spiel wurde zuletzt nicht nur in den Medien für sein entschlossenes Auftreten gelobt, sondern auch vom eigenen Trainerteam. Gegen den Ex-Club sollte der Argentinier besonders motiviert und voller Tatendrang sein. Die gegen Augsburg sehr stabile Zentrale mit Ascacibar und Tousart wird wohl auch am Sonntag wieder zu sehen sein. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch im so wichtigen Heimspiel ihrem Ruf als kämpferische Raubtiere gerecht werden.

Stuttgart bleibt im Jahr 2022 sieglos – zumindest Auswärts

Zum Abschluss lehnen wir uns mal weit aus dem Fenster und wagen eine optimistische These: der VfB Stuttgart wird die Auswärts-Sieglos-Serie in 2022 fortführen. Aus den letzten Spielen auf fremdem Platz konnten die Schwaben nur vier Punkte holen (4 Remis, 3 Niederlagen). In Bieleld spielten sie 1:1, in Mainz nur 0:0. In den letzten beiden Partien konnte Stuttgart keinen Treffer erzielen. Zugegeben: Herthas Bilanz sieht nicht viel besser aus. Doch die Berliner holten immerhin aus den letzten vier Spielen zwei Siege und erzielten jedes Mal mindestens einen Treffer.

Überhaupt schoss Hertha in dieser Saison bisher in jedem Heimspiel ein Tor oder mehr. So bleibt die Hoffnung, dass auch am Sonntag die Auswärtsmannschaft keine drei Punkte holt. Ganz klar: ein Sieg gegen Stuttgart wäre für Hertha fast schon der entscheidende Rettungsschlag. Doch auch ein Remis könnte immerhin dafür sorgen, dass die Blau-Weißen in der Tabelle auf dem rettenden Ufer bleibt. Bleibt also nur Punkten. Irgendwie. Und das Tor treffen. Sowieso.

Titelbild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Hertha BSC – VfB Stuttgart: Jetzt nicht nachlassen

Hertha BSC – VfB Stuttgart: Jetzt nicht nachlassen

Drei klassische „Big Points“ im Abstiegskampf, das Traumtor durch Suat Serdar und ein Führungsspieler, der endlich auf dem Platz steht. Das letzte Wochenende lief aus Hertha-Sicht nahezu ideal. Durch den Sieg konnte die Mannschaft der „Alten Dame“ wieder auf einen Nicht-Abstiegsplatz klettern. Doch jetzt Nachzulassen wäre fatal, mit dem VfB Stuttgart kommt ein direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt nach Berlin. Ein Sieg ist für Hertha Pflicht.

Unser Artikel zur Pressekonferenz vor dem Spiel.

Die Punkte aus Augsburg veredeln

„Es war schön und natürlich wichtig für uns, dass wir in Augsburg gewinnen konnten“, resümiert Trainer Felix Magath auch heute noch einmal. Im direkten Anschluss er jedoch klar: „Diese drei Punkte zählen erst richtig, wenn wir auch Sonntag etwas gegen den VfB holen.“ Und auch Fredi Bobic pocht darauf, auf dem Boden und konzentriert zu bleiben: „Viele habe ich erleichtert gesehen nach dem Sieg, aber keinen habe ich jubelnd durch die Kabine oder nach Berlin rennen sehen.“ Der Sieg habe der Mannschaft und dem Verein gut getan, aber es müsse weitergehen. Der Abstiegskampf ist noch lange nicht entschieden, ein Sieg gegen Stuttgart wäre aber ein großer Schritt in die richtige Richtung für Hertha.

Never change a winning team

Auch wenn die gesamte Mannschaft ein geschlossenes und engagiertes Bild gegen die Fuggerstädter zeigte, ragte ein Mann etwas hervor: „Prince war natürlich ein ganz wichtiger Faktor für das Spiel, er hat die Mannschaft geführt und Struktur reingebracht“, so Magath. Für das kommenden Spiel spricht der Trainer daher auch eine Einsatzgarantie aus: „Selbstverständlich wird Prince auch übermorgen auf dem Feld hoffentlich wieder so Regie führen, wie er es in Augsburg getan hat.“ Zugleich zeigte sich der Übungsleiter vom Motto „never change a winning team“ generell angetan. Und ärgerte sich daher ein klein wenig über die Sperre von Marco Richter: „Ich hätte nichts verändern brauchen, wenn Marco nicht die fünfte Gelbe hätte.“

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Es ist daher davon auszugehen, dass lediglich die Position von Richter neu besetzt wird und ansonsten die gleiche Elf wie gegen Augsburg starten wird. Es naheliegendes Szenario wäre, Mittelstädt auf die linke Flügelposition von Serdar zu schieben und diesen nach rechts zu beordern. Alternativ wäre auch ein Startelfdebüt von Youngster Anton Kade denkbar. Dass Magath kein Problem mit dem Reinwerfen junger Spieler, auch in wichtigen Spielen, hat, zeigte er mit Julian Eitschberger im Derby. Doch auch ein Einsatz von Jurgen Ekkelenkamp oder Vladimir Darida wären eine Möglichkeit.

Wer Richter definitiv nicht ersetzen wird sind Dong-Jun Lee und Myziane Maolida, beide fehlen verletzt. Nicht zur Verfügung stehen des Weiteren Alexander Schwolow, Lukas Klünter, Kelian Nsona und Stevan Jovetic.

„Rückkehr“ an alte Wirkungsstätte

Sowohl Felix Magath als auch Fredi Bobic besitzen eine nicht unerhebliche Vergangenheit beim kommenden Gegner aus Stuttgart. Da das Spiel jedoch in Berlin stattfindet, lässt sich lediglich metaphorisch über eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte sprechen. „Der VfB Stuttgart war rundherum, nicht nur sportlich, sondern auch privat die schönste Phase“, sinniert Magath. Er denke gerne an diese Zeit zurück, sie wäre ja auch eine erfolgreiche gewesen. Fredi Bobic ergänzt: „Stuttgart ist meine Heimatstadt, das ist natürlich immer etwas Besonderes.“ Viel Zeit für Sentimentalität bleibt beim Manager in der aktuellen Lage selbstverständlich jedoch nicht: „Sie sind unser Gegner und wir wollen die Punkte.“

hertha
(Photo credit should read IAN STEWART/AFP via Getty Images)

Aus sportlicher Sicht könnte sich am Sonntag im Olympiastadion ein interessantes Spiel entwickeln, stehen beide Kontrahenten für sehr verschiedene Ansätze. „Wir wissen, dass der VfB Stuttgart eine spielerisch gute Mannschaft mit schnellen Offensivleuten hat“, so Magath. Hertha auf der anderen Seite zeichnet sich eher durch ein kämpferisches Spiel aus, hat in Augsburg maßgeblich dadurch gewonnen. Der Trainer, der vor seinem 500. Bundesligaspiel als Chefcoach steht, erwartet in dieser Hinsicht sogar noch einmal eine leichte Steigerung gegen Stuttgart. Und gibt das Ziel gegen die Schwaben klar aus: „Wir werden mit allen Mitteln versuchen, drei Punkte hier in Berlin zu behalten.“

Sollte diese gelingen, läge man drei Spieltage vor Schluss mit vier Punkten vor Stuttgart und hätte eine gute Ausgangslage für das Saisonfinale. Und wer weiß, vielleicht kommen bei Klassenerhalt ja dann noch ein paar Spiele für Felix Magath dazu.

(Titelbild: Daniel Kopatsch/Getty Images)