1. FC Union Berlin – Hertha BSC: Ein Derby mit Geschmäckle

1. FC Union Berlin – Hertha BSC: Ein Derby mit Geschmäckle

Was den Fußball so besonders macht, sind die Geschichten, die er schreibt. Das Derby zwischen Hertha und Union hat derer zuhauf. Auch das diesjährige Aufeinandertreffen der Lokalrivalen steht den vergangenen Partien in nichts nach und sorgt schon weit vor Anpfiff für ordentlich Gesprächsbedarf – allerdings nicht auf sportlicher Ebene. Am Dienstag beschloss die Berliner Senatsverwaltung, dass das Spiel am Samstag um 18.30 unter Vollauslastung stattfinden darf. An sich keine große Neuigkeit, wäre da nicht eine seit knapp zwei Jahren andauernde Pandemie, die hierzulande aktuell täglich neue Höchstzahlen in Sachen Infektionen hervorruft. Zwar ist das Ganze zumindest mit der Prämisse versehen, dass sich, wie bei allen Großveranstaltungen, nur Geimpfte und Genesene unter den Zuschauer*innen befinden dürfen. Allein die Tatsache, dass es lediglich einen Appell der Vereine sowie auch vonseiten der Polizei gibt, sich testen zu lassen, zeigt aber, wie absurd und aus gesundheitlicher Sicht unverantwortlich es ist, unter diesen Bedingungen eine Ansammlung von über 22.000 Menschen zuzulassen. Nun soll dies keine Anklage an jene sein, die sich auf das Spiel freuen und sich am Samstag auf den Weg ins Stadion an der Alten Försterei machen. Auch der Autor dieser Zeilen wird sich um 18.30 im Auswärtsblock befinden. Es soll lediglich eine Einordnung sein, welche Sonderrolle der Fußball mal wieder spielt. In diesem Sinne, bevor es um das Sportliche geht, noch ein letzter Aufruf. Wenn ihr am Samstag ins Stadion oder wo auch immer hingeht, lasst euch testen. Eine Impfung schützt vor Infektion nicht, also tut euch selbst und euren Mitmenschen den Gefallen und bleibt auf der sicheren Seite.

Genug der Vorrede, nun zum Sportlichen. Hierfür haben wir im Vorfeld mit Till Oppermann, Redakteur beim rbb und Anhänger des 1. FC Union gesprochen und uns erklären lassen, wieso die Köpenicker auch in dieser Saison wieder die Erwartungen übertreffen.

Wann kommt der Einbruch?

Auch im dritten Bundesligajahr hat Union allen Grund zum Jubeln. (Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Für Aufsteiger im klassischen Sinne – sprich Vereine, die nicht, wie beispielsweise Köln, Stuttgart oder auch Hertha qua ihrer finanziellen Übermacht eigentlich als Erstligist zweiter Klasse verbucht werden – gilt nach einer allgemeingültigen Fußballweisheit, dass das zweite Jahr nach dem Emporkommen immer das Schwerste ist. Bekanntermaßen bestätigen Ausnahmen die Regel und so hat Union Berlin, statt im zweiten Jahr ins Taumeln zu geraten, gar noch einen draufgesetzt und sich mit Platz 7 für den europäischen Wettbewerb qualifiziert. „Jetzt muss es doch aber mal bergab gehen“, mag manch einer mit Blick auf die nun im dritten Jahr anstehende Dreifachbelastung gedacht haben. Nach rund einem Drittel der Saison ist man in der Conference League zwar auf dem letzten Platz der Gruppe E, im nationalen Geschäft läuft es aber weiterhin wie geschmiert. Rang 8 in der Liga und im DFB-Pokal ebenfalls noch vertreten – liest sich nicht allzu schlecht für einen Verein, dem vor zweieinhalb Jahren alle prognostiziert haben, dass die erste Liga nur ein temporäres Vergnügen wäre.

Mit klugen Transfers Stück für Stück nach oben

Dass es für die Köpenicker seit dem Aufstieg derart rund läuft, liegt unter anderem daran, dass es Union sehr gut versteht, Jahr für Jahr auf dem Transfermarkt die richtigen Schlüsse aus der Vorsaison beziehungsweise den anstehenden Herausforderungen zu ziehen. Nachdem man im ersten Jahr vor allem dank herausragender Standards die Klasse hielt, aus dem Spiel aber nur selten etwas kreierte, verpflichtete man im Sommer darauf unter anderem Max Kruse und konnte dem eigenen Spiel plötzlich gänzlich neue Elemente hinzufügen.

In diesem Sommer galt es, den kommenden drei Hochzeiten, auf denen getanzt wird, Rechnung zu tragen und den Kader zu verbreitern. Dementsprechend kann auch die so dringend notwendige Rotation durchgeführt werden: „Urs Fischers Belastungssteuerung sieht vor, dass zwischen den Spielen auf vielen Positionen rotiert wird. So kommen auch Spieler wie Voglsammer, Behrens, Jaeckel und Möhwald auf zahlreiche Einsätze, obwohl sie eigentlich nicht zur ersten Elf gehören. Das beste Beispiel dafür ist Timo Puchacz. Der Linksverteidiger spielt in der Bundesliga quasi keine Rolle, darf aber im Europapokal jedes Spiel starten.“, beschreibt Till das Kadermanagement.

Mit sieben Toren liegt Taiwo Awoniyi auf Platz 5 der Torjägerliste. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Doch nicht nur in der Breite hat sich Union gut aufgestellt. Die 1A-Elf ist inzwischen eine, um die nicht wenige Bundesliga-Trainer Urs Fischer beneiden dürften. Auch dank der Neuzugänge, wie Till einordnet: „Natürlich muss man Rekordtransfer Taiwo Awoniyi nennen. Der Torjäger war zwar schon letzte Saison zur Leihe bei Union, aber in dieser Saison gehört er zu den besten Stürmern der Bundesliga. Die größte positive Überraschung der letzten Wochen ist ein Ex-Herthaner: Nachdem Union gerade zu Beginn der Saison im Mittelfeld nach Robert Andrichs Abgang große Probleme hatte, wird Genki Haraguchi mehr und mehr zu einem der wichtigsten Spieler im Kader. Neben seiner offensiven Kreativität überzeugt er auch gegen den Ball durch giftige Zweikämpfe und ein taktisch kluges Anlaufverhalten.“ Diese Entwicklung haben nun tatsächlich nicht allzu viele kommen sehen.

Welches Derbygesicht zeigt Hertha?

Vor dem Hintergrund jener sportlichen Entwicklung bei Union und der nahezu diametral verlaufenen Kurve bei Hertha ist die Favoritenrolle, so sehr das aus blau-weißer Sicht schmerzen mag, bei Union zu verorten. Während bei Hertha insbesondere im Spiel nach vorn noch viel von der individuellen Klasse Einzelner abhängt, wirkt das Spiel der Eisernen flüssiger und eingespielter. Dennoch findet Till, dass auch Union aktuell noch Defizite offenbart: „Die größte Schwäche im Kader ist meiner Auffassung nach die Kreativität und Übersicht im offensiven Passspiel. Immer wieder vertändelt Union gute Konterchancen und es gelingt noch zu selten im letzten Drittel durch die Mitte zu guten Chancen zu kommen. Weil Max Kruse noch nicht in seiner besten Form ist und mit Verletzungen zu kämpfen hat, ist ungewiss, ob sich das schon gegen Hertha ändert.“

Inwieweit Hertha von dieser Schwäche profieren kann, liegt vor allem daran, welches Derbygesicht das Team zeigen wird. Erinnert man sich im Rahmen von Heimspielen insbesondere gern an das 4:0 aus der Saison 19/20, tut sich die Alte Dame in der Alten Försterei traditionell schwer. Gerade die letzten beiden Auftritte mit einem eher schmeichelhaftem 1:1 sowie einer 0:1-Niederlage rufen nicht unbedingt nach Wiederholungsbedarf.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer auf einen besseren Auftritt ist indes, dass Stefan Jovetic nach seiner Corona-Infektion am Donnerstag freigetestet wurde und damit, wie Pal Dardai in der Pressekonferenz bestätigte, auch eine Option für den Kader darstellt.

*Titelbild: Clemens Bilan – Pool/Getty Images

Hertha BSC – Leverkusen: November-Blues oder Überraschungserfolg?

Hertha BSC – Leverkusen: November-Blues oder Überraschungserfolg?

Die Fahrt nach Sinsheim am vergangenen Freitag war eine zum Vergessen. Denn neben dem Spiel selbst verlor man auch Kapitän Boyata, der von der DFL für drei Spiele aus dem Verkehr gezogen wurde. Insbesondere aufgrund der zuletzt wieder stark gestiegenen Form des Belgiers schmerzt dieser Ausfall. Ebenso schmerzhaft ist der Blick auf die prognostizierte Zuschaueranzahl vor dem anstehenden Spiel mit Leverkusen. So rechnet Hertha laut eigener Aussage mit 20.000 Zuschauern, gleichwohl nach dem letzten Beschluss des Senats 37.500 Personen zugelassen wären. Über die Gründe zu spekulieren, ist an dieser Stelle müßig. Tatsache ist, dass ein Hexenkessel nicht erwartet werden darf. Hoffnung macht indes, dass nicht nur Hertha aktuell an der einen oder anderen Front mit Problemen zu kämpfen hat. Auch der kommende Gegner ist von der guten Laune, die noch vor ein paar Wochen herrschte, inzwischen ein ganzes Stück entfernt.

Zusammen mit Timo vom Bayer 04 Blog werfen wir einen Blick auf die Situation in Leverkusen und beleuchten die Gründe für die jüngste Ergebniskrise.

Der Nächste bitte

Seoanes Fußball passt ins Anforderungsprofil von Leverkusen. (Foto: Fran Santiago/Getty Images)

Der zurückliegende Sommer war erneut ein Beweis dafür, dass, wer Planungssicherheit und langfristige Jobperspektiven anstrebt, als Cheftrainer in der Fußball-Bundesliga denkbar schlecht aufgehoben ist. Ganze acht Mannschaften wechselten nach der letzten Spielzeit ihren Übungsleiter. Eine davon war auch Leverkusen, die sich – auch das ist in den letzten Jahren zum Trend unter den Bundesligisten geworden – in der Schweiz bedienten. Nach drei Meisterschaften in Serie mit den Young Boys Bern hat sich der vielumworbene Gerardo Seoane für einen Umzug an den Rhein entschieden.

Was die Verantwortlichen unter anderem überzeugt haben dürfte, ist Seoanes klare Spielidee, die Timo folgendermaßen zusammenfasst: „Seoane steht für attraktiven, offensiven Fußball, sonst würde er auch nicht zur Leverkusener DNA passen. Sein Anspruch ist es aber, in der Herangehensweise flexibler zu sein, womit er sich von einigen seiner Vorgänger unterscheidet. Gut beobachten lässt sich dies in der Anfangsphase, wo Leverkusen ein sehr intensives, aggressives Pressing spielt und damit auch sehr erfolgreich ist, denn keine Bundesligamannschaft erzielte mehr Tore in der Anfangsviertelstunde. Oftmals mit einer Führung im Rücken lässt die Mannschaft es dann ruhiger angehen, steht tiefer und baut auf die schnellen Flügelspieler und den Umschaltmoment.“

Diese Methode hat insbesondere in der Frühphase der Saison gefruchtet, als man aus den ersten sieben Spielen 16 Punkte holte und unter anderem Borussia Mönchengladbach mit 4:0 überrollte. In der Folge begann jedoch auch die Kehrseite der Medaille hervor zu blitzen: „Aber es gibt auch noch einige Spielsituationen auf die scheinbar eine Antwort fehlt. Um eine flexible Mannschaft zu sein, reicht es nicht, zwei Herangehensweisen gut zu beherrschen. Gegen den 1. FC Köln ließ sich beispielsweise beobachten, dass kein vernünftiges Ballbesitzspiel gelingt, um ein Ergebnis auch mal herunterzuspielen, insbesondere wenn der Gegner einen durch eigenes Pressing mal selbst unter Druck setzt. Zu Beginn der zweiten Halbzeit gegen Wolfsburg war Bayer von deren Umstellung überfordert und fand darauf keine Antwort. Solche Beispiele lassen sich vielfach finden.“

Es war einmal ein Bayernjäger

Zuletzt müsste Leverkusen schmerzhafte Rückschläge hinnehmen – unter anderem beim Pokalaus gegen den KSC (Foto: Joosep Martinson/Getty Images)

Die angesprochene Kehrseite wurde dabei insbesondere an den drei jüngsten Spieltagen deutlich. Nach Spieltag 7 war man noch punktgleich mit dem Primus aus München. Es folgte das direkte Aufeinandertreffen und der kurze Funken Hoffnung, durch Leverkusens Zutun vielleicht zumindest für ein paar Wochen die Illusion von so etwas wie Spannung an der Tabellenspitze erleben zu dürfen. 37 Minuten dauerte es, bis die Bayern 5:0 in Leverkusen führten und damit jenen naiven Gedanken mit Anlauf zunichtemachten.

Und nicht nur mit der vermeidlichen Spannung der Liga, sondern auch mit Leverkusen selbst scheint diese Klatsche etwas gemacht zu haben: Auch die nächsten beiden Bundesligaspiele verliefen mit einem 2:2 in Köln nach 2:0-Führung und einem 0:2 gegen Wolfsburg enttäuschend. Dazu schied man vor anderthalb Wochen zu allem Überfluss auch noch gegen den Karlsruher SC im DFB-Pokal aus.

Für Timo ist die jüngste Niederlagenserie „in ihrer Deutlichkeit und in ihrem Ausmaß schon überraschend, in den einzelnen Ursachen weniger. Zuletzt kamen viele Probleme zusammen, die einzeln betrachtet zuvor aber schon erkennbar waren. Dazu zählen u.a. defensive Abstimmungsprobleme, verstärkt dadurch, dass in der Vierkette, noch stärker aber im Mittelfeld, oftmals verschiedene Spieler in verschiedensten Kombinationen zusammengespielt haben. Offensiv hatte Leverkusen zu Beginn eine überragende Effizienz, da war klar, dass sich dies irgendwann wieder normalisieren würde. Nun ist sie allerdings zuletzt gleich ins komplette Gegenteil umgeschlagen, die Verletzung von Patrik Schick kommt nun erschwerend dazu.“

Zumindest im letzten Spiel – Leverkusen trat unter der Woche in der Europa League gegen Betis Sevilla an – gelang es ganz gut, das Fehlen von Stürmerstar Schick zu kompensieren. Mit 4:0 feierte Leverkusen einen deutlichen Sieg, der laut Timo nun dazu dienen muss, der zuletzt verunsicherten Mannschaft wieder mehr Ruhe zu geben.

Mit (fast) voller Mannstärke in den Sonntag

Hertha muss dementsprechend also darauf hoffen, dass die Leverkusener Medaille am Sonntag auf die richtige Seite fällt. Während das Team dabei – wie eingangs erläutert – nur zu einem überschaubaren Teil auf die Unterstützung von den Rängen zählen kann, gibt zumindest die personelle Situation Grund zur Zuversicht. Neben dem langzeitverletzten Lukas Klünter und dem gesperrten Boyata kann Pal Dardai auf all seine Spieler zurückgreifen. Vielleicht kann Hertha also dem drohenden November-Blues trotzen und erstmals ein Team aus den Champions League-Rängen Punkte abknüpfen.

*Titelbild: Maja Hitij/Getty Images

Eintracht Frankfurt – Hertha BSC: Bayern-Fluch oder Hertha-Herbstdepression

Eintracht Frankfurt – Hertha BSC: Bayern-Fluch oder Hertha-Herbstdepression

Die Länderspielpause hätte Hertha BSC etwas Ruhe bringen können. Doch spätestens am Dienstagabend, mit der Vertragsauflösung von Carsten Schmidt, war wieder große Aufregung zu spüren. Trotzdem läuft die Saison unaufhaltsam weiter und sowohl Fans als auch Mannschaft dürfen (oder müssen) sich bereits am Samstag wieder mit Fußball beschäftigen. Hertha BSC ist zu Gast bei Eintracht Frankfurt, und hat nur wenig Selbstvertrauen im Gepäck. Gebeutelt nach dem 0:6 Debakel in Leipzig und der Heimniederlage gegen den SC Freiburg steht die Elf von Pal Dardai wieder einmal unter Druck. Wir blicken auf die Kaderoptionen bei Hertha, auf Rückkehrer und Ausfälle sowie auf die Situation bei den Gastgebern.

Herthas Nationalspieler – ohne große Verluste

Auch wenn Länderspielpausen bei Fans nicht gerade beliebt sind, war es gerade für Stevan Jovetic und Krzysztof Piatek wichtig, dringend benötigte Spielpraxis zu sammeln. Herthas Kapitän Dedryck Boyata hingegen kam für Belgien nicht zum Einsatz. Dafür konnten Piatek und Ekkelenkamp durch eigene Treffer Selbstvertrauen tanken.

Wenn verletzungsanfällige oder kürzlich wieder genesene Spieler wie Boyata, Piatek oder Jovetic auf Länderspielreise sind, ist man als Hertha-Fan erst beruhigt, wenn die Spieler wieder gesund und fit zurück in Berlin sind. Dieses Mal kamen die Nationalspieler glücklicherweise ohne nennenswerte Verletzungen nach Hause.

Das wird insbesondere im Hinblick auf die Verletztenmisere der vergangenen Wochen guttun. So hat Pal Dardai in der Offensive deutlich mehr Optionen im Kader als noch vor einigen Spieltagen. Myziane Maolida feierte seine Rückkehr im Mannschaftstraining und dürfte sich Hoffnungen auf eine Einwechslung gegen Frankfurt machen.

Frage nach Herthas Defensive – Wer soll es richten?

Doch die Personalsituation in der Defensive bleibt suboptimal, auch wenn die Rückkehr von einigen Spielern im Mannschaftstraining schon bald zu erwarten ist. Für Jordan Torunarigha, Marton Dardai und Deyo Zeefuik sollte die Auswärtsfahrt noch keine Option sein. Auch Linus Gechter und Lukas Klünter werden fehlen.

Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images

Da gerade die Defensive in dieser Saison nicht funktioniert, bleiben die Sorgen im Hinblick auf die nächste Bundesligapartie dieselben. Hinzu kommt das Problem, dass es bei der „alten Dame“ vorprogrammierte Wechsel gibt. Spieler wie Boyata, Boateng oder auch Jovetic haben aktuell nicht 90 Minuten in den Beinen. Wenn diese Spieler also in der Startelf stehen, muss Herthas Trainerteam bereits drei feste Wechsel einplanen, und kann auf Verletzungen und taktische Umstellungen im Laufe der Partie weniger gut reagieren.

Doch wer überhaupt gegen Frankfurt startet, ist noch unsicher. Die vielen Ausfälle und taktische Umstellungen in den ersten Saisonspielen sorgen dafür, dass sich bisher keine zentrale Achse, geschweige denn eine Startelf etablieren konnte. Ob Herthas Chefcoach angesichts der Personallage in der Innenverteidigung weiter an einer Dreierkette festhält, ist fraglich.

Hertha mit wenig Selbstvertrauen – Boateng mit ehrlichen Worten

Doch Herthas Probleme liegen bekanntlich nicht nur auf individueller oder taktischer Ebene. Die letzten Wochen dürften das ohnehin niedrige Selbstvertrauen der Blau-Weißen nicht gerade gestärkt haben. Selbstvertrauen dürfte beim Gegner hingegen ein Stichwort sein. Die Eintracht konnte Zuhause in der letzten Partie den FC Bayern München bezwingen und gleichzeitig Hertha in der Tabelle überholen.

Immerhin zeigte sich Ex-Frankfurter Kevin-Prince Boateng in einer Medienrunde im Laufe der Woche nicht nur ehrlich, sondern auch verantwortungsbewusst: „Ich probiere alles, gebe Vollgas und gehe an meine Grenzen – körperlich und mental. Ich bin 24 Stunden dran. Ich schlafe manchmal nicht, wenn wir ehrlich sind, weil ich wirklich daran arbeite, was man besser machen kann.“

Zu seiner Rückkehr in alter Wirkungsstätte sagt der 34-Jährige: „Es ist ein Spiel, was wir gewinnen müssen, was wir gewinnen wollen. Wir können uns vor dem Spiel, nach dem Spiel umarmen, aber im Spiel wird es keine Freunde geben.“

Rückkehr zur Eintracht für Bobic – Frankfurt stabiler als Hertha

Boateng ist dabei nicht der einzige Herthaner, der aufgrund seiner Vergangenheit besonders gerne in Frankfurt gewinnen würde. Auch für Fredi Bobic sollte die Partie am Main einen besonderen Beigeschmack haben. Die Abwesenheit der Frankfurter Ultra-Szene am Wochenende wird ihn dabei wohl nicht gerade traurig machen.

Foto: Thomas Eisenhuth/Getty Images

Tabellarisch scheint die Eintracht in Reichweite zu sein. Doch ein Duell in Augenhöhe dürfte es eher nicht sein. Die Frankfurter haben zwar nicht den besten Saisonstart hingelegt, verloren jedoch nur ihre erste Partie gegen Borussia Dortmund. Anders als Hertha schaffte es die Eintracht sowohl gegen Wolfsburg als auch gegen Köln zu punkten. Die drei Punkte gegen Bayern waren die ersten für die Hessen.

Frankfurt musste mit einigen Problemen im Kader klarkommen, insbesondere mit Vertragsstreitigkeiten mit Amin Younes und Filip Kostic. Letzterer zeigte sich jedoch gegen den Rekordmeister treffsicher und wird auch gegen Hertha eine wichtige Waffe werden. So hat man das Gefühl, dass die “Adler” im Gegensatz zu Hertha nun ins Rollen kommen könnten. Dafür bräuchte es jedoch einen Heimsieg gegen die “alte Dame” – ob Hertha ihnen diesen Gefallen tut?

Kann sich Frankfurt vom „Bayernbesieger-Fluch“ lösen?

Viel Optimismus kann man als Anhänger*in Herthas aktuell nicht aufbringen. Ein Auswärtssieg in Frankfurt scheint erneut eine Herkules-Aufgabe zu sein. Dabei werden die kommenden Aufgaben nicht leichter. Hertha sollte also unbedingt punkten, um der „roten Zone“ der Tabelle fernzubleiben.

Foto: Adam Pretty/Getty Images

Gute Nachrichten für Hertha-Fans gibt es immerhin. Frankfurts Stürmer Rafael Borré muss noch spät in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ein Länderspiel in Südamerika spielen. Ob er rechtzeitig zurück sein wird, und in welcher körperlichen Verfassung, ist unklar. Zudem ist die Offensive der Eintracht deutlich schwächer als im Vorjahr aufgestellt. Schließlich müssten die Hausherren auch noch hoffen, nicht vom „Bayernbesieger-Fluch“ getroffen zu werden: Teams, die den Rekordmeister überraschend schlagen, haben in den letzten Jahren regelmäßig im nächsten Spiel eine Niederlage kassieren müssen.

Fluch hin- oder -her: Dardais Mannschaft wird sich körperlich zeigen müssen, um gegen die physisch starken Frankfurter zu bestehen. Gerade im zentralen Mittelfeld wird vieles entschieden werden. Dort liegen die Hoffnungen der Blau-Weißen weiterhin auf Suat Serdar. Aber vielleicht hat sich Prince Boateng sein erstes Tor nach seiner Rückkehr gegen die Eintracht aufgehoben. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Titelbild: Alex Grimm/Getty Images

Hertha BSC – SC Freiburg: Mit Katerstimmung zum nächsten Richtungsweiser

Hertha BSC – SC Freiburg: Mit Katerstimmung zum nächsten Richtungsweiser

Der vergangene Samstagnachmittag dürfte auch für die größten Optimisten im blau-weißen Lager ein Augenöffner gewesen sein. Das 0:6 in Leipzig hat einmal mehr deutlich gemacht, wo Hertha aktuell steht. Die auch in dieser Höhe verdiente Klatsche war das folgerichtige Resultat einer nicht erklärbaren Transferpolitik. Als deren Konsequenz steht nun ein Kader auf dem Platz, der zwar gegen Fürth und Bochum genügen mag, darüber hinaus aber in dieser Konstellation noch weitere Pleiten zu befürchten haben muss. Es fehlt die Fantasie, wie das in absehbarer Zeit besser werden soll. Auch der kommende Kontrahent darf mitnichten als Aufbaugegner bezeichnet werden. Denn mit dem SC Freiburg kommt am Wochenende der – neben dem FC Bayern – einzig ungeschlagene Bundesligist ins Olympiastadion.

Gemeinsam mit Alex, unter anderem bekannt vom Spodcast Freiburg, blicken wir auf den SC.

So geht Kontinuität

Beständigkeit ist in dieser Saison Trumpf beim SC Freiburg (Bild: imago images via Getty images)

Die Worte, die Fredi Bobic vor vier Monaten bei seiner Antritts-Pressekonferenz wählte, wirken aus heutiger Sicht wie blanker Hohn. „Kontinuität ist das Wichtigste“ ließ der neue, starke Mann an der Hanns-Braun-Straße damals verlauten, bevor er wenige Monate später den halben Kader umwarf und damit die Hauptverantwortung für die sportliche Situation trägt.

Dass es sich auszahlen kann, wenn Kontinuität nicht nur propagiert, sondern tatsächlich gelebt wird, beweist der SC Freiburg schon seit Jahren, aber in dieser Saison besonders. Sage und schreibe ein Spieler wurde in Maximilian Eggestein an die Dreisam geholt und mit Baptiste Santamarika lediglich ein Stammspieler abgegeben.

Alex begründet die Transferpolitik wie folgt: „Es ist dieses Jahr sicherlich ein Mix von Gründen, von denen man profitiert hat. Zum einen sind da die pandemiebedingten Auswirkungen auf den so oft zitierten „überhitzen Markt“, welche diesen wohl ein wenig runtergeführt haben. Der SC, der – trotz Stadionneubau – sehr gut wirtschaftet, war nicht im allergrößten Zugzwang, Spieler zu verkaufen und konnte seine Leistungsträger wie Lienhart oder Sallai halten und sogar verlängern. Diese wären im Normalfall Spieler, welche bereit sind „für den nächsten Schritt“. Außerdem haben wir eine große Anzahl an Spielern, die bei Freiburg ihren Platz gefunden haben und sich sehr mit dem Verein identifizieren (u.a. Petersen, Grifo, Günter, Höfler, etc.) – das ist Gold wert für die Stabilität im Kader.“

Der neidische Blick gen Süden

Speziell die defensive Stabilität ist ein wichtiger Faktor für den Freiburger Erfolg. (Bild: BEAUTIFUL SPORTS / Gerd Gruendl, imago images via Getty images)

Auch in weiteren Aspekten kann man als Herthaner derzeit nur neidisch in den Breisgau schauen. Da wäre zum Beispiel das neue Stadion… aber das soll jetzt nicht Thema sein. Aus sportlicher Sicht fällt vor allem die Ausgewogenheit des Kaders auf, die ein entscheidender Grund dafür ist, dass Freiburg mit 3 Siegen und 3 Remis nach sechs Spieltagen auf Platz 5 rangiert.

„Auf manchen Positionen wie in der Innenverteidigung (Lienhart, Gulde, Heintz, K. & N. Schlotterbeck) und im defensiven Mittelfeld (Höfler, Haberer, Eggestein, Keitel) sind wir für unsere Verhältnisse fast schon überbesetzt und stehen vor der Herausforderung, dass alle auf ihre Einsatzzeiten kommen. Bei anderen Positionen haben wir klarere Stammspieler wie Günter und Grifo – allerdings auch viele Spieler aus der erfolgreichen zweiten Mannschaft die den alten Hasen weiterhin Druck machen und heiss sind. Das scheint alles ganz gut zu passen.“, bewertet Alex den Kader.

Auch deswegen waren im Sommer wohl so gut wie keine Transferaktivitäten nötig, da der Kader quasi keine Schwachstellen offenbart. Zudem ist beim SC Freiburg unter Christian Streich seit Jahren zu beobachten, dass Spieler mitunter auch mal eine komplette Saison benötigen, um sich an das intensive Spielsystem zu gewöhnen und dann im Folgejahr ihren Durchbruch erleben. Daher schätzt unser Experte auch, „dass Europa dieses Jahr ein realistisches Szenario ist“.

Breite Brust oder grauer Beton?

Es läuft also an allen Stellen rund beim SC Freiburg, der damit als klarer Favorit in die Partie am Samstag geht. Grund zum grenzenlosen Optimismus sieht Alex deshalb allerdings nicht: „Es gibt genau zwei Szenarien:

1. Der SC müsste eigentlich voller Selbstvertrauen nach Berlin fahren und hat absolut gar nichts zu verlieren. Ich wünsche mir Mut zur Offensive und ein ordentliches Pressing auf eine verunsicherte und unter Druck stehende Berliner Mannschaft. Ich wünsche mir ein 2-0, Hauptsache Schwoli muss gegen seine alten Kollegen mal hinter sich greifen.

2. – und das ist viel wahrscheinlicher. Es wird kalt, der Wind zieht durchs Stadion, es wird wie immer bei der Hertha ein absoluter Grottenkick und geht entweder 0-0 oder 1-0 für die Hertha (Traumtor von Davie Selke) aus. Unser Trainerteam neigt bei solchen Spielen ab und zu auch mal zur pragmatischen, nicht so ansehnlichen Taktik wie zuletzt in Mainz. Ich hoffe auf Szenario 1.“

Traumtor von Davie Selke – nun ja, träumen muss wohl noch erlaubt sein.

Die Fünferkette als Allheilmittel?

So schwer es in der sportlichen Situation auch fallen mag, das zu glauben – es gibt sie noch, die guten Nachrichten. So lichtet sich das Berliner Lazarett gemächlich. In der Pressekonferenz vom Donnerstag zeigte sich Trainer Pal Dardai zuversichtlich, dass sowohl Kapitän Boyata als auch Zeefuik wieder mit von der Partie sein dürften. Damit wäre auch die von Dardai bevorzugte Fünferkette, von der er sich die in Leipzig so schmerzhaft vermisste Stabilität erhofft, wieder eine Option.

Auch für die Offensive macht Herthas Trainer Hoffnung auf personelle Besserung. So reicht es für den wieder genesenen Stevan Jovetic wohl für eine Halbzeit und auch der in Leipzig eingewechselte Piatek soll laut Dardai bis zu 30 Minuten auflaufen können. Und falls es für beide doch nicht reichen sollte, muss eben ein Traumtor von Davie Selke herhalten.

Titelbild: Matthias Koch, imago images via Getty images

Leipzig – Hertha BSC: Quo vadis?

Leipzig – Hertha BSC: Quo vadis?

Es ist ruhig geworden an der Spree. Dem gruseligen Saisonstart mit drei Niederlagen aus den ersten drei Partien folgten nun zwei Pflichtsiege gegen die Aufsteiger aus Bochum und Fürth, dank derer man verhindern konnte, schon früh dem weiteren Teilnehmerfeld hinterherlaufen zu müssen. Die Hoffnung besteht, dass dieser so unausgeglichene Kader, der sich erst noch finden muss, nun über diese Ergebnisse das dringend nötige Selbstvertrauen geholt hat, um auch gegen qualitativ hochwertigere Gegner bestehen zu können. Den ersten Beweis für diese These tritt das Team von Pal Dardai am Samstag in Leipzig an.

In Vorbereitung auf das Spiel haben wir mit Leipzig-Experte Kai gesprochen, der uns die Hintergründe zum missratenen Saisonauftakt erklärt.

Der Nächste bitte

Viele staunten nicht schlecht, als in der Saison 2016/2017 plötzlich ein neuer Bayern-Jäger die Liga in Aufruhr versetzte. Der Aufsteiger aus Leipzig schaffte es in der Debütsaison, mit Hochgeschwindigkeits-Pressingfußball auf Platz Zwei vorzustürmen. Mit Ausnahme des zweiten Jahres stand seitdem am Ende jeder Saison ein Champions League-Platz zu Buche, letztes Jahr gar erneut die Vizemeisterschaft. Da man sich im selben Zeitraum darauf verlassen konnte, dass der natürliche Verfolger Dortmund es regelmäßig fertigbrachte, gegen Vereine wie Augsburg oder Freiburg zu verlieren, schien Leipzig – mit freundlicher Unterstützung eines zahlungskräftigen Österreichers – die einzige Mannschaft, die die Dominanz aus München brechen könnte. Jener Gedanke dürfte seit diesem Sommer obsolet sein.

leipzig
Insbesondere der Abgang von Trainer Nagelsmann hinterlässt eine große Lücke in Leipzig. (Foto: Tim Rehbein RHR FOTO, imago images via Getty images)

Hat der Branchenprimus aus dem Süden bislang die Finger von Spielern aus der Messestadt gelassen, wurde in diesem Sommer wieder die altbewährte Hoeneß-Taktik aus der Schublade geholt, die auch schon Mannschaften wie Werder Bremen, Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen zu spüren bekamen: Sobald dem FC Bayern jemand auf nationaler Ebene zu nahe kommt, wird er eben leergekauft.

War man beim BVB immerhin noch so großzügig, die drei wichtigsten Akteure (Hummels, Götze, Lewandowski) über drei Saisons verteilt nach München zu lotsen, ging man bei den Leipzigern etwas rabiater vor und holte in einem Sommer den Trainer, den Kapitän sowie den Abwehrchef an die Isar.

Und so sehr man die Bayern dafür kritisieren kann, den nationalen Wettbewerb auf Spitzenebene seit Jahren faktisch außer Kraft zu setzen, so sehr zeigt der Blick auf die aktuelle Tabelle: Es funktioniert.

Die Rückkehr zum alten Weg

Nach der großen Abwanderung gen Süden war Leipzig also zum Handeln gezwungen und reagierte auf etwas ernüchternde Art und Weise. Denn nach harten Verhandlungen mit der Zweigstelle aus Salzburg besetzte man die vakante Trainerstelle mit Jesse Marsch, der vor seiner Versetzung in die Mozartstadt bereits in Leipzig als Co-Trainer unter Ralf Rangnick arbeitete. Sowohl den Abgang von Nagelsmann als auch dessen Nachfolgebesetzung sieht Kai sehr kritisch:

„Ehrlich gesagt kann ich den Schritt des Vereins nicht nachvollziehen. Der erste Fehler war, Nagelsmann inklusive seines gesamten Staffs vor Vertragsende und ohne Ausstiegsklausel zum größten sportlichen Wettbewerber ziehen zu lassen.

Marsch war dann aufgrund seiner vorherigen Stationen im RB-Fußballkosmos in Salzburg, New York und Leipzig sicher eine naheliegende Lösung. Aber aus meiner Sicht nicht die beste. Man hatte Nagelsmann geholt, um das Team taktisch zu einem europäischen Spitzenklub weiterzuentwickeln und einen Titel zu holen. Die Mission wurde unerfüllt abgebrochen und jetzt soll es eine Art „Zurück in die Zukunft“-Move richten. Ich halte das für eine Sackgasse.“

Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis

Was sicherlich für Marsch gesprochen hat, ist, dass man weiß, was man bekommt. Als Mitarbeiter, der seit 2014 im Konzern tätig ist, kennt er die Methoden in-und auswendig und hat sie bereits an den Standorten New York und Salzburg erfolgreich implementiert. In Leipzig indes stößt er damit bislang noch auf Widerstände: „In der Theorie steht Jesse Marsch für den klassischen RB-Stil mit einem starken Fokus auf Gegenpressing, Zentrumsorientierung sowie schnellen, vertikalen Kombinationen nach Ballgewinn. Aktuell ist davon – mit Ausnahme des Stuttgarts-Spiels – nur in Ansätzen etwas zu sehen. Das Team scheint noch sehr im Niemandsland zwischen dem Ballbesitz-System von Nagelsmann und der neuen, alten Spielidee von Marsch gefangen.“, ordnet Kai ein.

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Neu-Coach Jesse Marsch leidet noch unter Startschwierigkeiten (Foto: imago images via Getty images)

Insbesondere die für Leipzig eigentlich völlig untypische defensive Anfälligkeit bereitet Kai zudem Sorgen: „ […] Im Ergebnis lässt Leipzig, das unter Rangnick und Nagelsmann die stärkste Defensive der Liga hatte, aktuell die zweitmeisten Großchancen zu. Gleichzeitig setzt sich die schlechte Chancenverwertung auch in dieser Saison fort. Ganze sechs Tore aus 96 Torschüssen sind mit 6,3 Prozent die schlechteste Quote aller Bundesligisten.“

Ein wesentlicher Grund für die aufgezeigten Schwächen ist neben den noch nicht greifenden, taktischen Anpassungen sicherlich auch auf personeller Ebene zu finden. So wurde neben Dayot Upamecano in Ibrahima Konaté der zweite hochveranlagte Innenverteidiger verkauft. Aus Kais Sicht ist das „zusammen mit dem geplatzten Transfer von Lacroix aus Wolfsburg ein klares Manko der Transferperiode. Die fehlende Geschwindigkeit in der Innenverteidigung ist ein Grund für die aktuell katastrophale Restfeldverteidigung und die Gegentorflut gegen Bayern und ManCity.“

Dennoch ist es keineswegs so, als würde Hertha am Samstag auf ein Team aus Hobbykickern treffen. Auch in diesem Sommer gelang es Leipzig wieder, einige hochveranlagte Spieler in die Messestadt zu lotsen: „Mit Gvardiol, Simakan, Brobbey und Moriba hat man spannende junge Spieler mit viel Wertsteigerungspotenzial verpflichtet. Etwas aus der Rolle fällt da die Verpflichtung von André Silva aus Frankfurt, einem gestandenen Stürmer, der mit 28 Toren in der vergangenen Saison seine Qualitäten bereits auf Bundesliganiveau unter Beweis gestellt hat.“

Mit halber Kraft zum Angstgegner Leipzig

Blickt man auf die Situation in Leipzig, ist man also geneigt, zu resümieren, dass ein Sieg für Hertha wohl selten wahrscheinlicher war als an diesem sechsten Spieltag. Wäre da nur nicht die Verletztensituation. Neben Stefan Jovetic stehen auch Lukas Klünter. Dedryck Boyata, Jordan Torunarigha sowie Nezugang Myziane Maolida nicht zur Verfügung.

Wie lange es für Krzystof Piatek und Marton Dardai reichen wird, wollte Trainer Dardai bei der Pressekonferenz am Donnerstag noch nicht preisgeben. Ob die Statistik von acht Niederlagen in zehn Spielen gegen die Leipziger aufgehübscht werden kann, ist also einmal mehr zumindest fraglich.  

Titelbild: imago images via Getty images